Der Tagesspiegel, Nr. 16 652, 01.04.1999
Flüchtende Menschen, brennende Dörfer Deutsches Historisches Museum erwarb ein wieder aktuelles Bild Die Szene wirkt gespenstisch vertraut in diesen Tagen: Im Vordergrund Flüchtlinge, halb realistisch dargestellt, halb pathetisch, die Mutter auf dem Esel ins Marienhafte überhöht. Im Hintergrund ein brennendes Dorf. 1937 hatte der spanische Maler Horacio Ferrer das Ölgemälde "Exodo" geschaffen, seine Antwort auf die Angriffe der deutsche Legion Condor gegen die andalusischen Küstenstädte. Das Deutsche Historische Museum konnte das lange verschollene Werk von den Erben des Spaniers erwerben und zeigt es ab morgen für zwei Wochen im Kronprinzenpalais, als Erinnerung an das Ende des spanischen Bürgerkrieges vor 60 Jahren wie auch als Kommentar zu Kosovo. "Exodo" ist das Gegenstück zu Ferrers "Schwarze Flugzeuge", das in der Ausstellung "Kunst und Macht" 1996 im DHM zu sehen war. Es befindet sich im Besitz des "Centro del Arte de Reina Sofia" in Madrid, wo auch Picassos "Guernica" hängt. Dessen Kommentar zur Bombardierung der baskischen Stadt durch die Legion Condor wegen deren berüchtigten Einsatzes erhielt in der NS-Zeit die Spanische Allee in Zehlendorf ihren Namen war wie "Schwarze Flugzeuge" im Spanischen Pavillon der Pariser Weltausstellung 1937 zu sehen. Auch ''Exodo", stilistisches Gegenstück zu Picassos abstrahierendem Bild, sollte dort gezeigt werden, wurde aber nicht fertig. Daher wurde es ein Jahr später in Barcelona ausgestellt. Das Bild galt nach dem Krieg als verschollen, fand sich erst in den Kellern des Museu d'Art de Catalunya in Barcelona wieder. Mit dem Erwerb des Bildes schreibt das Museum, so dessen Mitarbeiterin Barbara Kornmeier, eine Sammeltradition des Museums für deutscher Geschichte der DDR fort. Dort gehörten Spanischer Bürgerkrieg und Internationale Brigaden zum festen Themenkanon. Allerdings will man anderes als zu DDR-Zeiten sammeln, im letzten Jahr etwa kaufte man Goyas "Desastres de la Guerra". Auch ein äußerst aktuelles Werk. |
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