Filminhalte Oktober
Oktober
AMERICAN
FILM NOIR
The Woman
in the Window
Gefährliche Begegnung
USA 1944, R: Fritz Lang, D: Edward G. Robinson,
Joan Bebbett, Dan Duryea, Raymond Massay, 99’
OF
"Schwarze Phantasien waren
ästhetischer Alltag im amerikanischen Kino.
Es ging nicht mehr um Verbrechen und Strafe, um
Schuld und Sühne, sondern vor allem um die
Ohnmacht vor Gewalt und Verrat, um rätselhafte
Situationen und tödliche Machenschaften,
um falsche Freunde, kaltherzige Frauen und die
Frage nach dem einfachsten Weg zum Überleben"
(Norbert Grob). Dabei war das Jahr 1944 mit Filmen
wie Otto Premingers Film Laura, Billy Wilders
Double Indemnity und Fritz Langs The Woman in
the Window besonders produktiv.
Nach dem Aufbruch seiner Familie in die Ferien
schläft Professor Wanley in seinem Club ein.
Er verlässt scheinbar eine Stunde später
die Räume. Vor einem Schaufenster mit einem
Frauenbild bleibt er stehen und wird von einer
Passantin angesprochen. Er begleitet die Frau
in ihre Wohnung. Als deren aufbrausender Liebhaber
auftaucht, ersticht ihn Wanley aus Notwehr und
beseitigt die Leiche. Von nun an lebt er in ständiger
Angst vor der Polizei.
„Fritz Lang inszeniert die Geschichte als
Film noir. Für seinen ironischen Schluss
erhält er Kritik, verteidigt ihn aber als
einzig mögliche Alternative zu einem negativen,
traurigen Ende, das er vermeiden wollte.“
(Die Chronik des Films)
am 01.10.2005 um
19.00 Uhr
The Killing
Die Rechnung ging nicht auf
USA 1956, R: Stanley Kubrick, D: Sterling Hayden,
Coleen Gray, Vince Edwards, Jay C. Flippen, 83’
OF
The Killing ist das Resultat
glücklicher und schicksalhafter Fügungen:
„Alexander Singer, ein Freund aus High-School-Tagen,
machte Kubrick mit James B. Harris bekannt. Dieser
schlug dem gleichaltrigen Kubrick nach einer Vorführung
von Killer’s Kiss vor, seinen nächsten
Film zu produzieren. Die beiden gründeten
die Firma Harris-Kubrick Pictures, mieteten Büroräume
an und hielten nach einem geeigneten Projekt Ausschau.
In einem Buchladen stieß Harris auf den
1950 veröffentlichten Kriminalroman >Clean
Break< von Lionel White. Kubrick gefiel der
Stoff und Harris erwarb für 10.2005000 Dollar
die Filmrechte.“ (Robert Müller)
Dieser Film, den Kubrick „… später
selbst seine >erste wirklich professionelle
Arbeit< genannt haben soll, erzählt ganz
ähnlich wie Rififi von Jules Dassin einen
Raub, in diesem Fall auf der Pferderennbahn. Das
Besondere dabei ist die Detailgenauigkeit und
Ausführlichkeit, mit der sich der Film der
Tat widmet. Tatsächlich besteht er ausschließlich
aus den Vorbereitungen, dem Raub und dem anschließenden
Beuteteilen. The Killing entstand ein Jahr später
als Rififi, setzt sich aber vom Vorläufer
einerseits ab durch die enorm hohe Erzählgeschwindigkeit,
die ihn viel mehr als >Actionfilm<, denn
als >Film Noir< klassifiziert, andererseits
durch überlappende Zeitebenen, in denen die
eine Woche erzählter Zeit verschachtelt ist.“
(Achim Wiegand)
am 01.10.2005 um 21.00 Uhr
am 02.10.2005 um 19.00 Uhr
Touch of Evil
Im Zeichen des Bösen
USA 1958, R: Orson Welles, D: Charlton Heston,
Janet Leigh, Orson Welles, Marlene Dietrich, 95’
OmU
In Touch of Evil hat Regisseur
Orson Welles sich nicht nur selbst in Szene gesetzt,
auch Nebenrollen besetzte er mit Hollywoodstars
wie Marlene Dietrich, Joseph Cotten, Zsa Zsa Gabor.
Ursprünglich war Welles nur als Schauspieler
unter Vertrag, später entschloss er sich
jedoch, auch Regie zu führen, wobei er von
dem einflussreichen Star Charlton Heston entscheidend
unterstützt wurde. Meisterhaft schildert
Welles die Atmosphäre in einer mexikanischen
Grenzstadt mit menschenleeren Motels und schmierigen
Bordellen. Zuerst fand der Film keine große
Resonanz beim Publikum, erst später entwickelte
er sich zum Klassiker.
Polizist Vargas beobachtet den alten Polizeichef
Quinlan (Orson Welles) beim Fälschen von
Beweisen gegen einen Verdächtigen. Schon
mehrfach half er mit unlauteren Mitteln der Überführung
der Täter nach. Quinlan sieht sich gefährdet,
versucht Vargas zu töten und wird dabei selbst
zum Opfer.
