Sammlungen des Deutschen Historischen Museums – Graphik

verantwortlich: Dr. Leonore Koschnick

Graphik

Die graphische Sammlung des Deutschen Historischen Museums blickt auf eine lange, im Detail noch nicht wissenschaftlich aufgearbeitete Geschichte zurück. Ihre Anfänge datieren noch in die Zeit des 19. Jahrhunderts, in der das Zeughaus als preußisches Waffenmuseum und als deutsches Heeresmuseum diente und in der man vor allem Zeugnisse der vaterländischen Geschichte suchte. Neben den Manuskripten und Druckwerken sammelte die Bibliothek des Zeughauses in einer dritten Abteilung Bildwerke: Darstellungen der Kriege, in denen sich Preußen als europäische Macht etablierte und die zur Reichseinigung führten, Blätter zur Geschichte der Uniformen, Flaggen und Wappen, Atlanten und Karten. Von dieser ersten graphischen Sammlung haben sich zahlreiche Blätter erhalten.

Vorschaubild „Sturm auf das Hotel 'Stadt Rom'“

Mit der Gründung des Museums für Deutsche Geschichte 1952 begann ein systematischerer Aufbau der graphischen Sammlung mit deutlich ausgeprägten Themenschwerpunkten nach den Vorgaben des marxistisch-leninistischen Geschichtsbildes. So finden sich größere Konvolute etwa zur Revolution von 1848 und zur Geschichte der Arbeiterbewegung und des Sozialimus, während Darstellungen zur Geschichte der Herrscherhäuser, deren Selbstinszenierung und Propaganda nur spärlich vertreten sind. Wenn sich zu einem für das Geschichtsverständnis der DDR so wichtigen Thema wie der Reformation und des Bauernkrieges nur wenige zeitgenössische Graphiken finden, muß das auf die schwierige Situation des Kunstmarktes in der DDR zurückgeführt werden.

Gesammelt wurden auch Volks- und Arbeiterkunst. Werke dieser Kategorie finden sich vermehrt in Geschenkmappen, die hohen Repräsentanten der DDR zu besonderen Ereignissen von Organisationen oder Betrieben, aber auch von ausländischen Staatsgästen überreicht wurden und die aus den Asservatenkammern der Parteiorganisationen teilweise vor 1989, teilweise danach in den Besitz des Museums gelangten.

Vorschaubild „Die Mauer ist stärker“

Zu Jubiläen entstanden im Auftrag von Partei, Partei- und Massenorganisationen und Betrieben verschiedene Graphikmappen zu Themen, die im historischen Bewußtsein der DDR eine besondere Rolle spielten und eine eigene Rubrik in der Sammlung bilden, so etwa zum Bauernkrieg, zur Oktober- und Novemberrevolution, zur deutschen Arbeiterbewegung, zur Deutsch-Sowjetischen Freundschaft und zum Alltagsleben im Sozialismus.

Mit guten Beispielen in der Sammlung vertreten sind vor allem auch solche Künstler, die schon in der Weimarer Republik ihr Werk in den Dienst ihrer sozialistischen und kommunistischen Überzeugung gestellt haben und von denen einige ihr Schaffen in der DDR in diesem Sinne fortsetzten: Conrad Felixmüller, Sella Hasse, Käthe Kollwitz, Wilhelm Lachnit, Max Lingner, Otto Nagel, Oskar Nerlinger, Herbert Sandberg.

Dem Museum für Deutsche Geschichte gelang der Ankauf verschiedener Privatsammlungen und Künstlernachlässe, die bis heute einen wesentlichen Bestandteil der Sammlung ausmachen.

1954 konnte die 25.000 Blatt umfassende Sammlung von Felix Suppe (1887-1965) aus Bad Dürrenberg erworben werden. Suppe hatte sie vornehmlich in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zusammengetragen und seinerseits Teile der Sammlung von König Friedrich August II. von Sachsen erworben. Dabei handelte es sich um Dubletten, die in zahlreichen Auktionen in den 1920er und 1930er Jahren versteigert wurden. Thematisch erweist sich die Sammlung Suppe als sehr breit gestreut, läßt sich ein Profil des Sammlers kaum bestimmen: Stadtveduten und Landschaften, Modeblätter und japanische Farbholzschnitte, aber auch Porträts und politische Ereignisgraphiken. Der zeitliche Schwerpunkt liegt im 19. Jahrhundert. Blätter vor 1700 oder gar vor 1600 machen nur einen geringen Teil der Sammlung aus.

Vorschaubild „Stufenleiter Napoléons“

Weitere wichtige Konvolute gelangten in den 50er Jahren aus der Sammlung Hermann Wäscher in das Museum: eine Chodowiecki-Sammlung von 564 Blatt, eine Vedutensammlung von 1376 Blatt, des weiteren Flugblätter und Uniformdarstellungen.

Die Sammlungspolitik des 1987 gegründeten Deutschen Historischen Museums mußte sich zu Beginn zwangsläufig auf die gesamte Spannbreite von Darstellungen zur deutschen Geschichte im europäischen Kontext richten, konnte sich nach der Vereinigung mit dem Museum für Deutsche Geschichte 1990 aber stärker auf die Schließung der dort vorhandenen Lücken konzentrieren. Schwerpunkte der Erwerbung bilden die politische Ereignisgraphik, die politische Allegorie und Karikatur.

So verfügt die Sammlung heute über etwa 80.000 Blatt vom ausgehenden 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die folgenden fünfzehn Beispiele stellen eine kleine Auswahl vor.

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