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Berlin, 12. Juli 2008

Das DHM informiert:
Pressemitteilung vom 12. Juli 2008:

Romanische Fresken in Berlin
Malereien aus dem Unesco-Weltkulturerbe im Deutschen Historischen Museum

Mit der Aufstellung zweier mittelalterlicher Fresken aus dem Kloster Müstair begrüßt Generaldirektor Prof. Dr. Hans Ottomeyer zusammen mit der Schweizer Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf und Dr. Jürg Goll, Stiftung Pro Kloster St. Johann in Müstair, neue Kunstwerke in der Ständigen Ausstellung des Deutschen Historischen Museums.

Es handelt sich um zwei romanische Fresken aus dem bedeutenden mittelalterlichen Wandmalereizyklus des Benediktinerinnenkloster St. Johann in Müstair, Schweiz, aufgrund dessen das Kloster 1983 zum Unesco-Weltkulturerbe erhoben wurde. Die um 1200 entstanden Darstellungen „Simon Magus im Streit mit den Heiligen Petrus und Paulus“ und „Der Heilige Petrus zähmt die Hunde mit geweihtem Brot“ stammen aus der Nordapsis der Abteikirche.

Das 774 von Karl dem Großen in den Graubündner Alpen errichtete Kloster gehörte zum Heiligen Römischen Reich. In einem engen Tal unterhalb des Reschenpasses gelegen, war es ein strategisch wichtiger Stützpunkt zur Kontrolle der Verkehrswege zwischen Deutschland und Italien. Dem Bischof von Chur diente es als Verwaltungszentrum, den Reisenden und Pilgern als Herberge vor oder nach dem Alpenübergang.

Die Saalkirche der Mönchsabtei wurde um 800 mit einem großen Freskenzyklus zur Christusgeschichte ausgeschmückt, der um 1200 an der Ostwand und in den Apsiden in spätromanischem Stil erneuert und teilweise übermalt wurde. Als im 15. Jahrhundert der Umbau in eine gotische Hallenkirche erfolgte, wurden die Malereien übertüncht. Bereits im 19. Jahrhundert wurden Teile des bedeutenden karolingischen Freskenzyklus wiederentdeckt, doch seine endgültige Freilegung erfolgte erst 1947 bis 1951. Dabei wurden die Malereien aus spätromanischer Zeit, zu denen die zwei Leihgaben für das Deutsche Historische Museum gehören, abgenommen, konserviert und in Müstair deponiert.

Dargestellt ist „Simon Magus im Streit mit den Heiligen Petrus und Paulus“ und der „Heilige Petrus, der die Hunde mit geweihtem Brot zähmt“. Simon Magus, gestorben um 65 n. Chr. in Rom, galt als erster Häretiker, der durch die Apostelgeschichte überliefert ist. Lukas berichtet, dass Simon, ein Magier, den Aposteln Simon und Petrus Geld geboten habe, damit sie ihm die Fähigkeit verkaufen, durch Handauflegen den Heiligen Geist auf Personen zu übertragen. Petrus verdammte dieses Ansinnen, eine Gabe Gottes Gabe durch Geld erlangen zu wollen. Daraufhin hetzte Simon Magus die Hunde auf die zwei Apostel, die Petrus allerdings mit geweihtem Brot besänftigen konnte. Das Thema war eine Warnung vor Ämterverkauf durch die Kirche und eine politische und religiöse Grundaussage der Zeit.

Die Kooperation zwischen dem DHM und Müstair reicht viele Jahre zurück: Auf der Suche nach einer Figur Kaiser Karls des Großen für die Ständige Ausstellung kamen der Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums, Hans Ottomeyer, und die verantwortliche Kuratorin Heidemarie Anderlik in Kontakt zum Kloster Müstair und zur Stiftung Pro Kloster St. Johann in Müstair. Nach erfolgreichen Gesprächen wurde 2003 ein Abguss der ältesten Monumental-Statue Kaiser Karls des Großen als Geschenk der Schweizerischen Eidgenossenschaft für das Deutsche Historische Museum übergeben. Die Übergabe erfolgte durch den Schweizer Bundespräsidenten Pascal Couchepin an den Bundespräsidenten Johannes Rau am 4. April 2003 in Berlin.
Aus dieser Zusammenarbeit entwickelte sich das Projekt, dessen Ergebnis mit der Aufstellung der zwei Fresken in der Ständigen Ausstellung nun zu sehen ist.

Weitere Objekte im Zusammenhang mit dem Kloster Müstair, die bereits in der Ausstellung zu sehen sind:

Standbild Karls des Großen aus der Klosterkirche St. Johann in Müstair/Schweiz, Original um 1200; Abguß 2003
Schenkung der Schweizerische Eidgenossenschaft. Karl der Große gilt als Stifter des Benediktinerklosters Müstair in der Schweiz, das um 800 als Stützpunkt am Weg nach Italien in verkehrsgünstiger Lage angelegt wurde. Das Standbild ist die älteste, einst farbig bemalte, Monumentalstatue Kaiser Karls des Großen.

3D CAD-Rekonstruktion und Simulation des Klosters St. Johann in Müstair
Mehr als 30 Jahre Forschung erlauben die Rekonstruktion der Bauphasen des in karolingischer Zeit im Grenzraum zwischen Bajuwaren im Nordosten, Langobarden im Süden und Franken im Nordwesten gegründeten und durch die Wandmalereien in der Kirche berühmten Benediktinerklosters St. Johann in Müstair.
Die Klosteranlage besteht aus verschiedenen Gebäudeteilen aus über 1200 Jahren.
Die älteste Klosteranlage und die Klosterkirche mit ihrem kostbaren karolingischen Bilderzyklus entstand ab 775. Karl der Grosse persönlich hat den Bau tatkräftig unterstützt. Seither haben mindestens acht größere Umbauten stattgefunden.

Weitere Informationen: Dr. Rudolf Trabold, Pressereferent