Das DHM informiert:
Pressemitteilung vom 8. Januar 2009
Museen für Geschichte!
Perspektiven für das Jahr 2009
Auf Initiative des Generaldirektors des Deutschen Historischen Museums in Berlin, der Direktorin des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart, des leitenden Museumsdirektors des Kulturhistorischen Museums in Magdeburg hatte sich ein Arbeitskreis „Museen für Geschichte“ mit dem Ziel der Entwicklung eines Kooperationsforums gegründet. Absicht ist, die Ausstellungsaktivitäten von historischen Ausstellungen und ihre Bedeutung besser zu koordinieren.
Der Arbeitskreis „Museen für Geschichte“, dem derzeit mehr als 20 große Museen aus dem deutschsprachigen Raum angehören, will vernetzen, zum gegenseitigen Austausch und ggf. zu Kooperationen anregen, damit historische Ausstellungen im öffentlichen Bewußtsein deutlicher als bisher wahrgenommen werden. Die zu besprechenden Themen der Fachdisziplin sind vielfältig und reichen von prinzipiellen Fragen, über Objekte als historische Zeugnisse und das Verdeutlichen ihrer Vermittlung bis hin zu praktischen Fragen wie Haftungsthemen, wachsende Leih- und Bearbeitungsgebühren, Kuriertätigkeiten und Abstimmungen über Ausstellungsschwerpunkte.
Ein wichtiger Aspekt von Museumsarbeit betrifft die großen Leistungen der Forschung in den Museen, die für die Öffentlichkeit und die kulturpolitischen Entscheidungsträger aller Ebenen als konkrete Bildungsarbeit herauszustellen sind. Oft werden unter der Rubrik Geschichtsmuseen vor allem das Deutsche Historische Museum, Berlin und das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn bzw. die Gedenkstätten der Länder überregional und international wahrgenommen. Verstärkt soll auf die bedeutenden Museen der regionalen und lokalen Ebene, für die Ausstellungen über Geschichte zu konzeptionellen Kernaufgaben gehören, hingewiesen werden.
Ein wesentlicher Motor der Gründung von Geschichtsmuseen der vergangenen Jahrzehnte war die Frage nach der historischen und kulturellen Identität der Menschen. In Zeiten weiter zunehmender Internationalisierung des Alltagslebens, der Europäisierung und Globalisierung kommt der Behandlung historischer und kulturhistorischer Themen in den Museen eine noch größere Bedeutung zu, weil sie Angebote unterbreiten können, sich mit internationalen, nationalen, regionalen und lokalen Zusammenhängen auseinander zu setzen.
Geschichtsmuseen und Geschichtsausstellungen haben Konjunktur und die höchsten Besucherzahlen unter den verschiedenen Häusern.
Jetzt geht es darum das Programm für das Jahr 2009 vorzustellen mit dem in diesem Gedenkjahr auf die verschiedenen Ausstellungen der Museen hingewiesen werden soll.
Als Gesprächspartner begrüßen Sie:
Prof. Dr. Hans Ottomeyer, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum Berlin
Prof. Dr. Cornelia Ewigleben, Direktorin des Landesmuseums Württemberg
Prof. Dr. Matthias Puhle, ltd. Museumsdirektor Kulturhistorisches Museum Magdeburg
Weitere Informationen und freundliche Grüße,
Dr. Rudolf Trabold, Pressereferent
(Einlage für die Pressemappe: Jahresprogramm)
Relevante Ausstellungen des Deutschen Historischen Museums im Jahr 2009
bis 22. Februar 2009
Kassandra. Visionen des Unheils 1914 – 1945
Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums
In Krisenzeiten und Zeiten des Übergangs haben Zukunftsängste Konjunktur. Visionen des Unheils, die sich bis zu Endzeit- oder Untergangsfantasien steigern können, prägen die Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Vorläufer um 1900 einbezogen, haben die Künstler des 20. Jahrhunderts mit besonderer Sensibilität auf die Krisen der Zeit reagiert. Vor dem Ersten und vor dem Zweiten Weltkrieg sowie in den 20er und 30er Jahren, bevor und während sich in Europa totalitäre Regime herausbildeten, lässt sich – insbesondere in Deutschland – eine Vielzahl an Angst- und Untergangsbildern nachweisen.
