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  1. Ursachen Verlauf Ludwig XVI. Verfassung Robespierre Napoleon Symbole Frauenrechte Mode Unterrichtsmaterial

Blick in die Epoche

Bevor wir uns Ursachen, Verlauf und Symbole der Französischen Revolution genauer anschauen, kannst Du im folgenden Panorama schon einen Blick in diese wichtige Epoche der europäischen Geschichte werfen. Schaue nach den wichtigsten Ereignissen und Personen und auch nach den verschiedenen Phasen der Revolution.

Die Ursachen der Revolution

Nicht nur der drohende Staatsbankrott verdeutlichte den Reformbedarf. Immer öfter wurde die gesellschaftliche Ordnung mit ihrer ungerechten Verteilung von Lasten (z.B. Steuerzahlungen) und Privilegien (z.B. Steuerfreiheit) kritisiert. Es galt nach wie vor die noch aus dem Mittelalter stammende Einteilung in drei Stände: Klerus (Geistlichkeit), Adel und Bauern bzw. alle anderen. So zählte zum Dritten Stand auch das gebildete und oft auch vermögende städtische Bürgertum, aus dessen Kreisen nun Forderungen nach mehr Mitbestimmung kamen.

Der Verlauf der Revolution

Nach über anderthalb Jahrhunderten berief der König 1789 die Generalstände wieder ein – das war an sich schon beinahe revolutionär. Aber die eigentliche Revolution hatte damit natürlich noch nicht begonnen. Aus der Versammlung der Generalstände heraus entwickelte sich jedoch eine Institution, die die Politik und Gesellschaft Frankreichs grundlegend veränderte.

„Wir haben uns drei Fragen vorzulegen:
1. Was ist der Dritte Stand? Alles.
2. Was ist er bis jetzt in der staatlichen Ordnung gewesen? Nichts.
3. Was verlangt er? Etwas darin zu werden.“

Abbé Emmanuel Joseph Sieyès (1748–1836)

In seinem Aufsatz über den Dritten Stand folgerte Abbé Sieyès, dass der Dritte Stand alles sei und allein die Nation verkörpere. In der folgenden Präsentation erfährst Du mehr über diese Ansicht und ihre Konsequenzen.

Des Königs neue Kleider


Bei seiner Krönung im Juni 1775 hatte Ludwig XVI. noch seinen absoluten Herrschaftsanspruch demonstriert: Das dazugehörige Herrscherporträt zeigt ihn im traditionellen Ornat. Doch der Anspruch des Sonnenkönigtums ließ sich nun nicht länger aufrechterhalten. Die Nationalversammlung arbeitete an einer künftigen Verfassung für Frankreich. Derweil hoffte der König darauf, dass dies alles nur ein Albtraum sei und bald vorbeigehe.


Nach zwei Jahren aber war die Verfassung vollendet und wurde dem König zur Unterschrift vorgelegt. Gefragt wurde er da schon nicht mehr. Dem König blieb nur die Möglichkeit, die neuen Gegebenheiten zu akzeptieren. So unterschrieb Ludwig XVI. die Verfassung. Der Staat war nun das Volk und der König sein Repräsentant. Das Gesetz – die Verfassung – galt für alle. Ludwig XVI. ließ sich im Geiste dieser neuen Zeit nochmals porträtieren, ohne absolutistischen Prunk. Dafür schmückte sich der König mit den Farben der Stadt Paris: Rot und Blau. Zusammen mit dem königlichen Weiß standen die Farben für die Verbindung von König und Volk und ergaben die Trikolore des neuen Frankreich.


Die Revolution schien ihr Ziel erreicht zu haben…

Der König haut ab

Ludwig XVI. stand unter Zugzwang, als er die Verfassung unterschrieb. Einige Zeit zuvor hatte sich gezeigt, wie wenig der König tatsächlich bereit war, mit der Nationalversammlung zusammenzuarbeiten.

In der Nacht vom 20. auf den 21. Juni 1791 hatte die königliche Familie ihren Wohnsitz, den Palais des Tuileries, durch den Dienstboteneingang verlassen und eine Kutsche mit unbekanntem Ziel bestiegen. Ludwig XVI. beteuerte später, er habe Frankreich nie verlassen wollen. Doch die Reiseroute legte genau dieses nahe. Vermutlich versuchte der König, in die österreichischen Niederlande zu gelangen, denn dort gab es Aussicht auf Schutz durch die Familie seiner Frau, Königin Marie Antoinette.

