Reformation und Dreißigjähriger Krieg
1500–1650

Durch die Lehren Luthers, an deren Verbreitung der frühe Buchdruck Anteil hatte, kam es im 16. Jahrhundert zur Reformation der Kirche, die grundlegende religiöse und politische Wandlungen im Reich zur Folge hatte. Die politischen Kräfte im Reich spalteten sich in Anhänger und Gegner der Reformation. Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 brachte dann aber für Jahrzehnte Ruhe und beförderte vielerorts die städtische Kultur.
Um 1600 verschärften sich die konfessionellen Gegensätze und politischen Konflikte und mündeten in den Dreißigjährigen Krieg 1618-1648. Das Reich war Schauplatz dieses Krieges, dessen grausame Ereignisse durch Grafiken und Berichte, aber auch Rüstungen und Waffen aus den historischen Beständen des Zeughauses dokumentiert werden. Weitere europäische Mächte nahmen an den Kämpfen teil. Die machtpolitischen Interessen drängten die religiösen Hintergründe zurück. Erst der Westfälische Friede von 1648 schuf eine neue europäische Ordnung, die über ein halbes Jahrhundert Frieden brachte.

Lucas Cranach, Martin Luther (1483-1546), um 1529, Katharina von Bora (1499-1552), um 1529.
Die Bildnisse sind ein Plädoyer für die Priesterehe. Die Bibelsprüche verdeutlichen die Rollenteilung. Für den Reformator lautet er: „Durch Stillsein und Hoffen würdet ihr stark sein“. (Inv.Nr. 1989/1547.1)

Martin Behaim, Kopie des Behaim-Globus, um 1892, Original 1492.
Der Behaim-Globus ist die älteste erhaltene Darstellung der Erde in Kugelgestalt. Der amerikanische Doppelkontinent fehlt noch. Entsprechend zeigt der Globus westlich von Europa Zipangu (Japan). (Inv.Nr. AK 2010/202)

Hieronymus Hopfer, Franz von Sickingen, um 1530.
Der Reichsritter Franz von Sickingen förderte in Verbindung mit Ulrich von Hutten Humanismus und Reformation. Seine Fehde gegen den Erzbischof von Trier scheiterte. Er fiel während der Belagerung seiner Burg. (Inv.Nr. Gr 2001/79)

Aufklappbarer Spielbrettkasten für Schach, Dame, Mühle und Tric-Trac, um 1600.
(Inv.Nr. K 59/495)

Maske, vermeintlich von Pestärzten getragen, Deutschland, Österreich, 1650-1750.
Zum Schutz gegen Epidemien trugen die Pestärzte bzw. Pestheiler ein Ledergewand mit Überwurf sowie eine den gesamten Kopf eng umschließende, maskenähnliche Kopfbedeckung. In ihrem schnabelförmigen Fortsatz, dem Nasenschutz, befanden sich Kräuter oder Essigschwämme, die den Arzt beim direkten Kontakt mit dem Infizierten vor einer Ansteckung schützen sollten. Es ist jedoch unklar, ob Hauben wie diese tatsächlich von Ärzten verwendet wurde. Die Hochzeit der Pest war im Heiligen Römischen Reich und in Österreich im 17./18. Jahrhundert bereits vorbei. (Inv.Nr. AK 2006/51)

Pesttafel mit dem Triumph des Todes, 1607-1635.
Der Tod als Triumphator. Tafeln in dieser Art wurden an den Hauswänden zur Warnung vor der Pest angebracht. Vermutlich stammt sie aus Augsburg. Eine Pestepidemie grassierte in den Jahren 1607-1636 in dieser Stadt. (Inv.Nr. 1991/2938)

Anselmus von Hulle, General Octavio Graf Piccolomini Piere de Arragona (1599-1656), Herzog von Amalfi als Hauptbevollmächtigter während des Nürnberger Friedenskongresses 1650/51, 1650-1651.
Das Portrait zeigt Piccolomini auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Mit Friedensengel und abgelegter Rüstung lässt er sich als erfolgreicher Vermittler im Westfälischen Frieden darstellen. (Inv.Nr. Gm 95/65)

Markus Purmann, Aufklappbare Reisesonnenuhr, 1614.
Der nach Süden ausgerichtete Kompass war ein wesentlicher Bestandteil der Reiseuhren. Die eingravierten Tabellen und Skalen dienten der genauen Berechnung des Standortes und der Lokalzeit. (InvNr. KG 2000/6)

Ludwig Krug, Deckelpokal in Gestalt eines Kürbis - Deckelpokal mit Astwerkfuß und flaschenkürbisförmiger Kuppa, um 1530.
Heroldfigur und Krone lassen auf einen fürstlichen Besitzer schließen. Die Herstellung repräsentativer Trinkgefäße war über Jahrhunderte hinweg eine der Hauptaufgaben der Goldschmiede, denn bei gesellschaftlichen Anlässen waren Trinkzeremonien üblich. (Inv.Nr. KG 2001/6)

Tragbare Buchkassetten, 1401-1500.
Im 15. Jahrhundert stieg die Zahl der Lesekundigen an; nicht nur Geistliche, sondern auch Bürger und Adelige besaßen Bücher und nahmen sie auf Reisen mit. (Inv.Nr. KG 93/34)

