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Standbild
Herzog Albas in Antwerpen
Nach 1600
Kupferstich; 32,6 x 20 cm
Inv.-Nr.: Gr 59/1275 a
Die
bei Jemgum erbeuteten Kanonen dienten den Spaniern als
Rohstoff für die Errichtung eines Denkmals für
Herzog Alba. Die ikonographische Tradition des Monuments
verweist auf die Überwindung der Hydra oder des
Cerberus durch Herkules. Das überlebensgroße
Standbild des Herzogs in der Rüstung eines spanischen
Feldherrn erhebt sich über einer am Boden liegenden
Figur mit zwei Köpfen und sechs Armen. Der Prunkharnisch
ist mit dem Orden vom Goldenen Vlies und der Schärpe
des Feldmarschalls geziert, die angewinkelte Linke hält
den Kommandostab. Der spanische Theologe Benito Arias
Montano entwarf die Bronzegruppe und beschrieb sie ausführlich.
Zur Erklärung des monströsen Wesens merkte
er an:
»Der Arm, dessen Hand die Bittschrift hält,
bezeichnet den Adel, der Madame de Parma die Bittschrift
überreicht. Der Arm mit dem Hammer die Zerstörung
der Kirchen. Der Arm mit der Holzaxt den Bildersturm.
Der mit dem Morgenstern bezeichnet diejenigen, die gegen
den König die Waffen ergriffen haben. Der Arm mit
der brennenden Fackel das Feuer, das sie an die Kirchen
und das ganze Land gelegt haben ... Die zwei Köpfe
auf einem Körper bezeichnen die Ketzerei; der mit
der kleinen Mütze stellt das Volk, der mit den
Kalebassen und Holznäpfen den Adel dar. Die zwei
Masken bedeuten, daß diejenigen sie trugen, die
die Bittschrift übergaben, und daß sie sich
erst (in ihrer wahren Art) zu erkennen gaben, nachdem
sie (ihre Masken) abgenommen hatten. Die Bettelsäcke,
wie auch die Kalebassen und Holznäpfe in den Ohren,
weisen auf den Namen >Geuzen<, den sie tragen.
Die Schriften und Schlangen, die aus den Bettelsäcken
kommen, sind Zeichen der Irrlehre und des Gifts, das
sie aussähen. Die Wunden an Arm und Oberschenkel
(zeigen), daß die Ketzerei von der Sacra Romana
Rota übel zugerichtet wird. Der Herzog ist ganz
gerüstet, mit Ausnahme des rechten Arms. Das zeigt
- in der Rüstung -, daß er die Schlechten
besiegte und aus dem Lande vertrieb. Der ausgestreckte
ungewappnete Arm (dagegen) ruft die Guten zu Friede
und Eintracht auf.«*
Auf dem Sockel steht übersetzt die Inschrift:
»Für Ferdinand Álvarez von Toledo,
Herzog von Alba, Statthalter Philipps II., den treuesten
Diener des besten Fürsten, in den Niederlanden
errichtet, weil er den Aufstand unterdrückte, die
Rebellen vertrieb, den Glauben schützte, Gerechtigkeit
übte und den Frieden in den Provinzen festigte.«
In dem rechten Sockelfeld steht ein brennendes Opferfeuer
für den Gott der Väter unter einer Girlande
und zwischen Trophäen. Wie in der Antike bilden
die erbeuteten Waffen das Material für das Siegeszeichen.
Das linke Sockelrelief zeigt den Feldherrn, der diesen
Sieg errungen hat, in der Gestalt des »Guten Hirten«.
In einfachem Gewand, einen breitkrempigen Hut auf dem
Kopf, den Stab der Hirten geschultert und mit einem
Krug in der Linken vertreibt er die Tiere der Dunkelheit:
Schlangen, Kröten, einen Wolf, Eulen und Fledermäuse.
Ihm folgen Schafe, Rinder und ein Hirsch als Tiere des
Lichts. Aus den Wolken greift eine geflügelte Gestalt
unterstützend in das Geschehen ein und vertreibt
mit einer Rute in der Rechten die Finsternis. Die Unterschrift
kennzeichnet sie als Aurora = Eos (franz. albe, span.
und ital. alba): Der Herzog ist - nomen est omen - die
Morgenröte, die im Kampf mit dem Dunkel der Ketzerei
die Rückkehr des Lichts des wahren Glaubens vorbereitet.
Das Antwerpener Standbild war nicht für die Ewigkeit
errichtet. 1574 ordnete Philipp die Entfernung des Monumentes
an. Gegen vereinzelten Widerstand von Anhängern
des »eisernen Herzogs« wollte der neue Generalstatthalter
Requeséns davon wieder Geschütze gießen
lassen.
*Zit.
bei Jochen Becker: Hochmut kommt vor dem Fall. Zum Standbild
Albas in der Zitadelle von Antwerpen 1571 -1574, in:
Simiolus, Kunsthistorisch Tijdschrift, Jaargang 5 (1971),
S. 75 -115, hier S.82
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