Die Tarnung der königlichen Reisenden war nicht besonders gut. Sie wurden bald erkannt und die Nachricht von ihrer Flucht eilte ihnen schließlich voraus. So wurde der König mit seiner Familie in Varennes festgesetzt. An dieses Ereignis erinnert die Fahne aus der Sammlung des Museums, mit der sich später die Französische Republik bei den Bürgerinnen und Bürgern von Varennes bedankte.

Aber was sollte nun aus dem König werden?

„Mitleid ist Verrat!“

Die Hinrichtung des Königs und der Königin 1793 war das sichtbare Zeichen dafür, dass sich die Revolution radikalisiert hatte. Während gemäßigtere Kräfte im Nationalkonvent die Revolution für beendet erklärt hatten, wollten die radikalen Jakobiner sie weiterführen. Unter ihnen dominierte ein Mann die Entwicklung dieser zweiten Revolutionsphase: Maximilien de Robespierre war überzeugt, dass seine Ansichten dem Gemeinwohl des französischen Volkes entsprachen.

Als Vorsitzender des Wohlfahrtsauschusses war Robespierre mit verantwortlich für die „Schreckensherrschaft“ – auf Französisch „la terreur“. Unter der Guillotine starben nicht nur zahlreiche politische Gegner, sondern auch immer mehr Weggenossen Robespierres – bis er schließlich selbst zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.

Die Republik wählt einen Kaiser

Die Französische Revolution ermöglichte einem Mann aus niederem korsischen Adel einen beispiellosen Aufstieg. Seine militärischen Erfolge, gekonnte Selbstvermarktung und politisches Geschick ermöglichten Napoleon Bonaparte zunächst eine militärische Karriere bis zum Oberbefehlshaber der französischen Armee. Schließlich gelangte er durch einen Staatsstreich sogar an die politische Spitze des Staates. Durch eine neue Verfassung wurde 1799 das Amt eines mächtigen Ersten Konsuls geschaffen, das Napoleon dank eines Volksentscheids ab 1802 auf Lebenszeit besetzte. Als de facto Alleinherrscher einer Militärdiktatur und in Anwesenheit des Papstes krönte sich Napoleon am 2. Dezember 1804 in der Kathedrale Notre-Dame in Paris selbst zum „Kaiser der Franzosen“.

„Bürger, die Revolution ist auf die Grundsätze gebracht, von denen sie ausgegangen ist; sie ist beendet.“

Napoleon Bonaparte, 1799

Napoleon I. mag im kaiserlichen Krönungsornat nicht mehr allzu revolutionär erscheinen. Doch die Ideen der Revolution wirkten weiter und fanden sich vor allem im neuen Zivilgesetzbuch wieder, dass Napoleon im März 1804 in Frankreich einführte. Dieser „Code Civil“ oder „Code Napoleon“ umfasste 2281 Artikel, die das Recht in Frankreich vereinheitlichten. Er beinhaltete die Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz, die Freiheit des Einzelnen und den Schutz des Eigentums sowie die Trennung von Staat und Kirche. Infolge der Siege Frankreichs in den Napoleonischen Kriegen wurde der „Code Civil“ auch in großen Teilen Deutschlands eingeführt. In den eroberten Gebieten galt er unmittelbar und viele andere Staaten nahmen ihn zum Vorbild.

Siege und herrsche!

Militärische Erfolge ermöglichten Napoleon seinen Aufstieg und die Errichtung einer Alleinherrschaft. Ein andauernder Kriegszustand mit weiteren siegreichen Feldzügen unter seiner Führung war damit gewissermaßen Bedingung für die Aufrechterhaltung seines Herrschaftssystems. Über Jahre hinweg vergrößerte Napoleon den Einflussbereich Frankreichs und ordnete die Landkarte Europas neu, indem er nicht nur Territorien annektierte, sondern ganze Königreiche neu erschuf. Keine der europäischen Großmächte schien seinen Armeen gewachsen. Erst sein gescheiterter Angriff auf Russland läutete eine Wende ein. Die verheerenden Niederlagen bei Leipzig (1814) und Waterloo (1815) setzten seiner Herrschaft ein Ende und Europas Fürsten versuchten sich anschließend auf dem Wiener Kongress daran, möglichst viel der alten Verhältnisse zu „restaurieren“, also wiederherzustellen.

