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Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert

More Story

Das digitale Angebot More Story bietet unabhängig vom Museumsbesuch Einblicke in die Ausstellung „Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert”. Kuratorin Liliane Weissberg berichtet über den historischen Hintergrund der Frage „Was ist Aufklärung?“ und Projektleiterin Dorlis Blume erklärt, was die Besucher*innen erwartet. Raphael Gross, Präsident des Deutschen Historischen Museums, ordnet die Ausstellung in die Programmatik des Hauses ein und das Outreach-Projekt Aufklärung NOW wird vorgestellt.

Die Ausstellung nimmt die erstmals 1783 in der Berlinischen Monatsschrift gestellte Frage „Was ist Aufklärung?“ auf und konzentriert sich auf die wichtigen Auseinandersetzungen der Epoche, ihre Widersprüche und Ambivalenzen. In einer internationalen Perspektive nimmt sie die Themen des 18. Jahrhunderts in den Blick, darunter die Suche nach Wissen und der neuen Wissenschaft, die Ordnung der Welt sowie Staatskunst und politische Freiheit.

Titelseite von Immanuel Kants Aufsatz „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“, in: Berlinische Monatsschrift (1784), Heft 12, S. 481–494 © DHM

Titelseite von Immanuel Kants Aufsatz „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“, in: Berlinische Monatsschrift (1784), Heft 12, S. 481–494 © DHM

„Die Grundthese der Ausstellung ist, dass nicht eine simple Antwort auf die Frage, was Aufklärung ist, für uns heute so wichtig ist, sondern die Probleme, die gezeigt werden.“

Liliane Weissberg, Kuratorin

Suche nach Wissen und der neuen Wissenschaft

Im 18. Jahrhundert erlebten die Wissenschaften einen Umbruch. Verbesserte Geräte und neue kosmologische und geografische Entdeckungen hatten ab dem 16. Jahrhundert zu einem Wissenszuwachs geführt, der nicht mehr mit überliefertem Wissen und theoretischen Überlegungen zu bewältigen war. Das empirische Forschen, also Beobachtung, Messung und Experiment, rückte ins Zentrum. Ergebnisse sollten nachvollziehbar und objektiv sein. Aber nicht nur die wissenschaftliche Methode änderte sich. Forschung wurde populär. Außerhalb der Universitäten, in Akademien, Privathäusern und auf Märkten, führten Gelehrte und Schausteller Experimente vor.

Modell eines menschlichen Auges im Behältnis, Nürnberg, ca. 1700

Modell eines menschlichen Auges im Behältnis, Nürnberg, ca. 1700 © DHM

„Die Aufklärungszeit war kein homogenes Fortschrittsprojekt. Dinge wie Toleranz oder Gleichberechtigung, das ließ sich damals nicht in die Praxis umsetzen, die Fragen bleiben.“

Dorlis Blume, Projektleiterin

Ordnung der Welt

Neue Ordnungsstrategien- und prinzipien führten zu einer veränderten Wahrnehmung der Welt. Sie halfen dabei, wissenschaftliche Erkenntnis zu fördern und breit zu vermitteln. Bedeutend für die Beschäftigung mit der Naturgeschichte, die Erscheinungen der Botanik, Zoologie und Mineralogie zu beschreiben suchte, wurde die neue Systematik von Carl von Linné. Seine binominale Klassifikation setzte sich europaweit durch, prägte einen neuen Blick auf die Schöpfung und beeinflusste Sammelpraktiken von Gelehrten. Geordnet, dokumentiert und kartografiert wurde auch auf den großen Expeditionen des 18. Jahrhunderts, etwa von James Cook. Die Forschungsreisen dienten nicht nur dem Wissenszuwachs, sondern auch den kolonialen Interessen europäischer Mächte.

 Geisblatt mit Granatrother Blume aus der Schildbach’schen Xylothek (Holzbibliothek), Kassel, 1780–1800 © Naturkundemuseum im Ottoneum, Foto: Peter Mansfeld

Geisblatt mit Granatrother Blume aus der Schildbach’schen Xylothek (Holzbibliothek), Kassel, 1780–1800 © Naturkundemuseum im Ottoneum, Foto: Peter Mansfeld

In Xylotheken spiegelt sich die Faszination für Linnés Klassifikationssystem. Blatt, Frucht und Blüte des Geisblattes mit Granatrother Blume bilden eines der „Bücher“ in der Holzbibliothek von Carl Schildbach.

„Wenn unsere Ausstellung zeigen kann, dass es sich [...] immer noch lohnt, sich mit den Argumenten, den Fragen der Aufklärung auseinanderzusetzen, dann haben wir schon viel erreicht.“

Raphael Gross, Präsident

Ausgehend vom Naturrechtsdiskurs begannen die Theoretiker der Aufklärung schon früh, über Modelle der Staatsführung und der Gewaltenteilung zu diskutieren. Manche Monarchen wie Friedrich II. zeigten sich reformbereit und reklamierten die Aufklärung für sich, ohne sich jedoch von absolutistischen Machtansprüchen zu verabschieden. Forderungen nach Gleichheit und politischer Freiheit stellten das Ancien Régime in Frage und mündeten am Ende des 18. Jahrhunderts in zwei große Revolutionen, die erstmals Menschen- und Bürgerrechte erklärten: die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika und der Französischen Revolution. Frauen blieben jedoch ebenso von den revolutionären Errungenschaften ausgeschlossen wie Versklavte.

Figurengruppe Friedrich II. und Voltaire, Volkstedt, nach 1767 © DHM

Grafik mit Text "Aufklärung Now" und anderen Wörtern.

Aufklärung NOW

Im Rahmen der Ausstellung arbeiteten wir auf breiter Basis mit Jugendlichen und jungen Menschen aus Berlin und inklusiven Schulklassen aus Berlin und Brandenburg zusammen. Das Outreach-Projekt Aufklärung NOW bietet junge Perspektiven auf das Thema Aufklärung.