„Beeindruckend spielt Welles den Quinlan,
der trotz seiner Unmoral ein tragischer Held ist:
Nach dem Verlust der Ehefrau, die von Gangstern
ermordet wurde, kämpft er nun besessen gegen
das Böse.“ (Die Chronik des Films)
am 02.10.2005 und 09.10.2005
jeweils um 21.00 Uhr
White Heat
Maschinenpistolen (alternativ:
Sprung in den Tod)
USA 1949, R: Raoul Walsh, D: James Cagney, Virginia
Mayo, Edmond O’Brien, Steve Cochran, 109’
OF
Der Mutterkomplex eines Gangsters
ist das zentrale Thema von Raoul Walshs White
Heat, einem Film Noir, in dem James Cagney die
viel beachtete Hauptrolle spielt. Cagney spielte
so überzeugend, dass er danach fast ausschließlich
Gangster-Rollen angeboten bekam.
Cody Jarrett (James Cagney) braucht nur zwei Dinge
im Leben: geraubtes Geld und die Zuwendung seiner
Mutter. Sie ist sein Fixpunkt, ihr Lob sein höchstes
Ziel. Zudem besitzt sie als einzige die Fähigkeit,
Codys häufige Migräneanfälle zu
lindern, die ihn seit seiner Kindheit plagen.
Der Film erklärt die Kopfschmerzen als Reaktion
des kleinen Cody, die Aufmerksamkeit seiner Mutter
zu erringen. Später haben sich die Schmerzen
verselbständigt.
Als Cody eines Tages erfährt, dass seine
Mutter ermordet wurde, macht er sich auf die Suche
nach dem Täter und nimmt Rache an ihm. Anschließend
flüchtet er sich – halb wahnsinnig
vor Kopfschmerzen – vor der Polizei auf
einen Gastank, den er in einem grandiosen Finale
in die Luft sprengt.
am 06.10.2005 und
15.10.2005
jeweils um 19.00 Uhr
The Night
of the Hunter
Die Nacht des Jägers
USA 1955, R: Charles Laughton, D: Robert Mitchum,
Shelley Winters, Lillian Gish, Peter Graves, 88’
OF
Der Bankräuber und Mörder
Ben Harper (Peter Graves) versteckt 10.2005000 Dollar
bei seiner Frau (Shelley Winters) und seinen beiden
Kindern, bevor er in die Todeszelle kommt. Sein
Zellenkumpan Powell (Robert Mitchum) versucht
vergeblich, den Ort des Verstecks aus ihm herauszuholen.
Als Powell entlassen wird, schmeichelt er sich
im Gewand eines Priesters bei Harpers Witwe ein
und heiratet sie zuletzt gar. Als diese die wahre
Identität ihres jetzigen Ehemanns erfährt,
wird ihr klar, dass ihr Leben und das ihrer Kinder
in großer Gefahr ist.
„Zwei Kinder, ein Schatz und ein Zauberwald.
Eine ertrunkene junge Frau, deren Haar sich ganz
langsam im Rhythmus des Stromes wiegt. Und ein
Diener des Herrn, dessen tätowierte Knöchel
die ganze Welt bedeuten. LOVE und HATE. Schwarz
und Weiß. Die einzige Regiearbeit des Schauspielers
Charles Laughton. Uralt und zeitlos, voller tückischer
Strömungen: Ein Film wie ein Fluss.“
(Harun Farocki)
am 06.10.2005 um 21.00
Uhr
am 09.10.2005 um 19.00 Uhr
WIEDERENTDECKT
Die Blitz-Zentrale
D 1921, R: Valy Arnheim, D:
Marga Lindt, Valy Arnheim, ca. 90’
Der dritte Großfilm der
Harry Hill-Sensations-Detektiv-Serie dreht sich
um das geheimnisvolle Metall Platinaphor. Diese
Erfindung ermöglicht es, die Energie des
Blitzes einzufangen und dem Wohle der Menschheit
nutzbar zu machen. Mit allen Mitteln versucht
ein ausländischer Konzern, in den Besitz
der Formel zu gelangen. Die Blitz-Zentrale enthält
alle Zutaten eines spannenden Detektiv-Films:
ein Motorbootrennen, ein geheimnisvolles Versteck,
eine Flucht über die Dächer der Großstadt,
einen vergifteten Regenschirm, ein Fallschirmabsprung
von einem Hochhaus, wechselnde Verkleidungen und
Masken, Verfolgungsjagden, einen explodierenden
Dampfer, als Filmteam getarnte Ermittler und mehrere
Rettungen in letzter Minute. Das Tempo der modernen
Welt feiert Triumphe. Als zusätzlicher Schauwert
ausgelegt ist der Kampf des eleganten Detektivs
Harry Hill (Valy Arnheim) mit seiner ebenso schönen
wie skrupellosen Gegenspielerin Giona da Conre
(Marga Lindt).
Die überlieferte Kopie enthält zahlreiche
rot, grün und orange viragierte Szenen.
Eine Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit
CineGraph Babelsberg und dem Bundesarchiv-Filmarchiv.