Kassandra. Visionen des Unheils 1914 – 1945 thematisiert und problematisiert die Rolle des Künstlers als Ahner und Mahner für die Kunst zwischen den Kriegen. Bezugsfigur der Ausstellung ist die Seherin Kassandra, die den Untergang Trojas vorausgeahnt und vor ihm gewarnt hat, ohne ihn verhindern zu können. Anliegen der Ausstellung ist es, das komplexe Phänomen des Visionären und Mahnenden nicht nur zu konstatieren oder seiner Faszination nachzuspüren, sondern es historisch-kritisch als Phänomen der Zeit zu hinterfragen.
Versammelt werden etwa 350 Exponate aus den Bereichen Malerei, Grafik und Skulptur. Die
Ausstellung beginnt mit einem Prolog, der anhand von Hauptwerken von Max Klinger,
Arnold Böcklin, Alfred Kubin und Ludwig Meidner das Heraufziehen von Unheil und Krieg vor dem Ersten Weltkrieg thematisiert. Das Kapitel Visionäre, Mahner und Rufer leitet den Hauptteil der Ausstellung ein. Eine Fülle zum Teil selten gezeigter Werke veranschaulicht hier, welche
Aktualität das Thema des Visionären und des Visionärs für die Künstler zwischen den Kriegen hatte. Die anschließenden Kapitel folgen einer chronologisch-thematischen Ordnung mit den
Zeitabschnitten 1918 – 1929, 1930 – 1933 und 1933 – 1939. Während sich die Chronologie
auf Kunst aus Deutschland und aus dem Exil konzentriert, mit Hauptwerken u. a. von Otto Dix, Max Beckmann und Karl Hofer, erlaubt ein zusätzliches Kapitel den Ausblick auf die
europäische Kunst dieser Zeit mit Werken u. a. von Max Ernst, André Masson und Pablo Picasso. Den Abschluss der Ausstellung bildet ein Epilog mit Darstellungen zum Ende des Krieges und
zur Shoa. Hier wird deutlich, dass Werke, die das Kriegsende begleiten, vielfach in ihrer
Mystifikation des Krieges als Schicksalsmacht an die früheren Visionen anknüpfen.
bis 3. Mai 2009
die Sprache Deutsch
Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums. Das Deutsche Historische Museum und das Haus der Geschichte zeigen die Ausstellungen die Sprache Deutsch (Berlin) und man spricht Deutsch (Bonn) in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut.
Sprache ist ein dem Menschen eigenes Mittel der Kommunikation und dient der Verständigung über Gedanken, Ideen und Erlebtes, dem Informationsaustausch sowie der Fixierung von Wissen. Wie viele Sprachen es auf der Welt gibt, ist nicht genau zu beziffern. Chinesisch wird zurzeit von 1,2 Milliarden Menschen gesprochen und führt, gefolgt von Englisch mit 478 Millionen, die Statistik an. Deutsch ist die Muttersprache von etwa 110 Millionen Menschen und gehört zur großen indogermanischen Sprachgruppe. Es ist eine relativ junge Sprache und wird in den Quellen des frühen Mittelalters als die Sprache des Volkes bezeichnet. Erst Buchdruck und Reformation gaben der Volkssprache Deutsch eine größere Bedeutung und beförderten die Entwicklung hin zur deutschen Hochsprache. Normierende Wörterbücher und grammatikalische Beschreibungen der Sprache Deutsch belegen diesen Prozess. Für die Kultur- und Sozialgeschichte bedeutsame Handschriften und Druckwerke zeigen exemplarisch die breite Fächerung deutscher Sprachzeugnisse von der karolingischen Zeit bis zur jüngsten Vergangenheit.
Sprache verändert sich ständig und wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. So hat die Teilung Deutschlands zwischen 1945-1990 einen politisch bestimmten Sprachwandelprozess bewirkt. Neben dem vereinheitlichten, normierten Hochdeutsch existieren zahlreiche regionale Dialekte. In Europa wird Deutsch heute vor allem in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und einigen Kantonen der Schweiz gesprochen. Daneben gibt es zahlreiche deutsche Sprachinseln auf allen Kontinenten. In der EU ist Deutsch die nationale Amtssprache von Deutschland, Österreich und Luxemburg.
Der Gebrauch technischer Mittel zur Übertragung und Konservierung von Tönen ermöglicht, die Stimme selbst wiederzugeben. Sprachaufzeichnungen aus Wochenschau, Theater, Film und Fernsehen machen verschiedene Kommunikationssituationen und Reden erlebbar. Besondere Ausprägungen der modernen Sprache sind die Werbesprache, die durch sprachliche Gestaltungsmittel versucht, Aufmerksamkeit zu erregen und zu überzeugen, sowie die Jugendsprache, die sich durch Wortneuschöpfungen, Wortverkürzungen und Bedeutungsverschiebungen auszeichnet. Einführende Sequenzen über allgemeine Merkmale von Sprache, Sprachfamilien und Schriftzeichen und den Spracherwerb des Kindes vervollständigen die Darstellung.
