Das lustige Spiel über die Wall Street
Was ein kleines Geduldsspiel über die große Auswanderungsbewegung Mitte des 19. Jahrhunderts erzählt, verraten wir in unserer Rubrik „Wozu das denn?“.
Ein wenig Geschick erfordert es schon: Mithilfe eines kleinen Magneten steuert man durch eine Pappe hindurch eine kleine Metallfigur in Form einer Fliege in einen halb geöffneten Metallring und führt sie anschließend wieder heraus. Der Ring befindet sich in der Mitte eines Spinnennetzes, das auf der Pappe eingezeichnet ist, und umschließt die Börse der New Yorker Wall Street. Das kleine Geduldspiel trägt den Namen „In and Out or The Jolly Game of the Wall Street“ – Das lustige Spiel über die Wall Street. Es wurde um 1850 in New York für 10 Cents verkauft, schon damals galt die Wall Street als „Money Capital of America“.
Erworben wurde das kleine Spiel von einem deutschen Auswanderer, der es zurück an seine Familie schickte. Es war ideal für eine Übersee-Verschickung, die meist mehrere Wochen oder sogar Monate dauerte. Das Spiel blieb in Privatbesitz und wurde dem Deutschen Historischen Museum Ende der 1990er Jahre geschenkt. Heute ist es in der Dauerausstellung zu finden. Besucherinnen und Besucher können sich an der vergrößerten Nachbildung probieren.
Mitte des 19. Jahrhunderts suchten zahlreiche Deutsche aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen ihr Glück in den Vereinigten Staaten. Die gescheiterte bürgerlich-demokratische Märzrevolution der Jahre 1848 und 1849 und die anschließende reaktionäre Enge bewegte viele freiheitlich gesinnte Bürgerinnen und Bürger zur Auswanderung. Zudem herrschte in vielen Gegenden Deutschlands bittere Armut. Ein besseres Leben schien vielen nur fernab der Heimat möglich und so verließen allein zwischen 1850 und 1870 rund zwei Millionen Menschen das Gebiet des Deutschen Bundes.
Dem Thema Auswanderung widmet sich die Führung „Flucht, Vertreibung, Migration“ am 10. September, in der auch das kleine Geduldsspiel und seine vergrößerte Nachbildung zu entdecken sind.