ins Spiel gebracht. "Gibt es", so Häring in der Erwiderung
auf einen Artikel Heinrich Mendelssohns in der Zeitschrift "Das
Neue Berlin" 1929, "in der Hauptstadt einer Republik keine
andere wichtige Bauaufgabe als diese: die große Sieges- und Paradestraße,
die der soeben entthronte Absolutismus einstens von Schloß zu
Schloß gezogen hatte, auszubauen?" Häring stellt dagegen
die Forderung, diese Tat zu revidieren und "von der Alsenbrücke
bis zum Kemperplatz die große Straße der Republik"
zu ziehen, "um zunächst einen deutlichen und klaren Strich
durch diese Achse der Herrscher zu machen. Bei dieser Gelegenheit wäre...auch
der Siegesallee" beizukommen...".
Der Hinweis auf die Siegesallee macht wohl eher unfreiwillig deutlich,
daß auch der deutliche und klare Strich durch die Achse der Herrscher
zu spät gekommen wäre, da auch die Nord-Süd-Achse bereits
imperial besetzt war, und zwar fast
mehr noch als die Ost-West-Achse. Hier hatte Kaiser Wilhelm II. in nur
wenigen Jahren die Standbilder der Markgrafen und Kurfürsten von
Brandenburg aufstellen lassen und so eine brandenburgisch-preußisch-deutsche
via triumphalis geschaffen, deren Stiftung im Januar 1895 in engem zeitlichem
Zusammenhang mit der Eröffnung des Reichstagsgebäudes im Dezember
1894 stand. Welche Rolle die Siegesallee für die imperiale Einbindung
des Reichstages bildete, wie sie von Eberstadt, Mähring und Petersen
projektiert worden war, mag ein weiterer Blick auf deren Begründung
deutlich machen. "Dieser Platz", der, mit Ausnahme des Reichstagsgebäudes,
von Gebäuden mit militärischer Zweckbestimmung umfaßt
wäre und in dessen Zentrum die Siegessäule stand, "würde
erst den richtigen Abschluß und die richtige Krönung der
Siegesallee bilden: ist diese als eine bildliche Darstellung der brandenburgisch-preußischen
Geschichte zu betrachten, so spiegelt sich in ihm deren Fortsetzung
und vorläufiges Endziel, die Gründung des Deutschen Reiches
und sein Auswachsen zur Weltmacht".