Inhaltlich aufeinander abgestimmt zeigt das Deutsche Historische Museum in Berlin unter dem Titel die Sprache Deutsch einen breiten, thematisch gegliederten Überblick zur Geschichte der deutschen Sprache, während die im Haus der Geschichte vorbereitete Ausstellung man spricht Deutsch Phänomene der deutschen Gegenwartssprache betont.
3. April bis 19. Juli 2009
Calvinismus. Die Reformierten in Deutschland und Europa
Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums und der Johannes a Lasco
Bibliothek, Emden
Nur wenige Personen der Weltgeschichte entfalteten eine so tiefe, vielfältige und bis heute andauernde Wirkung auf Wissenschaft, Politik, Kunst und Mentalitäten wie der Genfer Reformator Johannes Calvin (Noyon 1509 – 1564 Genf). Calvin schuf nicht nur eine ganz auf die Bibel gestützte Theologie, die dem Christentum mit weltweiten Wirkungen als Inspiration diente, sondern gab auch den Anstoß zu einer Entwicklung hin zur bedingungslosen Selbstverantwortlichkeit des Individuums. Calvins Lehre beförderte ein strenges Arbeitsethos, gab aber ebenso der praktizierten Nächstenliebe Raum. Ihr folgte eine neue Ästhetik in den reformierten Ländern, die mit der überlieferten religiösen Kunst weitgehend brach.
Den 500. Geburtstag Calvins nehmen das Deutsche Historische Museum und die Johannes a Lasco-Bibliothek zum Anlass, Anfänge, Verbreitung und Auswirkungen des Calvinismus in Deutschland und Europa darzustellen. Der zeitliche Rahmen reicht von den reformatorischen Bewegungen des Spätmittelalters bis ins 20. Jahrhundert. In Deutschland konnte sich das reformierte Bekenntnis neben der Lehre Martin Luthers in einzelnen Regionen vornehmlich im Westen und Nordwesten des Heiligen Römischen Reiches etablieren. In Europa fiel die Lehre Calvins vor allem in der Schweiz, in Frankreich, Schottland, Ungarn und besonders in den Niederlanden auf fruchtbaren Boden. Ausgehend von der Person Johannes Calvins und seinen Lebensstationen in Frankreich, Straßburg und Genf werden die unterschiedlichen Ausprägungen reformierten Glaubens und die politischen, kulturellen und sozialen Folgen in Europa anhand einer Vielzahl von Kunstwerken, historischen Dokumenten, Schriften, liturgischem Gerät und Alltagskunst gezeigt.
29. Mai bis 6. September 2009
1. September 1939 – Deutsche und Polen
Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums
Mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 begann der von der nationalsozialistischen Führung seit langem geplante Angriffskrieg um „Lebensraum im Osten“. Rund 50 Millionen Menschen verloren während des Zweiten Weltkriegs in Europa ihr Leben. Anlässlich des 70. Jahrestags widmet sich das Deutsche Historische Museum dem Thema der wechselhaften Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen. Die Darstellung reicht im ersten Teil der Ausstellung von den drei Teilungen Polens im ausgehenden 18. Jahrhundert über die deutsche Polenbegeisterung im Vormärz und das schwierige deutsch-polnische Verhältnis zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Tiefpunkt der Beziehungen: dem deutschen Überfall auf Polen, der den Beginn einer blutigen Besatzungspolitik gegenüber dem unterdrückten Land bedeutete und schließlich zur „Westverschiebung Polens“ und zur gewaltsamen Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Gebieten östlich von Oder und Neiße führte. Im weiteren Verlauf der Ausstellung werden die deutsch-polnischen Beziehungen in der DDR und der Bundesrepublik in der Zeit des Kalten Krieges und in der sich anschließenden Zeit der Entspannungspolitik thematisiert. Den Abschluss bildet die Darstellung der Beziehungen zwischen Deutschland und Polen als Partnerländer in der Europäischen Union.