Einführung: Jeanpaul Goergen
Klavierbegleitung: Peter Gotthardt
am 07.10.2005 um 19.00 Uhr
FORMEN DER ERINNERUNG
NATIONALSOZIALISMUS IM FILM
Das Goebbels-Experiment
D 2004, R: Lutz Hachmeister,
B: Lutz Hachmeister, Michael Kloft, 105’
Lutz Hachmeisters Film Das Goebbels-Experiment
lässt die Dokumente sprechen: zu Bild- und
Tonaufnahmen der nationalsozialistischen Propagandamaschinerie
werden ausschließlich Tagebucheintragungen
des Joseph Goebbels aus den Jahren 1924 bis 1945
zitiert – erzählt von Udo Samel. Durch
die formale Gestaltung – die den Bildern
unterlegten subjektiven Tagebuchäußerungen
– manifestiert sich die Person Goebbels
als eines zwischen Depression und Ekstatik schwankenden
fanatischen Machtmenschen. Die kundige Kompilation
von Bild- Ton- und Textdokumenten vermittelt durch
die Innenperspektive auch eine Vorstellung der
inneren Mechanismen der Macht und des Wesens der
nationalsozialistischen Propaganda.
„Von allen Spiel- und Dokumentarfilmen,
die seit dem Untergang in unsere Kinos kamen,
ist Das Goebbels-Experiment der kühnste und
der einfachste. Er zeigt uns Goebbels in Bild
und Ton, und die scheinbar simple Montage, der
Verzicht auf den Kommentar haben sofort Argwohn
erregt bei den ersten Aufführungen des Films
auf der Berlinale, als würde ihm dadurch
kritiklos das Feld überlassen. Ähnlich
misstrauisch wurde seinerzeit Bruno Ganz beäugt,
als er im Untergang versuchte, in Hitlers Haut
zu kriechen. Es ist die Verführungskraft
des Kinos allgemein, die es den Intellektuellen
weiterhin suspekt macht, untauglich für die
Aufklärung. Hachmeister versucht es also
andersherum, er will Geschichte erklären,
indem er sie vorführt." (Fritz Göttler:
Süddeutsche Zeitung, 14.04.2005)
Filmgespräch mit Michael Kloft
am 07.10.2005 um 21.00 Uhr
Das Himmler-Projekt
D 2000, R: Romuald Karmakar,
D: Manfred Zapatka, 180’
Am 4. Oktober 1943 fand im Goldenen
Saal des Schlosses von Posen eine „SS-Gruppenführertagung“
statt, auf der Himmler vor 92 SS-Generälen
gut drei Stunden lang seine Gedanken über
den Stand der Dinge darlegte. In dieser Rede skizziert
er den bisherigen Kriegsverlauf, diskutiert die
Probleme der inneren Sicherheit und schwört
seine Generäle auf die Tugenden der SS ein.
Dazu entwirft er ein Szenario für die nächsten
6.000 Jahre Großgermanien, in dem er die
Beherrschung des Kontinents, die Bevölkerungspolitik
und die zentrale Rolle seines SS-Ordens beschreibt.
Die Rede wurde auf Wachsplatten aufgezeichnet
und diente bei den Nürnberger Prozessen als
wichtiges Dokument; im Anhang der Protokolle des
Internationalen Militärtribunals ist sie
seit 1947 öffentlich zugänglich und
wird in historischen Werken oft zitiert.
„Der Schauspieler Manfred Zapatka trägt
den Text der Rede in einem in neutrales Grau getauchten
Studio vor, ruhig und verhalten - er >spielt<
Himmler nicht, er spricht ihn. Vier (Video-)Kameras
(zwei seitlich, zwei in der Mittelachse) zeichneten
die nüchterne Lesung auf, insgesamt verfügt
der dreistündige Film lediglich über
50 Schnitte“ (Josef Lederle). In der ihm
eigenen Genauigkeit rekonstruierte Karmakar den
Wortlaut und die Umstände der Rede bis in
Feinheiten und listet im Nachspann die Namen und
wichtigsten Lebensdaten aller Teilnehmer auf,
die teilweise noch bis in die 70er-Jahre öffentliche
Ämter bekleideten.
Filmgespräch mit Romuald Karmakar
am 08.10.2005 um 19.00 Uhr
Blauäugig
BRD 1989, R: Reinhard Hauff,
D: Götz George, Miguel Angel Sola, Julio
de Grazia, Alex Benn, 87’
Blauäugig ist die Geschichte des Johann
Neudorf (Götz George), der eigentlich Hanus
Novak heißt und als Kind in der Tschechoslowakei
von deutschen Eltern zwangsadoptiert wurde. Nach
dem Krieg emigrierte Novak nach Argentinien und
wurde dort unter seinem deutschen Namen ein erfolgreicher
Geschäftsmann mit den besten Kontakten zur
Wirtschaft und zum Militär. Von der Willkür
und der Unmenschlichkeit der dort herrschenden
Diktatur wollte er nichts wissen. Aber dann wird
Neudorfs Tochter entführt. Auf der Suche
nach ihr erlebt er nun am eigenen Leib all das
Leid, das er bisher nicht wahrhaben wollte. Er
findet seine Tochter in einer Leichenhalle mit
deutlichen Spuren von Folterung und erfährt,
dass sie vor ihrer Ermordung ein Kind geboren
hatte. Neudorf setzt alles aufs Spiel, um das
Kind zu finden. Seine eigene Lebensgeschichte
scheint sich auf fatale Weise zu wiederholen:
Er selbst war als Kind von den Nazis verschleppt
worden.
