Wilhelm
Brücke, "Eine
Ansicht vom Zeughaus mit
der neuen Wache, und einem
Teil des Schlosses zu Berlin"
(Ausschnitt), 1828, Öl/Lw.
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(S.K.H.
Dr. Louis Ferdinand Prinz
von Preußen)
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Das Berliner Zeughaus, zu dem am Ende des 17. Jahrhunderts der Grundstein gelegt wurde, gehöre »zu den schönsten Gebäuden Europas«, so urteilte der Schriftsteller und Verleger Friedrich Nicolai 1786. Es zählt noch heute zu den bedeutendsten Barockbauten Berlins, insbesondere nachdem 1950 das Stadtschloß abgerissen wurde. Nach dem politischen Testament von Kurfürst Friedrich Wilhelm aus dem Jahre 1667 sollte das von ihm geplante Zeughaus weit über die Aufgaben eines einfachen Nutzbaues hinaus einen repräsentativen Charakter erhalten. Die fast dreißigjährige Planungsphase hielt an diesem Gedanken fest. Als brandenburgisch-preußisches Waffenmagazin führt es in seiner architektonischen Dimension und seiner bauplastischen Ausstattung nach wie vor das Sinnbild militärischer Macht vor Augen.
Das Zeughaus befindet sich heute in der Mitte Berlins. Die Dependenz zum Berliner Schloß läßt sich nur noch gedanklich rekonstruieren. Die ursprünglich westlich des Gebäudes verlaufende Stadtgrenze bringt sich durch den Straßennamen »Am Festungsgraben« in Erinnerung. Das Zeughaus ist das älteste Gebäude am Beginn der Straße Unter den Linden. Bereits 1647 ließ Kurfürst Friedrich Wilhelm den Reitweg vom Schloß zum Tiergarten, der über die Hundebrücke führte, mit Linden und Nußbäumen bepflanzen. Damit entstand die erste brandenburgische Sichtachse in Anlehnung an niederländische und französische Vorbilder, obwohl ihr ein point de vue fehlte. 1770 ließ Friedrich II. die Allee Unter den Linden zur Prachtstraße ausbauen. Nach den Befreiungskriegen prägten die Bauten Karl Friedrich Schinkels das Stadtbild. In der unmittelbaren Umgebung des Zeughauses entstanden 1817/18 die Königswache, auch Neue Wache genannt, 1822-1824 die Schloßbrücke mit ihrem gußeisernen Geländer und 1823 -1829 das Alte Museum.
Das Berliner Zeughaus steht in der Tradition europäischer Zeughäuser. Die ersten entstanden mit dem Fortschreiten der Waffentechnik am Ende des 15. Jahrhunderts. Sie gingen häufig aus den mittelalterlichen Rüstkammern hervor und dienten dazu, Waffen aller Art, insbesondere die schweren Geschütze und die neuartigen Feuerwaffen, aufzubewahren. Bei einer Mobilmachung sollten sie möglichst rasch ihre Waffenbestände zur Verfügung stellen. Aus diesen Aufgaben ergab sich ihre Lage in unmittelbarer Nähe von Befestigungsanlagen oder im Zentrum der Städte. Neben den reinen Nutzbauten entstanden im 16. und 17. Jahrhundert in Europa auch eine Vielzahl von repräsentativen Zeughäusern: Zu den bedeutendsten gehörten das Ulmer (1522), das Wiener, das Augsburger (1600-1607) und das Danziger (1600-1605). Sie waren als städtische Waffendepots entstanden. Die bekanntesten fürstlichen Anlagen waren das Zeughaus auf dem Hradschin in Prag, das kaiserliche Zeughaus in Wien (1584-1587) und das alte Zeughaus in Dresden (1559-1563).
Die Nutzung des Berliner Zeughauses wandelte sich in seiner fast dreihundertjährigen Geschichte vom Waffenarsenal zum Museum und entspricht damit der allgemeinen Entwicklung von europäischen Zeughäusern. Darüber hinaus spiegelt sich in ihm brandenburgisch-preußische und seit 1871 deutsche Geschichte bis in die jüngste Zeit wieder.
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