Aufstieg und Fall Napoleons waren fortan ein beliebtes Thema vor allem in Karikaturen.
Die folgende „Stufenleiter der Größe und des Sturzes Napoleons“ zeigt seinen Werdegang als aufsteigende und abfallende Treppe.
Ordne die Inschriften den passenden Stufen zu!

Mehrfach wurde die Revolution für beendet erklärt: nach der Unterzeichnung der ersten Verfassung durch Ludwig XVI., nach der Ausrufung der Republik und auch nach Errichtung der Konsulatsherrschaft durch Napoleon. Erst mit Napoleons Sturz schien sie wirklich zu Ende zu sein. Im Anschluss bemühten sich die Fürsten Europas, ihre alten Vorrechte wiederherzustellen. Eine „Heilige Allianz“ unter ihnen berief sich sogar auf den göttlichen Willen. Doch auf Dauer ließen sich die Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit nicht mehr unterdrücken.

Werte und Symbole der Französischen Revolution

„Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ – so lauteten die wohl bekanntesten Schlagworte der Französischen Revolution. Aber es war nicht nur ein Ruf, der sich gut auf den Straßen von Paris und anderen Städten skandieren ließ. Es waren vor allem Wertvorstellungen, welche die Revolutionäre verwirklichen wollten. Dabei konnten die Vorstellungen, die einzelne Revolutionär*innen oder Gruppen mit einem Ideal wie „Freiheit“ oder „Gleichheit“ verbanden, völlig unterschiedlich sein. Dies wurde schon an den unterschiedlichen Phasen der Revolution sichtbar. Auch unser modernes Verständnis von z.B. politischer Gleichheit kann sich stark von den Vorstellungen der damaligen Zeit unterscheiden. Daher lohnt es sich, anhand einiger Beispiele genauer darauf zu schauen, welche Werte in der Französischen Revolution auf welche Weise zum Ausdruck kamen. Dabei spielten Symbole eine große Rolle, mit deren Hilfe diese Werte in zahlreichen Grafiken und Flugblättern dargestellt wurden. Der Staat selbst bediente sich ebenfalls solcher Symbole. Schließlich konnte sogar Kleidung symbolisch sein.

Ein Begräbnis für das „Ancien Régime“

Wie kann man das Ideal der „Freiheit“ oder der „Wahrheit“ in einer Grafik oder auf einem Flugblatt darstellen? Grafiker und Künstlerinnen bedienen sich für ihre bildlichen Darstellungen von Wertvorstellungen oder auch Ländern gerne sogenannter Allegorien. Das heißt, sie stellen einen abstrakten Begriff in der Regel als Person dar. Diese Personifikation wird mit Symbolen ausgestattet, die Hinweise darauf geben, um wen oder was es sich bei der Allegorie handelt. So ist es mit Kenntnis dieser Bildsprache möglich, nicht nur die dargestellten Personen zuzuordnen, sondern durch die Deutung der Symbole die Gesamtaussage eines Bildes zu verstehen. Oft beschränken sich Darstellungen nicht auf eine einzelne Idee, sondern verbinden viele davon und nehmen auf diese Weise Stellung zu einem historischen Ereignis.

Die „Allegorie auf die Abschaffung feudaler Missstände“ stellt einen feierlichen Leichenzug dar, in dem historische Persönlichkeiten und personifizierte Ideale gleichermaßen und in hoher Zahl zu finden sind. Da dies selbst ein geschultes Auge überfordern könnte, liefert der Künstler gleich eine längere Erläuterung mit sowie eine Widmung für alle „Freunde der Freiheit und Gleichheit“.

Die wichtigsten Elemente sind in der folgenden Darstellung markiert und mit dem dazugehörigen Kommentar des Künstlers versehen.

Gleiche Rechte?

Die Mitglieder der Nationalversammlung hatten im Ballhaus von Versailles geschworen, Frankreich eine Verfassung zu geben. Doch bevor man mit der Diskussion darüber richtig beginnen konnte, befanden die Abgeordneten, „dass die Unkenntnis, das Vergessen oder die Verachtung der Menschenrechte die einzigen Ursachen des öffentlichen Unglücks und der Verderbtheit der Regierungen“ seien. So hielten sie es in der Präambel (Einleitung) zur Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte fest, die sie bereits im August 1789 verkündeten. Diese Menschen- und Bürgerrechte sollten ab sofort der Maßstab für alles weitere Handeln der Gesetzgebenden und Regierenden sein.