Reinhard Hauffs Film ist ein ausgesprochen politischer
Film. Nach eigener Aussage hat es ihn „gereizt,
einen Film zu machen über das Phänomen
der Verdrängung und die Uneinsichtigkeit
in geschichtliche Erfahrung“.
am 13.10.2005 Filmgespräch mit Reinhard
Hauff
am 13.10.2005 und 14.10.2005
jeweils um 19:00 Uhr
Napola – Elite
für den Führer
D 2005, R: Dennis Gansel, D:
Tom Schilling, Max Riemelt, Devid Striesow, Florian
Stetter, 115'
Nationalpolitische Bildungsanstalten, kurz Napolas
genannt, waren neben den Hitlerschulen die Kaderschmieden
des NS-Regimes. Hier sollten die künftigen
Gauleiter für London, Paris, Moskau und Kapstadt
ausgebildet werden.
Dennis Gansel erzählt in seinem Film eine
Geschichte aus diesen Kaderschmieden.
Der 16-jährige Arbeitersohn Friedrich Weimer
(Max Riemelt) landet als Boxtalent in einer Napola-Schule.
Dort freundet sich Friedrich mit Albrecht (Tom
Schilling) an, dem Sohn des örtlichen Gauleiters.
Dessen Sensibilität und Besonnenheit haben
einen großen Einfluss auf Friedrich. Er
beginnt die Propaganda zu durchschauen.
am 13.10.2005 um 21.15 Uhr
Der neunte
Tag
D/ Luxemburg 2004, R: Volker
Schlöndorff, D: Ulrich Matthes, August Diehl,
Hilmar Thate, Bibiana Beglau, 97’
„Ich weiß nur, dass
es ein Film ist, der auch wehtut.“ So charakterisiert
Schlöndorff seinen Film Der neunte Tag in
einem Interview. Erstmals wagte sich der Oscar-Preisträger
an die Inszenierung der Gräuel aus den NS-Konzentrationslagern.
Ein Projekt, das er vorher nicht für darstellbar
hielt.
Das Drehbuch zum Film stützt sich auf die
Aufzeichnungen des luxemburgischen Abbé
Jean Bernard. Darin schildert Bernard seine traumatischen
Erinnerungen an Folter, Gewalt und Tod im Konzentrationslager
Dachau. Er war dort im „Pfarrerblock 25487“
von Mai 1941 bis August 1942 inhaftiert. Dabei
widerfuhr dem Geistlichen Ungewöhnliches:
Er bekam im Februar 1942 für neun Tage Heimaturlaub.
Die zurückgelassenen Priester hafteten mit
ihrem Leben für seine Rückkehr.
Der KZ-Urlaub Bernards, der in seinem Tagebuch
nur vier Zeilen einnimmt, gab dem Regisseur die
Freiheit, ein erdachtes menschliches Drama zu
spinnen – unter Änderung des Namens.
Aus der historischen Figur des Abbé Jean
Bernard wird so Abbé Henri Kremer.
Ulrich Matthes verkörpert auf eindringliche
Weise die Rolle des Abbé Henri Kremer,
Sohn einer einflussreichen luxemburgischen Familie,
der für neun Tage das KZ verlassen darf,
mit der Auflage, sich täglich beim Gestapo-Chef
von Luxemburg zu melden. Der perfide Schreibtischtäter
möchte den Kirchenmann zur Kollaboration
überreden. „Sie liefern sich im Grunde
ein Duell, einen Zweikampf über sieben Runden,
um zu sehen, was wichtiger ist - seinen Geist
zu retten oder in der Welt zu wirken.“ (Volker
Schlöndorff)
Im Anschluss Filmgespräch mit Ulrich
Matthes
am 14.10.2005 um 21:30 Uhr
AMERICAN FILM NOIR
The Killers
Rächer der Unterwelt
USA 1946, R: Robert Siodmak, D: Burt Lancaster,
Ava Gardner, Edmond O’Brien, Albert Dekker,
105’ OF
Pete Lunn, genannt „der
Schwede“ (Burt Lancasters Filmdebüt),
wartet in seinem Zimmer darauf, von den Auftragskillern
Al und Max umgebracht zu werden. Bald darauf dringen
die Gangster in das Zimmer ein und vollziehen
eine regelrechte Hinrichtung.
„Mit erregend expressiven Bildern beginnt
Robert Siodmak dort, wo Hemingways erregend kühle
Short Story endet. Warum lässt sich ein Mann
ohne Geste von Flucht oder Abwehr ermorden? Die
Weise der Antwort ist signifikant. Sie erfolgt
aus der Gewissheit des Scheiterns und vollzieht
sich in zersplitterter Textur: in Rückblenden,
die gegen Ende hin immer kürzer und dichter
geraten. Über deren Inspirationsquelle besteht
kein Zweifel: Citizen Kane, filmischer Ahnvater
der Schwarzen Serie. Aus Puzzleteilchen schält
sich an Gewissheit hervor, was den Film noir allenthalben
durchprägt. Die Vergangenheit hat den Helden
bereits eingeholt und überholt. Nur mehr
als Doppelgänger seiner selbst sitzt er im
Dunkeln und wartet darauf, dass die Killer wiederholen,
was das Leben an ihm vollzogen hat.“ (Harry
Tomicek)
am 15.10.2005 um 21.00 Uhr
am 23.10.2005 um 19.00 Uhr
Crossfire
Im Kreuzfeuer
USA 1947, R: Edward Dmytryk, D: Robert Young,
Robert Mitchum, Robert Ryan, George Cooper, 88’
OF
Vier US-Soldaten sind nach dem
Krieg im Urlaub und warten auf ihre Entlassung
aus der Armee. Als einer von ihnen, ein Jude,
ermordet wird, stößt Inspektor Finlay
(Robert Young) bei seinen Ermittlungen auf große
Schwierigkeiten. Er verhört die drei GIs
und erhält von jedem eine andere Version
des Tathergangs. Der Verdacht fällt erst
auf Mitchell, der seine Situation verschlimmert,
als er flieht. Doch Mitchells Freund Keeley (Robert
Mitchum) weiß um die Unschuld des Geflohenen.