29. Mai bis 30. August 2009
Das Jahr 1989. Bilder einer Zeitenwende
Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums
Die Fotoausstellung zeigt in beeindruckenden Bildmotiven die sich überstürzenden Ereignisse und bewegten Momente vom Zusammenbruch der DDR. Neben dem Blick auf die innenpolitischen Verwerfungen, die Ausreisewellen und Demonstrationen dokumentiert die Ausstellung in Pressefotos auch die internationalen Bemühungen um einen Friedensvertrag für Deutschland und den politischen Anschluss der DDR an die Bundesrepublik.
In vier Themenräumen entfaltet die Ausstellung das Panorama des Jahres 1989. Sie beginnt mit einem Rückblick auf die „bleierne Zeit“ der achtziger Jahre, führt danach durch die Chronologie der politischen Ereignisse von 1989, um dann in zwei Bereichen einerseits die Aktionen der Bürgerbewegung hin zur friedlichen Revolution, andererseits den Blick des Westens auf die Menschen und Ereignisse in der DDR zu zeigen. Im Spannungsfeld zwischen dem „Wir wollen raus“ der Ausreisewilligen und dem “Wir bleiben hier“ derjenigen, die auf eine Reform der DDR hofften, dokumentieren die Aufnahmen die Emotionen am Ende des zweiten deutschen Staates und der Wiedervereinigung.
Namhafte Fotografen werden mit herausragenden Arbeiten vertreten sein, die zum großen Teil aus den Beständen des Deutschen Historischen Museums stammen.
3. Oktober 2009 bis 10. Januar 2010
Kunst und Kalter Krieg – Deutsche Positionen 1945-1989
Art of Two Germanys/Cold War Cultures
Eine Produktion des Los Angeles County Museum of Art (LACMA) in Zusammenarbeit mit der Kulturprojekte Berlin GmbH. Die Ausstellung wird großzügig gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, der Stiftung Deutsche Klassenlotterie, dem Auswärtigen Amt und dem National Endowment for the Arts.
Nach ihren Stationen im Los Angeles County Museum of Art (LACMA) und im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg zeigt das Deutsche Historische Museum die Ausstellung Kunst und Kalter Krieg / Deutsche Positionen 1945-1989. Im Mittelpunkt steht die deutsche Kunst aus Ost- und Westdeutschland im Kontext des Kalten Krieges. Die gesamte Kunstentwicklung im Nachkriegsdeutschland wird in den Blick genommen und in einen internationalen Kontext gestellt. Jenseits der Schlagworte „Weltsprache Abstraktion“ kontra „Sozialistischer Realismus“ werden damals nicht wahrgenommene Dialoge von Künstlern aus dem Osten und Westen sichtbar.
Die Ausstellung gliedert sich in vier Zeitabschnitte und beginnt mit der Frage nach Kontinuität oder Neubeginn 1945, zeigt den Streit um das Menschenbild in den fünfziger Jahren und den Umgang der Künstler mit dem Trauma der Vergangenheit in den sechziger Jahren, die Kunst des Wirtschaftswunders, die nonkonforme Kunst in der DDR und die Archive des Alltags in der Fotografie. Die Ausstellung umfasst etwa 300 Gemälde, Skulpturen, Fotografien, Multiples, Videos, Installationen und Bücher von 120 Künstlern.
15. Oktober 2009 bis 31. Januar 2010
Étrangers – Fremde. Bilder vom Anderen in Deutschland und Frankreich seit 1870
Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums, Berlin, und der Cité nationale de l’histoire de l’immigration, Paris
Die Gesellschaften der europäischen Staaten sind mit tiefgreifenden Wandlungsprozessen konfrontiert: Zum einen relativieren sich nationale Grenzen und Souveränitätsansprüche im Zuge des Globalisierungsprozesses und der europäischen Integration; zum anderen stellen die großen Migrationströme der letzten Jahrzehnte die aus dem 19. Jahrhundert übernommene Fiktion des ethnisch „homogenen“ Nationalstaates grundsätzlich in Frage. Diese Umbrüche werden die politischen Diskurse und Entscheidungsprozesse auch in den kommenden Jahrzehnten prägen.
Die gemeinsam mit der Pariser „Cité nationale de l’histoire de l’immigration“ erarbeitete Ausstellung Étrangers – Fremde. Bilder vom Anderen in Deutschland und Frankreich seit 1870 behandelt das Thema in einer vergleichenden Perspektive. Dabei geht sie über die Migrationsgeschichte hinaus und analysiert Fremdbilder, die bei der jeweiligen nationalen Selbstdefinition als Gegenstand der Abgrenzung grundlegend waren und teilweise immer noch sind.
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