Das DHM informiert
Pressemitteilung vom 8. Februar 2007:
Gedächtnis der Nationen?
Neue nationale Geschichts- und Kulturmuseen:
Konzeptionen, Realisierung und Erwartungen
Internationales Symposium im Deutschen Historischen Museum
vom 14. bis 16. März 2007
Im Sommer 2006 eröffnete das Deutsche Historische Museum seine Ständige Ausstellung zur deutschen Geschichte und schloß damit einen zwanzigjährigen Vorbereitungsprozeß ab, in dessen Verlauf immer wieder die Frage nach der Darstellung von Geschichte diskutiert wurde.
Das Museumsvorhaben in Berlin war kein singuläres Ereignis. In verschiedenen anderen Staaten kommt es in den 1980er Jahren zur Gründung neuer nationaler Geschichts- und Kulturmuseen, deren Konzeptionen sich von denen bestehender Nationalmuseen deutlich unterscheiden. Nicht mehr die Darstellung der nationalen Vergangenheit als der glorreichen Zeit steht im Mittelpunkt, sondern die Vorstellung mit originalen Zeugnissen der Vergangenheit Höhen und Tiefen der Geschichte zu erklären und dabei politische, soziale und wirtschaftliche Entwicklungen in ihrer Differenziertheit darzustellen. Dazu gehört auch das Wissen über die gegenseitigen Beziehungen der Nationen in der Geschichte. Diese Museumsentwicklung wird in den Zusammenhang der Theorie der „Zweiten Moderne“ gestellt. Sie ist durch die Ablösung von den Werten der industrialisierten Welt gekennzeichnet. Das Bewußtsein von Wachstumsgrenzen, ökologische Probleme im Weltmaßstab, Globalisierung, Bedeutungsrückgang des Nationalstaates, Individualisierung, Auflösung von Bindungsstrukturen und Internationalisierung des Alltagslebens zeichnen sie aus. In dieser Situation der raschen Enttraditionalisierung ist das Bedürfnis nach Kenntnissen und Auseinandersetzung um die Vergangenheit zu einem wichtigen Kriterium der kulturellen Bildung und der Stabilisierung von Identitäten geworden. So findet auch ein Umdenken anderer Museumsgattungen hin zu einer stärker betonten historischen Ausrichtung statt.
Das internationale Symposium des DHM zieht Bilanz: Die Nationalmuseen aus den 1980er Jahren stellen Anspruch und Realisierung, Erfolge und Mißerfolge, Konflikte, Besucherakzeptanz, neue Herausforderungen und konzeptionelle Weiterentwicklungen vor.
Zum anderen bietet das Symposium den Nationalmuseen, die sich gegenwärtig neu aufstellen, ein Podium, ihre jeweiligen Planungen und Erwartungen zu präsentieren. Letztlich soll das Symposium herausarbeiten, ob und wie es den neukonzipierten Museen gelingt, Gedächtnis der Nation zu sein, um in diesem Sinne von den Besuchenden angenommen zu werden.
Das Programm finden Sie unter www.dhm.de/news und wird vom DHM versandt.
Über eine Information Ihrer Leser oder Hörer würden wir uns freuen.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Rudolf Trabold, Pressereferent
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