Viele Objekte, zahlreiche Aufgaben, eine Datenbank
Brigitte Reineke | 11. August 2021
Die interne Objektdatenbank des Deutschen Historischen Museums ist ein zentrales Instrument, um den Abbau der Dauerausstellung zu dokumentieren. Dr. Brigitte Reineke, Leiterin Zentrale Dokumentation erklärt, welche unterschiedlichen Angaben zu den Objekten und welche vielfältigen Aufgaben in einer Datenbank zusammenfließen.
Über 5.500 Sammlungsobjekte waren in der Dauerausstellung „Deutsche Geschichte vom Mittelalter bis zum Mauerfall“ im Zeughaus zu sehen. Dazu gehören der mittelalterliche Harnisch eines Pferdes mit seinem ebenfalls geharnischten Reiter, der „Deutsche Katechismus“ von Martin Luther, das Gemälde Napoleons I. aus der Werkstatt von François Gérard, das Automobil Maurer Union vom Ende des 19. Jahrhunderts ebenso wie die Dechiffriermaschine „Enigma“ der Deutschen Wehrmacht, die Uniformjacke der Infanterie der Bundeswehr und die Broschüre zur Verteidigungsbereitschaft der DDR, beide aus den 1950er Jahren. Alle Objekte unterliegen unterschiedlichen konservatorischen Bedingungen für ihre Präsentation in Vitrinen, an Wänden oder frei im Raum stehend. Jeder Gegenstand verweist auf einen anderen historischen Moment in dem weit gespannten Panorama der Dauerausstellung – eines aber ist ihnen allen gemein: Sie sind in der internen Objektdatenbank des Deutschen Historischen Museums verzeichnet und werden dort alle gleich behandelt. Dabei ist es unerheblich, ob der Gegenstand ein wertvolles Gemälde des 15. Jahrhunderts oder ein günstig produziertes Spielzeugauto aus den 1970er Jahren ist. Alle Objekte sind in einem eigenen Datensatz erfasst, der alle erdenklichen Informationen aufnimmt, sodass daraus so etwas wie eine „Biographie des Objekts im Museum“ entsteht. Dazu gehören neben den Basisdaten eines Gegenstandes wie seine Beschreibung, Datierung, Herstellung und Abbildungen die Daten zur restauratorischen Betreuung, zu Herkunfts- und ursprünglichen Gebrauchszusammenhängen, zu externen Ausleihen und eben auch die Verzeichnung der räumlichen und inhaltlichen Zuordnung innerhalb der ehemaligen Dauerausstellung im Zeughaus.
Für den Rossharnisch wie auch für die Broschüre zur Verteidigung der DDR sind Kapitel, Räume und genaue Standorte wie Vitrinennummer oder Wandbezeichnung in der Datenbank festgehalten, sodass alle Beteiligten von ihren unterschiedlichen Arbeitsplätzen diese Informationen abrufen können. Der Depotmitarbeiter der Militaria-Sammlung kann so beispielsweise schon planen und eintragen, wo die unterschiedlich großen Einzelteile des Rossharnischs nach dem Abbau der Dauerausstellung im Depot Platz finden werden. Der Metallrestaurator kann gleichzeitig prüfen, wie der Harnisch konservatorisch optimal für den Transport verpackt werden sollte. Die Datenbank dient als zentrales Informationsinstrument für interne Planungen – so auch für den Abbau der Dauerausstellung. Viele Kolleg*innen aus allen Abteilungen des Hauses arbeiten dafür Hand und Hand und erhalten die detaillierten Informationen für ihre Spezialaufgaben aus der zentralen Sammlungsdatenbank.
Die Leiterin und die Registrars der Dauerausstellung haben den Überblick über alle Objektbewegungen und planen anhand der Erfordernisse zusammen mit der Leiterin der Restaurierungswerkstätten die einzelnen Schritte des Abbaus: Welche Objekte müssen zuerst verpackt und transportiert werden, um Platz zu machen für andere Objekte, die nicht rangierfähig sind? Sollte zuerst die Großvitrine mit dem geharnischten Pferd geräumt werden? Ist für den Transport des Gemäldes von Napoleon I. eine Klimakiste notwendig und vorhanden?
Es werden Listen mit Objekten für jeden Abschnitt der Dauerausstellung, sortiert nach exaktem Standort, aus der Sammlungsdatenbank generiert, mit Hilfe derer die Registrars das Öffnen von Vitrinen und die Abnahme von Objekten von den Ausstellungswänden protokollieren. Alle Mitarbeiter*Innen, die für die Sammlungsdepots zuständig sind, müssen wiederum dafür Sorge tragen, dass die rückgeführten Objekte einen festen Depotstandort bekommen. So wissen alle Beteiligten, wo sich zu welchem Zeitpunkt ein Objekt auf seiner Reise vom Zeughaus zu einem Sammlungsdepot befindet.
Die Mitarbeiter*Innen der Zentralen Dokumentation überblicken dieses gewaltige Projekt an Objektbewegungen mithilfe der Kontrolle und Korrektur von konsistenten Einträgen in der Datenbank und setzen Anforderungen um, die in der Vorbereitung eines solches Mammutprojekts auftreten: Es werden neue Regeln für Einträge in der Datenbank festgelegt, es werden Objektlisten nach bestimmten Kriterien erstellt, neue Berichtsvorlagen werden umgesetzt und zur Verfügung gestellt. Alles ist zentral in einer Hand bzw. Datenbank – ein gewaltiges Unterfangen!