Die Nord-Süd-Achse Martin Mächlers 1917/1920 Der Schweizer Architekt und Stadtplaner Martin
Mächler veröffentlichte 1920 in der Zeitschrift "Städtebau"
den Aufsatz "Ein Detail aus dem Bebauungsplan Gross?Berlin",
der den Königsplatz und die angrenzenden Gebiete betrifft. Dieser
Detailplan gehört in den Kontext von älteren Überlegungen
Mächlers zur Massenteilung der Stadt, die die Trennung in Funktionsbereiche
zur Grundlage der Planung macht; im Zentrum werden die übergeordneten
administrativen und repräsentativen Funktionen angesiedelt. Da Berlin
nicht nur als Stadt ein Zentrum besitzt, sondern darüber hinaus als
Hauptstadt das Zentrum des deutschen Reiches ist, das wiederum mit der
ganzen Welt in Verbindung steht, ergibt sich für Berlins Zentrum
gewissermaßen eine Zentralität höherer Ordnung.
Während diese Überlegungen zur Zentralität in hohem Maße spekulativ sind, geht Mächlers Detailplan von einigen konkreten Problemen der Stadtstruktur Berlins aus. Da ist zum einen die fehlende Nord-SüdVerbindung der Eisenbahnstrecken, die Mächler unterirdisch entlang dem Zug der Siegesallee herstellen will. An der Stelle, an der diese Linie die bereits existierende Ost-West-Verbindung kreuzt, nördlich des Spreebogens im Bereich des Lehrter Bahnhofs, würde ein Kreuzungsbahnhof entstehen. Damit könnten die Kopfbahnhöfe aufgehoben werden, die, wie vor allem der Potsdamer und der Anhalter Bahnhof, Barrieren für den Ost-West-Verkehr sind. Eine Verbesserung dieser Ost-West-Verbindungen würde durch die Verlängerung der Lennestraße nach Osten erreicht, wobei die Gärten hinter den Ministerien in der Wilhelmstraße durchbrochen würden und einige der Ministerialgebäude in dieser Straße dem Durchbruch zum Opfer fallen würden. Schon deshalb läge es nahe, Neubauten für die Ministerien in anderen Gebieten zu errichten. Hier bietet sich der Königsplatz für die Ministerien des Reiches an, da sich hier bereits das Reichstagsgebäude befindet, der Kemperplatz für die preußischen Ministerien. Beide Plätze sind auf derTrasse der Siegesallee durch eine Straße miteinander verbunden, deren Anlage und Ausdehnung sich |
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