Ein Grabmal für den Schreibtisch
In unserer Reihe „Wozu das denn?“ erzählt ein Schreibtischset in Form eines Sarkophags vom zwiespältigen Verhältnis der Deutschen zu den Franzosen Anfang des 19. Jahrhunderts.
Das eiserne Schreibzeug präsentiert sich in Form eines kleinen, schwarzen Sarkophags. Die vier Füße sind als Löwenklauen gestaltet, auf dem Deckel prangt ein Kissen mit einem Zweispitz und einem Degen. Darin befinden sich ein Tintenfass und eine Streusandbüchse zum Ablöschen der Tinte. Doch warum ist das Schreibzeug wie ein Grabmal gestaltet? Auch lassen sich Tintenfass und Streusandbüchse herausnehmen, darunter kommt eine kleine Figur hervor: Napoleon I. Bonaparte in Generalsuniform, mit Zweispitz auf dem Kopf und Degen an der Seite.
Ein toter Kaiser auf dem Schreibtisch als Erinnerung an den Sieg
Seit der Französischen Revolution war das deutsch-französische Verhältnis sehr wechselvoll. Zwar waren mit Napoleon revolutionäre Ideen und neue Rechte in die deutschen Staaten gelangt. Doch wurden diese mit Krieg überzogen und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation löste sich unter der Herrschaft der Habsburger 1806 auf.
Nach der französischen Niederlage und dem Tod Napoleons wurden Schreibzeuge wie oben beschrieben in der königlich-preußischen Eisengießerei in Gleiwitz hergestellt, das vorliegende Exemplar entstand um 1821. Mit dem Wissen um die versteckte Figur des toten Kaisers der Franzosen konnte der Besitzer während der täglichen Arbeit am Schreibtisch dem aus preußischer Sicht glücklichen Ende der napoleonischen Kriege und dem Sieg der Heiligen Allianz von 1815 gedenken.
Wenn Sie mehr zu den deutsch-französischen Beziehungen erfahren wollen, besuchen Sie die Führung am 26. Februar 2017 um 13 Uhr mit Gesine Klintworth in unserer Dauerausstellung.