DER BLUTKREISLAUF DER FRÖSCHE

In unserer Reihe „Wozu das denn?“ führen wir Sie in die Wissenschaftsgeschichte des 18. Jahrhunderts und stellen Ihnen unerwartete, skurrile und überraschende Objekte aus unserer Dauerausstellung vor.

Es ist goldglänzend und sieht aus wie ein Kunstobjekt und doch hat es nichts mit Dekoration oder Schmuck zu tun. Die so genannte Froschplatte, auch „anatomisches Mikroskop“ genannt, führt uns direkt in das wissenschaftsbegeisterte 18. Jahrhundert. 1743 wurde sie erstmals von Johann Nathanael Lieberkühn (1711-1756) angefertigt und im „Mem. De l’acad. de Berlin, 1743“ der Berliner Akademie der Wissenschaften, deren Ordentliches Mitglied Lieberkühn im selben Jahr wurde, beschrieben.

FORSCHUNG AM LEBENDEN TIER

Zum Einsatz kam die Froschplatte, bestehend aus einer Okular- und einer Objektseite, in der Ausbildung der Tiermediziner. Geforscht wurde am lebenden Tier: Auf der Objektseite wurden Frösche, Fische und andere Kleintiere lebend auf dreh- und schwenkbaren Nadeln aufgespießt. Durch die Linse auf der Okularseite wurden Blutkreislauf und Bewegungen der inneren Organe beobachtet. Für seine Nachwelt hinterließ Lieberkühn detaillierte Zeichnungen und Anweisungen. Mit ihnen wurden solche Platten bis ins 19. Jahrhundert weiter konstruiert. Heute ist das anatomische Mikroskop neben unserer Dauerausstellung noch in der Berliner Charité, in der Lieberkühn Anatomie lehrte, zu finden.

NATURWISSENSCHAFT ALS ÖFFENTLICHKEITSWIRKSAMES SPEKTAKEL

Lieberkühn entwickelte ein wahrliches Repertoire an mechanischen und physikalischen Instrumenten. Der wissenschaftsbegeisterten Bevölkerung des 18. Jahrhunderts wurden sie in großen öffentlichen Spektakeln von regelrechten Entertainern präsentiert. Lieberkühns berühmtes „Sonnenmikroskop“ brachte es auf diese Art gar bis nach England, wo es vom Thüringer Hochstapler Gustav Katterfelto (1743-1799) als das eigene vorgestellt und sogar verkauft wurde. Das Publikum staunte über die wimmelnde Vielfalt von „Insekten und Polypen“, die sich beim Blick ins Mikroskop offenbarte.

Die Froschplatte ist im Obergeschoss unserer Dauerausstellung zu finden, gleich neben den bedeutenden Studien des schwedischen Botanikers Carl von Linné (1707-1778) ebenso wie das Werk „De Europische Insecten“ von der Naturforscherin Maria Sybilla Merian (1647-1717). In der Vitrine können Sie mehr über die Experimentierfreudigkeit und Wissensgier des späten 18. Jahrhunderts ebenso wie die damit zusammenhängende Faszination über Elektrizität, Magnetismus sowie Physiologie erfahren.