Tatsächlich kommt Inspektor Finlay wenig
später zu der Überzeugung, dass der
Soldat Montgomery (Robert Ryan) gemordet hat –
und zwar aus purem Antisemitismus. Die Überführung
des Mörders nimmt der Film zum Anlass, ein
Plädoyer für Toleranz zu halten. Kommissar
Finlay erzählt dazu von seinem Großvater,
einem irischen Katholiken, der 1848 von ein paar
Andersgläubigen erschlagen worden war. Das
würde zwar nicht an den Schulen gelehrt,
sagt er, sei aber nichtsdestoweniger die wirkliche
amerikanische Geschichte. Gestern waren es die
Katholiken, heute sind es die Juden, morgen die
Protestanten, die Südstaatler oder die Krawattenträger.
Mit diesem Film über US-amerikanischen Antisemitismus
brachte Dmytryk die Kommunistenjäger um McCarthy
auf seine Spur, die ihn zur Emigration nach Großbritannien
zwangen.
am 16.10.2005 um 19.00 Uhr
am 23.10.2005 um 21.00 Uhr
Naked
City
Die nackte Stadt
USA 1948, R: Jules Dassin, D: Barry Fitzgerald,
Howard Duff, Don Taylor, Dorothy Hart, 96’
OF
Eine junge Tote in der Badewanne
führt das New Yorker Morddezernat in verwickelte
Ermittlungen. Leutnant Muldoon und sein Gehilfe
Halloran kommen einer Organisation auf die Spur,
die von einem Mitglied der oberen Schichten Hinweise
auf lohnenswerte Juwelenbestände erhielt.
Die Bande führt ihre Einbrüche diesen
Hinweisen gemäß aus, intern kam es
jedoch bald zu Streitigkeiten und Eifersüchteleien,
die mit dem Tod der jungen Frau endeten. Als die
Polizisten den Mörder stellen wollen, kommt
es zum Showdown.
Die Kriminalgeschichte basiert nicht nur auf einem
authentischen Fall, sie wurde von Jules Dassin
auch im Stil eines Dokumentarfilms gedreht. Wirklichkeitsgetreu
wird so auch die Arbeit der Kriminalbeamten dargestellt:
Alltägliche Täter und gewöhnliche
Cops in schäbigen, verrotteten, dunklen,
alles andere als modern erscheinenden urbanen
Dekors, die den beißenden visuellen Geruch
nach Realität verbreiten.
am 16.10.2005 um 21.00 Uhr
am 22.10.2005 um 19.00 Uhr
FORMEN DER ERINNERUNG
NATIONALSOZIALISMUS IM FILM
Zwei oder drei
Dinge, die ich von ihm weiß
D 2005, R: Malte Ludin, 89’
Im Dezember 1947 wird in Bratislava
Hanns Ludin als Kriegsverbrecher zum Tod durch
den Strang verurteilt und hingerichtet. Während
des Krieges war er von 1941 bis 1945 deutscher
Gesandter in der Slowakei und damit verantwortlich
für die Deportation der dort lebenden Juden.
Für seinen Sohn Malte Ludin, fünf Jahre
alt zum Zeitpunkt der Hinrichtung des Vaters,
ist diese Biografie Dreh- und Angelpunkt seines
Lebens. Der Politologe und Filmemacher hat mit
seinem Dokumentarfilm die Geschichte seines Vaters
aufgearbeitet. Bei seiner Familie stößt
er dabei auf vehemente Ablehnung und Weigerung,
die längst aktenkundige Wahrheit über
den Vater zu akzeptieren. Auf kühne und mutige
Weise setzt sich der Film mit den Mechanismen
von Beschönigung, Leugnung und Verdrängung
innerhalb der Familie eines Nazitäters auseinander.
Als intimes Dokument einer schmerzlichern Aufarbeitung
der eigenen Familiengeschichte ist der Film zugleich
beispielhaft für den Umgang mit Geschichte
allgemein.
„Ein Subjekte-Film, ein Film nicht über
die Menschen und ihre Vergangenheit, sondern ein
Film mit den Menschen und mit der Vergangenheit.
