Weimarer Republik
1918–1933

Aus den revolutionären Erschütterungen nach dem Ersten Weltkrieg ging das Deutsche Reich 1918 als parlamentarische Demokratie hervor.
Die Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich, Inflation und schwere wirtschaftliche Krisen bedrohten den Zusammenhalt der jungen Weimarer Republik. Linke wie rechte Extremisten bekämpften die demokratische Ordnung. Während einer kurzen Phase relativer Stabilität erholte sich die Wirtschaft, und Kunst und Kultur erlebten eine Blütezeit.
Den häufig wechselnden Reichsregierungen gelang es jedoch nicht, wirksame Maßnahmen gegen soziale Not und Arbeitslosigkeit zu finden. In der Weltwirtschaftskrise verschärfte sich die Lage. Die politische Radikalisierung der Bevölkerung ermöglichte den Aufstieg der NSDAP zur stärksten Fraktion im Reichstag und zur Massenpartei.

Schüssel „Eigentum der Stadt Berlin“, 1929-1932.
Täglich waren Hunderttausende Erwerbslose mit ihren Familien auf kostenlose Mahlzeiten angewiesen. Von Almosen zu leben, bedeutete für viele Männer einen Ansehensverlust auch in der eigenen Familie, die sie nicht mehr zu ernähren vermochten. (Inv.Nr. MK 74/403)

Otto Griebel, Die Internationale, 1929-1930.
Griebels Gemälde gilt als Beispiel proletarisch-revolutionärer Kunst: Arbeiter unterschiedlicher Nationalität singen zusammen die Internationale. Der Künstler illustrierte das kommunistische Ideal eines gemeinsam vorwärtsschreitenden Weltproletariats, (Inv.Nr. Kg 62/61)

Werbebildtafel der AEG, 1938/1940.
Die AEG stellt sich als modernes Unternehmen dar. An reinen, hellen Arbeitsplätzen fertigen sauber gekleidete Arbeiterinnen Rundfunkgeräte. Die großen Fenster des modernen Gebäudes öffnen den Blick in eine sonnige Landschaft mit Bäumen. Die Fließbandarbeit wurde anfänglich als revolutionärer Fortschritt gefeiert. (Inv.Nr. Do2 88/1435.2)

Kurt Eisner, Im Morgengrauen, 1919.
In düsteren Farben führt der Maler die blutigen Folgen des Kampfes um die Münchner Räterepublik vor Augen. Beide Seiten gingen auch gegen Unbeteiligte äußerst brutal vor. (Inv.Nr. 1987/204)

Alfred Fritzsche, In der Kellerwohnung, 1932.
In einem kargen Raum bereitet der Mann seine Arme-Leute-Mahlzeit zu. Mit öffentlich gefördertem Wohnungsbau versuchten die Großstädte dem sozialen Elend in den überbelegten Mietskasernen zu begegnen. (Inv.Nr. Kg 77/19)

Banknoten aus der Zeit der Hyperinflation, 1923.

Handprothese (links), 1920/1930.
Diese schmale Handprothese der linken Hand wurde auf eine Armprothese aufgeschraubt. Der Invalide konnte die Finger mittels eines Eisendrahthakens bewegen, der unter dem Ärmelansatz versteckt war. (Inv.Nr. 1989/1799)

Schießscheibe mit Karikatur zur Besetzung des Ruhrgebietes, 1923-1925.
Brutalität und Willkür der Besatzer waren Hauptmotive der deutschen Propaganda. Die Bildsprache unterschied sich kaum von der antideutschen Propaganda der Entente zwischen 1914 und 1918. (Inv.Nr. 1990/1463)

Gottfried Kirchbach, Plakat der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) zur Wahl der verfassungsgebenden Nationalversammlung, mit dem Appell an die Frauen, die SPD zu wählen, die die Gleichberechtigung der Frauen erkämpft hat, 1919.
Zuversichtlich blicken der Mann und die Frau vor der roten Fahne der Arbeiterbewegung in die Zukunft. Die Sozialdemokraten stellten mit 165 von 423 Mandaten die stärkste Fraktion in der Nationalversammlung. (Inv.Nr. P 61/1477)

Plakat der Antibolschewistischen Liga Bremen, 1918-1919.
Spartakus als Tod und Unheil bringender Dämon war eine oft verwendete Darstellung in der Revolutionszeit. Auch die von führenden Industriellen finanziell unterstützte Antibolschewistische Liga benutzte dieses Bild häufig. (Inv.Nr. P 64/375)

Lucian Bernhard, Propagandaplakat für den Eintritt in Freikorps, 1919.
In dramatischer Bildsprache wirbt das Plakat für den Eintritt in ein Freikorps. Der „Grenzschutz Ost“ war Ende 1918 von der OHL gegen aufständische polnische Nationalisten in Schlesien aufgestellt worden. (Inv.Nr. 1987/402)

Werner Graul, Plakat für den Film „Metropolis“ von Fritz Lang, 1926.
(Inv.Nr. P 62/20)

Kleid, um 1925.
Mitte der 1920er Jahre setzte sich die kurze Kleidlinie durch. Die weiter nach unten gesetzte Taillennaht und der das Knie umspielende Rocksaum ermöglichte die erforderliche Bewegungsfreiheit für den Charleston. (Inv.Nr. KT 94/402)

Fritz Rosen, Reiseverkehrswerbung für die Stadt Berlin, 1926.
(Inv.Nr. P 62/929)

Neckarsulmer Fahrzeugwerke AG, Motorrad „NSU 251 R“, 1927.
Die „Neckarsulmer Fahrzeugwerke AG“ setzte als erstes deutsches Unternehmen zur Rationalisierung und Typennormung im Motorradbau das Fließband ein. Die NSU 251 R war mit einem 250-ccm-Motor ausgestattet. (Inv.Nr. Pro 65/243)

Wandteppich, um 1920-1930.
Südamerika war im 19. Jh. Ziel deutschsprachiger Auswanderer. Um eine nationale Bindung der Ausgewanderten zu erzielen, wurde in deutschen Schulen und Vereinen darauf geachtet, dass nationale Symbole und Identifikationsfiguren präsent blieben. (Inv.Nr. 1991/3242)

Louis Oppenheim, Propagandaplakat gegen den Versailler Vertrag, 1919.
(Inv.Nr. 1988/1942)

Hans Herkendell, Plakat der christlichen Volkspartei (Zentrum) zur Wahl der Verfassunggebenden Nationalversammlung 1919, 1918-1919.
Die Zentrumspartei hatte ihre Stammwähler vor allem, in der katholischen Bevölkerung und erhielt 91 Sitze. Anstelle eines klassenkämpferischen Gegeneinanders propagierte die Partei ein christliches Miteinander. (Inv.Nr. P 61/1576)

Manfred Marcus, Antifaschistisches Plakat der SPD, 1932.
(Inv.Nr. P 74/3390)

Arbeiter- und Soldatenrat, Ausweis eines Mitgliedes der Arbeiter- und Soldatenrates von Köln, 10. November 1918.
Ausgangspunkt der Revolution im Rheinland war Köln. Dort organisierten seit dem 5. November 1918 aus Kiel angereiste Matrosen die politische Umwälzung. (Inv.Nr. Do 58/497.1)

Haushaltsbuch einer Berliner Familie über den Zeitraum 1916-1930, 1916-1930.
Das Haushaltsbuch einer Handwerkerfamilie listet alle Ausgaben seit 1916 auf. Hatte der monatliche Gesellenlohn im Januar 1922 noch 400 Mark betragen, so stieg er bis November 1923 auf 45 Billionen Mark. (Inv.Nr. Do2 99/1804)