Konsoluhr mit Sonnenmotiv und Maskaron, 1603.
Die Räderuhr war eine Grundlage für genaue Messungen in der Technik und Wissenschaft. In Augsburg und Nürnberg und an den Höfen von Kassel und Prag entstanden im 16. und 17. Jahrhundert kunstvolle Uhren und Automaten. (Inv.Nr. KG 2001/23)

Salvator mundi - Christus mit der Weltkugel, 1537-1545.
Die Darstellung Christus als Salvator mundi, als Heilsbringer, hat eine lange Bildtradition. Die berühmten Vorbilder von Leonardo da Vinci und Andrea Previteli zeigen den segnenden Christus mit dem Reichsapfel bzw. der Weltkugel aus Kristall. Im zeitalter der Entdeckungen der Welt wird das Symbol der Weltkugel geographisch exakt bestimmt. Der Inschrift zufolge diente ein Globus von Caspar Vopell als Bildvorlage. (Inv.Nr. Gm 93/24)

Philippe de Champagne, Kardinal Richelieu (1622-1642), nach 1650.
Die Leitung der französischen Politik lag von 1624 bis 1661 nacheinander in den Händen der Kardinäle Richelieu und Mazarin. Seine außenpolitische Hauptaufgabe sah Richelieu im Widerstand gegen Habsburg. (Inv.Nr. Gm 94/10)

Michael Mann, Kanzel-Sanduhr, 1601-1625.
Gottesdienste in reformierter und lutherischer Tradition sind wortbetont. Kanzel-Sanduhren dienten zur festen Begrenzung der Redezeit. Luther, der über zu lange Predigten klagte, aber selbst solche hielt, empfahl eine Stunde als vernünftiges Maß. Vier Viertelstunden wurden sichtbar für Prediger und Gemeinde mit Sanduhren gemessen. (Inv.Nr. KG 2007/5)

Sebastian Vrancx, Soldaten plündern einen Bauernhof, um 1600.
Plünderungen gehörten zum Alltag des Krieges. Der Soldat war der Todfeind des Bauern. Die Detailgenauigkeit macht das Bild zu einem bedrückenden Dokument der Kriegsführung gegen die Bevölkerung. (Inv.Nr. 1988/1842)

Martin Luther im Kreise von Reformatoren, 1625-1650.
Auf dem Gemälde sind bedeutende Reformatoren wie bei einem „Abendmahl“ um einen Tisch versammelt. Im Zentrum sitzt Martin Luther, zu seiner Rechten Calvin, zu seiner Linken Melanchthon. Entgegen der Realität vermittelt das Gemälde die Utopie eines friedlichen Religionsgesprächs. Die Gegner erweisen sich als machtlose Figuren am Rande des Tisches. (Inv.Nr. Gm 97/24)

Wappen der Familie Fugger, 1501-1600.
Die Familie Fugger wurde 1532 durch den Kaiser vom Freiherrn- in den Reichsgrafenstand erhoben und hatte daher das Recht, ein Wappen zu führen. (Inv.Nr. Kg 90/120)

Jörg Breu der Ältere (Nachfolger), Augsburger Monatsbilder: Frühling (Januar, Februar, März), 1531-1550.
Der Gemäldezyklus besteht aus vier Tafeln für jeweils drei Monate, zusammen ergeben sie ein Kalenderjahr. Er zitiert einige der sogenannten Monatsscheiben, die der Augsburger Maler Jörg Breu d. Ä. 1521 vermutlich für einen typischen Jahreszyklus angefertigt hatte, und entstand wohl ein Jahrzehnt später von unbekannter Hand. Neu an unserem Zyklus ist, dass die jahreszeitlichen Tätigkeiten in den einzelnen Monaten zu einer szenischen Erzählung über das Leben in einer Stadt zu Beginn der frühen Neuzeit idealtypisch zusammengefügt werden. Es eröffnet sich uns ein gesellschaftliches Panorama mit Kaufleuten und Bauern, Ratsherren und Bettlern, einem Ritterturnier oder dem Schlachten von Schweinen. Der Jahresablauf vollzieht sich im Einklang mit der Natur und in idealer Harmonie von Stadt und Gesellschaft, Arbeit und Lebensraum. (Inv.Nr. 1990/185.1)

Wolfgang Kilian, Das Jesuitenkollegium St. Hieronymus in Dillingen, 1618/1620.
Die Kollegien trugen wesentlich zur Stabilisierung des Katholizismus in Deutschland bei. In Dillingen lehrte einige Zeit der Jesuit und Reformator des katholischen Bildungswesens in Deutschland, Petrus Canisius. (Inv.Nr.Gr 53/1121)

Theodor van Thulden, Allegorie auf die Gerechtigkeit und den Frieden nach dem Dreißigjährigen Krieg, 1649.
Das Gemälde entstand unmittelbar nach dem Westfälischen Frieden 1648 und zeigt in der Allegorie eindrücklich die Erwartungen an die Nachkriegszeit. Friede und Gerechtigkeit verbinden sich. (Inv.Nr. Gm 2001/10)

Wolfgang Kilian, Das Nürnberger Friedensmahl am 25. September 1649, nach 1649.
Nach dem Abschluss der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden gab der schwedische Hauptbevollmächtigte, Pfalzgraf Carl Gustav, ein Bankett. 150 Personen nahmen an diesem Fest zum Friedenschluss teil. (Inv.Nr. Gr 61/951)