Und in sofern paradoxerweise auch ein Film in
die Zukunft hinein. Die vierte Generation hat
keine Zeugen mehr; sie ist den Faschismus-Bildern
der Medien und den Ritualen der offiziellen Kultur
ausgeliefert, sie soll, sagt man, >andere Sorgen
haben<. Aber sie wird die erste Generation
im Land der Täter sein, die sich aus der
emotionalen Gewalt des postfaschistischen Familienromans
lösen kann. Und Filme wie dieser werden dabei
eine wichtige Rolle spielen.“ (Georg Seeßlen)
am 20.10.2005 um 18.15 Uhr
Aus einem deutschen
Leben
BRD 1977, R: Theodor Kotulla,
D: Götz George, Elisabeth Schwarz, Hans Korte,
Kurt Hübner, 140’
Basierend auf der Biografie von
Rudolf Höß, dem berüchtigten Kommandanten
des KZ Auschwitz, erzählt der Film die fiktive
Lebensgeschichte des Franz Lang (Götz George).
Lang gehört zu jener Sorte Mensch, für
die der Auftrag eines Vorgesetzten ohne wenn und
aber durchzuführen ist. Nach der Machtergreifung
der Nazis erkennen die Militärs sehr schnell,
dass sie in Lang einen idealen Schergen vor sich
haben: Er hinterfragt nicht, er gehorcht, was
immer man ihm befiehlt. So steigt er zum Lagerkommandanten
von Auschwitz auf, wo unter seiner Führung
Millionen von Menschen, vor allem Juden, ermordet
wurden.
„Ohne Zweifel hängt die Wahl des Stoffes
mit der Tatsache zusammen, dass ich in Chorzow
(Königshütte) geboren bin, einem Ort,
der rund 50 km von Auschwitz entfernt liegt. Ich
wusste als Junge, dass es in der Nähe ein
großes Lager gab, in denen >fürchterliche
Dinge passierten<. Von der >Endlösung<
in all ihren Details habe ich allerdings erst
nach dem Zusammenbruch erfahren. Das Bewusstsein
nun, eine – gemessen an den Kriegsereignissen
jedenfalls – relativ ruhige Kindheit und
Jugend in fast unmittelbarer Nähe von solch
grauenhaften Verbrechen erlebt zu haben, war natürlich
eine bestürzende Erkenntnis, die niemals
wieder aus dem Bewusstsein gelöscht werden
kann. Seit diesem Moment hat mich das Thema Auschwitz
und sein weit verzweigter moralischer und sozialpolitischer
Umkreis nicht wieder losgelassen." (Theodor
Kotulla)
am 20.10.2005 um 20.30 Uhr
Doppelprogramm:
Eintritt 8.- €
Wundkanal
Hinrichtung für vier
Stimmen
BRD/ F 1984, R: Thomas Harlan, D: Alfred Selbert,
Rolf Niffuag, Robert Kramer, 107’
„Der Sohn des bekannten
Nazi-Regisseurs Veit Harlan hat einen achtzigjährigen
hohen SS-Mann vor die Kamera bekommen –
ein >Monstrum< aus dem innersten Bezirk
nazistischer Mörder. Dieser Mann, zu lebenslanger
Haft verurteilt und dann begnadigt, gehörte
zu den >Erfindern< einer infamen Liquidationstechnik
der Nazis: des fingierten Selbstmords politischer
Gefangener. Einer der Vorgesetzten dieses SS-Schreibtisch-Mörders
hat den Hochsicherheitstrakt von Stammheim entworfen,
in dem bekanntlich unter mysteriösen Umständen
vier RAF-Mitglieder den Tod fanden, von dem behauptet
wird, sie hätten ihn gesucht. Die Spekulation
über eine Kontinuität des Mordens im
Auftrag oder zumindest im Sinne des Staates ist
jedoch nur ein Teil von Harlans Film. Er simuliert
die Gefangennahme des Alt-Nazis durch eine terroristische
Gruppe und inszeniert mit kruden Mitteln des Experimentalfilms
eine Verhörsituation.“ (Wolfram Schütte,
Frankfurter Rundschau, 30.08.1984)
Während der Dreharbeiten zu Wundkanal hat
der amerikanische Regisseur Robert Kramer einen
eigenen Film gedreht, Our Nazi. Der Titel freilich
wirkt ironisch, denn der Film ist ein eindrucksvolles
Dokument eines sozialen Experiments: Kramer hält
mit der Kamera die Reaktionen des Wundkanal-Filmteams
fest.
Einführung: Moritz
Kirschner
am 21.10.2005 um 19.00 Uhr
Our Nazi
Unser Nazi
F/ BRD 1984, R: Robert Kramer, 116’ Mehrsprachige
OF mit dt. U
Auf die Frage, was Unser Nazi mit Wundkanal verbindet,
antwortet Robert Kramer in einem Interview: „Beide
Filme haben einen gemeinsamen Drehort, ein gemeinsames
Budget und müssen gemeinsam gezeigt werden.“
Während Szenen zum Wundkanal geprobt werden,
schiebt sich die Videokamera Robert Kramers vorsichtig
an das Filmteam heran, an die Söhne und Töchter
der Opfer- und Tätergeneration. Was sie aufnimmt,
ist der Zusammenbruch der Alltagsregeln zwischenmenschlichen
Handelns in der Diskrepanz der Gefühle, die
ein alter Mann an Höflichkeit und Rücksichtnahme
einerseits auslöst, von dem andererseits
jeder im Team weiß, dass er ein kalter,
zudem starr an seinen Positionen festhaltender
Schlächter ist, an dem das Blut tausender
Menschen klebt.
