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Berlin, 07. Juli 2008

Das DHM informiert:
Pressemitteilung vom 07. Juli 2008:

Preußisch-Amerikanische Beziehungen
Der Preußisch-Amerikanische Staatsvertrag von 1785

Ein historischer Markstein:
 Der weltweit erste Vertrag zur Regelung der Kriegsgefangenschaft

Generaldirektor Prof. Hans Ottomeyer, Dr. Helena Kane Finn und Peter Claussen, Botschaft der Vereinigten Staaten, Berlin, präsentieren die Vitrine mit dem preußisch-amerikanischen Staatsvertrag von 1785 "eröffnet".

Aus Anlaß der Eröffnung der neuen Botschaft der USA in Berlin zeigt das Deutsche Historische Museum in einer Studio-Ausstellung den Meilenstein des deutsch-amerikanischen Verhältnisses: Den Freundschafts- und Handelsvertrag zwischen König Friedrich II. von Preußen und den Vereinigten Staaten von Amerika von 1785 (eine Leihgabe des Geheimen Staatsarchiv - Preußischer Kulturbesitz, Berlin).
Dieser Vertrag wurde von dem preußische Gesandte in Holland, Freiherr Friedrich Wilhelm v. Thulemeier (1736-1811) und den amerikanischen Gesandten Benjamin Franklin (1706-1790), Thomas Jefferson (1743-1826) und John Adams (1735-1826) in Frankreich, Holland und Großbritannien unterschrieben.

Der preußisch-amerikanische Vertrag dokumentiert nicht nur die Anerkennung der Vereinigten Staaten von Amerika durch den brandenburgisch-preußischen Staat, er ist auch der weltweit erste Staatsvertrag, der in Friedenszeiten die Bedingungen der Kriegsgefangenschaft regelt.

Im Rahmen der Ständigen Ausstellung wird dieses seltene Dokument in unmittelbarer Nachbarschaft zum Erstdruck der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung in Deutsch gezeigt. Da viele Amerikaner Deutsch als einzige Sprache beherrschten erschien bereits am 6./8. Juli 1776 die Übersetzung der am 4. Juli 1776 vom Kongreß verabschiedeten Unabhängigkeitserklärung.

Friedrich II. von Preußen und der Vertrag
1783 beauftragte Friedrich II. seinen Gesandten von der Goltz in Paris mit dem amerikanischen Gesandten Benjamin Franklin, einem der Gründerväter der USA, über einen Vertrag zu verhandeln. Im Anschluß daran nahm Friedrich Wilhelm von Thulemeier, der preußische Gesandte in Den Haag, Kontakt zum dortigen amerikanischen Gesandten John Adams, dem späteren 2. Präsidenten der USA, auf. Von Mai 1784 an verhandelten Adams und Franklin im Auftrag des amerikanischen Kongreß mit Preußen. Ziel war die gegenseitige Regelung des Handels sowie des Einsatzes der Streitkräfte im Kriegsfall. Außerdem wurde der Status von Kriegsgefangenen geklärt.
Mit dem Vertrag hatte Preußen 1785 die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten anerkannt. Bis 1828 wurde seine Laufzeit zweimal erneuert. Der Eintritt der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg beendete die Wirksamkeit des Vertrags dann endgültig 1917.

Regelung der Kriegsgefangenschaft - Ein historischer Markstein
Wesentlicher Gegenstand des Freundschafts- und Handelsvertrags ist die Klärung der Bedingungen der Kriegsgefangenschaft. Das Abkommen zwischen Preußen und den USA ist in der Regelung der Kriegsgefangenschaft ein Wendepunkt. Es war der erste Staatsvertrag, der bereits in Friedenszeiten die Behandlung von möglichen Kriegsgefangenen regelt. Die entsprechenden Artikel des Vertrags dürfen nicht im Kriegszustand aufgehoben werden:
„sondern dass sie im Gegenteil für eben diesen Kriegszustand vorgesehen sind und während seiner Dauer ebenso unverbrüchlich befolgt werden sollen, wie die anerkanntesten Gesetze der Natur und Völker.“

