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Berlin, 19. März 2008

 

Neuerwerbung
Habseligkeiten der letzten Liebe Goethes

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Das DHM informiert:
Pressemitteilung vom 19. März 2008:

Habseligkeiten der letzten Liebe Goethes

Anfang des Jahres konnte das Deutsche Historische Museum ein Erinnerungsstück erwerben, das bislang unbekannt die Zeiten als Zeugnis überdauert hat.
Es ist eine vermutlich in Wien in Auftrag gegebene kostbare Schreibschatulle mit Necessaire. Der aufwendig gearbeitete Kasten ist ein sehr persönliches Geschenk des 72-jährigigen Dichters an seine letzte Liebe, die um 55 Jahre jüngere Ulrike von Levetzow, der er bei Sommeraufenthalten in Marienbad begegnete. Ein abgelehnter Heiratsantrag besiegelte Goethes Abschied von der Liebe. Ulrike von Levetzow lebte noch lange unverheiratet bis 1899.
In den zahlreichen Fächern des Kastens befindet sich ein Umschlag mit getrockneten Rispengräsern und unscheinbaren Blüten mit der Handschrift Ulrikes versehen: „Von Goethe erhalten im Jahre 1821, 1822, 1823 in Marienbad, Ulrike Levetzow“ ‑ in Erinnerung an glückliche Momente, die in den Dingen bezeugt sind.

Über einen entfernten Verwandten Goethes, den Frankfurter Schriftsteller Johann Friedrich Heinrich Schlosser (1780‑1851), gelangte die Schatulle in den Besitz der Familie von Bernus, die das Kästchen lange bewahrt und schließlich zum Verkauf angeboten hat. Schlosser hatte 1809 Sophie Charlotte du Fay geheiratet, deren Nichte Maria du Fay (1819‑1887) wiederum 1836 den Frankfurter Senator Franz Freiherr von Bernus (1808‑1884) ehelichte. Beider Tochter Maria (gest. 1925), später verheiratete Münch, war die längste Zeit die Besitzerin des Kästchens und bewahrte darin vor allem Briefe ihrer Mutter auf.

Dieses seltene Erinnerungsstück ist seit dem 21. März in der Ständigen Ausstellung des Deutschen Historischen Museums in dem Bereich zu sehen sein, der das Ende der Goethe-Zeit markiert. Es steht dort neben dem Altersporträt Goethes von Christian Daniel Rauch.

In den letzten Wochen bewegte das Thema durch den jüngst erschienenen Roman „Ein liebender Mann“ von Martin Walser die öffentlichen Diskussionen um diese beiden Menschen und ihre Beziehung.

Angaben zum Objekt
Schreibschatulle mit Necessaire für eine Dame - Geschenk Goethes an Ulrike von Levetzow, Wien, um 1820, Mahagoni, Thujamaser sowie Ahorn oder Birnbaum geschwärzt, feuervergoldete Bronzebeschläge, Stahlfedern und Wollbouclé.
17,5 x 37 x 24 cm

Im Inneren versehen mit einem Siegellack-Siegel mit Stern und Orden über einem Zettel mit der Chiffre „J.W.G.“, einem mit rotem Saffian überzogenen Necessaire, mit Instrumenten aus Bein und Stahl und Nadeletui mit Strohintarsien.
Neben den getrockneten Blüten zudem an originalem Inhalt: ein Goethe-Porträt in Miniaturmalerei, signiert „Krug“, ein Stück Siegellack „Nr. 4“, zwei Lineale aus Bein, ein Taschenspiegel mit rotem Saffianbezug.

Das Photomaterial finden Sie unter: www.dhm.de/pressefotos/schreibschatulle/.

 

Weitere Objekte in der Ständigen Ausstellung des DHM zu Johann Wolfgang von Goethe:

  • „Die Leiden des jungen Werthers“, Leipzig 1774, Erstausgabe. Goethe hat den „Werther“ nach eigenem Bekunden „mit dem Blute meines Herzens“ geschrieben. Der Liebesroman spiegelt die Empfindungen und das Denken eines jungen Mannes wider, der am herrschenden Moralkodex zerbricht.

  • Goethe-Büste von Christian Daniel Rauch (Arolsen 1777-1857 Dresden)
    wohl Berlin 1820, Marmor

  • Stühle aus dem Nachlaß der Schwiegertochter Goethes, Gottlieb Wilhelm Holzhauer zugeschrieben (Weimar 1753‑1794 Weimar), Weimar, um 1790, Obstbaum, Rosshaarbezug. Dieser „englische Stuhl“ wurde 1793 erstmals im „Journal des Luxus und der Moden“ veröffentlicht und danach zahlreich gefertigt. Stühle gleichen Typs stehen noch heute im Goethehaus und im Wittumspalais in Weimar.

 

Weitere Informationen: Dr. Rudolf Trabold, Pressereferent

 

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