„Kramer fotografiert den SS-Schergen mal
als lederhäutiges Reptil mit blicklosen Glaskörper-Augen,
mal als eitlen Darsteller seiner selbst, als Geschichtenerzähler
und Charmeur. Ein Film, der seine Spannung daraus
bezieht, dass er das Filmen selbst als einen Prozess
begreift, der in seiner Härte über den
fiktiven Prozess im Wundkanal hinausgeht.“
(Gertrud Koch: epd Film 10/84)
Einführung: Moritz
Kirschner
am 21.10.2005 um 21.00
Uhr
AMERICAN FILM NOIR
They Live
by Night
Sie leben bei Nacht
USA 1948, R: Nicholas Ray, D: Farley Granger,
Cathy O’Donnell, Howard Da Silva, Helen
Craig, 95’ OF
Zwei Liebende küssen sich
in Großaufnahme, unten die Zeilen: „This
boy… and this girl… were never properly
introduced to the world we live in… to tell
their story“; und schon rast die Landschaft
hinter dem Titel vorbei: They Live by Night –
schließlich zeigt die Kamera aus der Höhe
den entkommenen Sträfling Bowie (Farley Granger)
und seine zwei älteren Kumpane bei einer
halsbrecherischen Fahrt, die mit einem Knall endet.
Rays düster-poetisches Debüt, einer
der wichtigsten Noirs der Dekade, erzählt
in einem nach wie vor verblüffenden, expressionistisch-dokumentarischen
Stil von Liebe auf der Flucht: Das pragmatische
Mädchen (Cathy O’Donnell) und der in
die Kriminalität getriebene Teenager ziehen
außer Atem übers Land, bis eine falsche
Bewegung das Ende herbeiführt.
They Live by Night brach so radikal mit den damaligen
Konventionen des Film Noir, dass die Produktionsfirma
den Film erst nach über zweijährigem
Zögern herausbrachte. Die Romanvorlage wurde
1973 von Robert Altman unter ihrem Originaltitel
„Thieves Like Us“ neu verfilmt.
am 22.10.2005 und 30.10.2005
jeweils um 21.00 Uhr
FORMEN DER ERINNERUNG
NATIONALSOZIALISMUS IM FILM
Zeit der
Götter
D 1992, R: Lutz Dammbeck, 92’
Arno Breker war in den 1920er
Jahren eine der großen Hoffnungen deutscher
Bildhauerkunst, er wurde geschätzt von dem
Maler Max Liebermann und dem Kunsthistoriker Wilhelm
Hausenstein und war befreundet mit den Künstlern
Maurice de Vlaminck, Jean Cocteau und Aristide
Maillol.
Zwischen 1936 und 1945 arbeitete Breker fast ausschließlich
im Auftrag Hitlers für den Architekten Albert
Speer und dessen Planungen für die Umgestaltung
Berlins zur "Welthauptstadt Germania".
Wo war der Punkt, an dem Brekers Figuren das Maß
verloren und ins Monströse wucherten? Wann
gerät ein Talent in die Abhängigkeit
von Macht und Ideologie? Wo verläuft die
feine Grenze zwischen Machtopportunismus und Autonomie
der Kunst?
Der Film ist eine Mischung aus Dokumentarfilm,
assoziativer und inszenierter Collage, autobiografischer
Annäherung und Film-Essay über das spannungsreiche
Verhältnis von Kunst, Macht und Moral, sowie
die Wurzeln faschistischen Denkens.
Interviewpartner sind das Lieblingsmodell Brekers,
der ehemalige Zehnkämpfer Gustav Stührk
(†), die Schriftsteller Ernst Jünger
(†), Roger Peyrefitte (†) und Rolf
Schilling, der Sammler Peter Ludwig (†),
der Bildhauer Werner Stötzer sowie der Schauspieler
Jean Marais (†).
am 27.10.2005 Filmgespräch
mit Lutz Dammbeck
am 27.10.2005 um
19.00 Uhr
am 28.10.2005 um 21.15 Uhr
Architektur des Untergangs
Undergangens Arkitektur
S 1989, R: Peter Cohen, Sprecher: Bruno Ganz,
119’
Zahlreiche Filme haben sich mit
dem Thema Nationalsozialismus auseinandergesetzt;
Architektur des Untergangs zeigt ihn aus der Perspektive
des nationalsozialistischen Schönheitskults.
Eine der Hauptaufgaben der nationalsozialistischen
Propaganda war es, ein gesellschaftliches Klima
zu schaffen, in dem Brutalität akzeptiert
werden konnte: die Vermittlung der Botschaft,
dass Grausamkeit notwendig war, um Schönheit
zu erreichen.
Dieser eigenartige Ästhetizismus war ein
charakteristischer Zug der jungen nationalsozialistischen
Partei der 20er Jahre; er entfaltete sich mit
fürchterlicher Konsequenz und war eine treibende
Kraft in der Entwicklung, die schließlich
in der Ausrottungspolitik gipfelte. Ein entgleister
Ästhetizismus, gepaart mit der Unfähigkeit,
Phantasie und Wirklichkeit auseinander zu halten,
prägte die nationalsozialistische Politik
bis zum Ende. Diese Kontinuität des nationalsozialistischen
Weges in die Katastrophe ist das Thema des Films,
dem eine umfassende Forschungsarbeit zugrunde
liegt.