„Art. I: Die Menschen sind und bleiben von Geburt an frei und gleich an Rechten. Soziale Unterschiede dürfen nur im Allgemeinnutzen begründet sein.
Art. II: Das Ziel einer jeden politischen Vereinigung besteht in der Erhaltung der natürlichen und unantastbaren Menschenrechte.
Diese Rechte sind Freiheit, Eigentum, Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung.
Art. III: Die Nation bildet den hauptsächlichen Ursprung jeder Souveränität. Keine Körperschaften und kein Individuum können eine Gewalt ausüben, die nicht ausdrücklich von der Nation ausgeht.
Art. IV: Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was dem anderen nicht schadet. Somit hat die Ausübung der natürlichen Rechte jedes Menschen nur die Grenzen, die anderen Mitgliedern der Gesellschaft den Genuss derselben Rechte garantiert. Diese Grenzen können nur gesetzlich festgelegt werden.“


Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, 26. August 1789

Kokarde und Trikolore

Die Revolutionäre trugen sie beim Sturm auf die Bastille, Ludwig XVI. trug sie, als er aus Versailles nach Paris kam und ab 1792 mussten zumindest alle Männer sie tragen: die coquarde. Aus einer Schleife am Hut entwickelte sich die Kokarde als Zeichen der Befürwortung der Revolution. Unmissverständlich wurde sie durch ihre Gestaltung als Trikolore: die Kombination von Blau und Rot – den Farben der Stadt Paris – mit dem Weiß des Königs. Und obwohl von Frauen erwartet wurde, dass sie sich politisch nicht betätigten, wurde auch ihnen das Tragen der Kokarde ab 1793 vorgeschrieben. Diese Vorschrift traf offenbar nicht auf allgemeine Zustimmung:

„Letztlich verfolgten die Frauen beim Kokardetragen ihre eigenen Vorstellungen, indem sie diese in Federbüschel einzogen, die an ihren Hüten befestigt waren. Auf diese Weise machten sie daraus ein Objekt der Koketterie.

Ein braver Sansculotte näherte sich ihnen mit seiner Pike, riß die Büschel ab und warf sie in den Tuilerien-Garten, wo sich diese Szene zutrug. Dabei sagt er, dass die Nationalkokarde das Symbol für Freiheit und Gleichheit sei und kein lächerliches Luxusobjekt.”

Bericht eines Pariser Bürgers vom 23. Dezember 1793

Die Kokarde war das offensichtlichste Accessoire, um einen politischen Standpunkt äußerlich kundzutun. Aber auch die Kleidung selbst konnte hier Auskunft geben. So hatte der namenlose Bürger in seinem Bericht einen „Sansculotte“ erkannt! Brav waren diese allerdings nicht wirklich.

Ein wahrer Revolutionär ist „Sansculotte“


Wie man sich kleidet, hängt wohl in erster Linie vom modischen Geschmack und von finanziellen Möglichkeiten ab. Darauf basierend demonstrierte Kleidung auch immer die Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Schicht oder Gruppe. Oft wurde sie auch durch Regeln vorgegeben. So konnten Farben und Materialien für bestimmte Personengruppen reserviert und anderen deren Verwendung untersagt sein. Man denke nur an purpurfarbene Hermelin-Mäntel der herrschenden Fürsten oder an das zeitweilige Privileg des Adels, Pelz zu tragen.


Während der Französischen Revolution erlangte die Länge der Hosenbeine eine Bedeutung. Denn der höfische Adel kleidete sich in seidene Kniebundhosen samt Strümpfen. Diese Hosen werden im Französischen „Culotte“ genannt. Der körperlich arbeitende Teil der Bevölkerung schützte lieber auch die Unterschenkel durch das Tragen langer Hosen, sogenannter „Pantalons“. Jene Herren, die sich in der Revolution für eine radikale Gleichheit aller aussprachen, entschieden sich nicht bloß für lange Hosen, sondern vor allem gegen kurze! Sie waren „Sansculotte“, also „ohne Kniebundhosen“.


Da sich der revolutionäre Dreiteiler mit langen Hosen bald zum Standard-Outfit bürgerlicher Herren entwickelte, mussten spätere Generationen andere Formen, Farben oder Kombinationen wählen, um die eigene (abweichende) politische Haltung zum Ausdruck zu bringen.