Die Unterzeichner
Benjamin Franklin
Franklin, 1706 in Boston geboren, war ursprünglich Verleger. Der Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Erfinder ist einer der Gründungsväter der Vereinigten Staaten. Franklin war Mitverfasser der Unabhängigkeitserklärung. Nach dem Beginn des Unabhängigkeitskriegs schickte ihn der amerikanische Kongreß 1776 als Gesandten nach Paris. Als einer von drei Beauftragten leitete er die Verhandlungen, die 1778 zu der wichtigen Allianz mit Frankreich führten. 1786 kehrte Franklin in die Vereinigten Staaten zurück und wurde 1787 erster Präsident der Gesellschaft gegen Sklaverei. Als letzte öffentliche Handlung unterschrieb er im selben Jahr die amerikanische Verfassung. Franklin starb 1790 in Philadelphia.

Thomas Jefferson (1743-1826)
Der Jurist, Philosoph und Staatsmann gilt als intellektueller Kopf der amerikanischen Revolution und Vater der Unabhängigkeitserklärung von 1776. Ab 1785 wurde er der Nachfolger von Franklin. Unter George Washington zum Staatssekretär des Auswärtigen berufen, war er unter Präsident John Adams Vizepräsident. Als dritter Präsident der Vereinigten Staaten vom Amerika wirkte er von 1801 bis 1809 in zwei Amtsperioden maßgeblich an der innenpolitischen Ausgestaltung und territorialen Ausdehnung des neuen demokratischen Staatenbundes mit.

John Adams
Der 1735 geborene Adams war Rechtsanwalt. Als Politiker trieb er die Unabhängigkeit der Kolonien vom Königreich Großbritannien voran. Im Jahr 1777 wurde Adams vom amerikanischen Kongreß zum Gesandten in Frankreich nominiert. Ab 1782 hielt er sich als Gesandter in den Niederlanden auf. Zugleich wirkte er weiterhin in Paris an den Friedensverhandlungen mit den britischen Vertretern mit, die schließlich zum Friedensvertrag von 1783 führten. Adams war 1789 bis 1797 der erste Vizepräsident und 1797 bis 1801 der zweite Präsident der Vereinigten Staaten. John Adams starb 1826.

Freiherr Friedrich Wilhelm von Thulemeier (1736-1811)
Als Sohn eines Ministers aus lippschem Adel geboren, begann er nach dem Jurastudium 1755 eine diplomatische Karriere in preußischem Dienst. 1763 wurde er Gesandter in den Generalstaaten von Holland mit Sitz in Den Haag. 1793 Justizminister und Chef des Geistlichen Departements. Thulemeiers bedeutende Musikaliensammlung befindet sich heute in der Berliner Staatsbibliothek.

< align="justify">Begleitende Ausstellungsstücke:
Aktennotiz über die Einrichtung von diplomatischen Beziehungen
Berlin 1778,  Leihgabe: Geheimes Staatsarchiv - Preußischer Kulturbesitz, Berlin
In seiner Randbemerkung lehnte Friedrich II. den Wunsch der Amerikaner, ihrem Agenten William Lee eine offizielle Residenz in Berlin einzurichten, 1778 vorerst ab. Jedoch bat er seinen Minister Graf von der Schulenburg um eine diplomatische Antwort.

Reichstaler mit dem Bildnis des Königs Friedrich II.
Neue Münze Berlin, Berlin 1786, Silber

Medaille auf Benjamin Franklin, Amédée Pierre Durand, München 1818, Bronze

Medaille auf Thomas Jefferson, 1801, Silber, Leihgabe der Staatliche Museen zu Berlin - PK, Münzkabinett

Weitere Informationen und freundliche Grüße, Dr. Rudolf Trabold, Pressereferent