Der schwedische Dokumentar- und Kinderfilmregisseur
Peter Cohen hat mit Hilfe von bis dahin unbekanntem
Bildmaterial die oft schon ausgewerteten, berühmten
Filmdokumente aus der NS-Zeit neu gedeutet.
am 27.10.2005 um 21.15
Uhr
Vom Hirschkäfer
zum Hakenkreuz
D 2001, R: Oliver Lammert, Madeleine
Dewald, 80’
„Der Hirschkäfer gilt
als größter europäischer Käfer.
Die Männchen verfügen über gewaltige
geweihartige Oberkiefer. So ein riesiger Aufnahmeapparat
passt zu einem Dokumentarfilm, der sich gefräßig
durch die Zeiten buddelt. Was ihm vor den Schlund
kommt, wird geschluckt. Verdaut wird der Kulturfilm
– so definierte das Kaiserreich dokumentarische
Lehrfilme mit Niveau und Erkenntnisgewinn. Hier
bewies der Film, dass er die Welt zeigen kann
wie kein anderes Medium. Der Kulturfilm war der
Geheimnislüfter der Welt. Leider mutierten
nicht wenige Kulturfilmer zu Propagandafilmern,
wurden von Herstellern originaler Abbilder zu
suggestiven Manipulatoren. (…) Kulturfilm
wäre auch eine treffende Bezeichnung für
dieses wilde 80-minütige Filmessay, in dem
ein ausuferndes Netz zwischen Avantgarde, Kulturfilm,
Ufa und NS-Propaganda, zwischen Hirschkäferfilm
und Cyberbugs gesponnen wird. Der Protagonist
ist eine digitale Suchmaschine, der >Historionaut<.
Er rast ohne Ruhe mit aufgeklapptem Hirschkäferkiefer
durch das Universum der Filmgeschichte. Die Musik
gibt den zuckenden Puls vor. In den Zähnen
verfangen sich Riefenstahl, Rammstein und Ruttmann,
ebenso Pioniere wie La Sarraz, Bela Balász
und Eisenstein.“ (GK: Kieler Nachrichten,
20.03.2003)
Vertraute Koordinaten der Erzählkonvention
sind in diesem Film außer Kraft gesetzt,
betonen die Regisseure.
Filmgespräch mit Oliver Lammert
am 28.10.2005 um 19.00 Uhr
AMERICAN FILM NOIR
Laura
USA 1944, R: Otto Preminger,
D: Gene Tierney, Dana Andrews, Clifton Webb, Vincent
Price, 88’ OF
Bereits in seinem ersten Film
Noir offenbaren sich die speziellen Stärken
Premingers, der ausgezeichnete Charakterstudien
mit komplizierten, anspruchsvollen Handlungsstoffen
zu verbinden weiß.
Im Mittelpunkt der Handlung steht ein Großstadtdetektiv,
der in einem Mord an einer erfolgreichen Geschäftsfrau
ermittelt. Die Erkenntnisse und Spuren passen
aber nicht zusammen. Tatsächlich taucht die
vermeintlich Tote eines Tages auf. Eine andere
Frau wurde an ihrer Stelle ermordet, und ihr eigenes
scheinbares Ableben ist der genau kalkulierte
Teil eines Mordplanes. Den allerdings kann der
Detektiv in letzter Minute durchkreuzen.
„Die Noir-Sprache, das Vokabular der Rückblenden,
Kameragleitfahrten, ins Dunkel sich öffnende
Türen, der Spiegel und Gitterschatten, beherrscht
Otto Preminger kongenial wie seine besten Kollegen.
Seine Kühle indes, seine Eleganz und sein
Wille zum Stil sind in der Schwarzen Serie singulär
geblieben.“ (Harry Tomicek)
am 29.10.2005 um
19.00 Uhr
am 04.11. um 21.00 Uhr
The Dark
Mirror
Der schwarze Spiegel
USA 1946, R: Robert Siodmak, D: Lew Ayres, Olivia
de Havilland, Charles Evans, Richard Long, 85’
OF
Wie keinem anderen deutschsprachigen Emigranten
gelang es Robert Siodmak im Genrefilm in perfektem
Stil Meisterwerke aus Licht und Schatten zu kreieren.
The Dark Mirror, eine Januskopf-Geschichte von
eineiigen Zwillingsschwestern (Olivia de Havilland
in einer Doppelrolle), von denen die eine grundgut
und die andere krankhaft kriminell veranlagt ist,
gehört zu den Highlights der Schwarzen Serie.
Die Schwestern Terry und Ruth Collins geraten
in Verdacht, als ein Arzt ermordet wird. Eine
der beiden muss die Täterin sein. Während
die Polizei ausgerechnet die gute Ruth verdächtigt,
weil sie am Vorabend der Tat ein Rendezvous mit
dem Opfer hatte, analysiert Psychiater Dr. Elliott
(Lew Ayres) bei Terry eine gefährliche Paranoia.
Wer ist die wahre Mörderin? Elliott verliebt
sich schließlich in eine von beiden...
am 29.10.2005 um 21.00 Uhr
am 30.10.2005 um 19.00 Uhr
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