Besonderheiten der Provenienzforschung am DHM
Brigitte Reineke | 12. April 2023
Zum internationalen Tag der Provenienzforschung am 12. April 2023 beteiligt sich das Team der Provenenienzforschung des DHM an den „Provenienzspaziergängen“ Berliner Bibliotheken sowie mit einem Film, der die speziellen Forschungsaspekte am DHM anhand von Fallbeispielen vorstellt.
Unsere systematische Bestandsforschung bezieht sich auf zwei Schwerpunkte: NS-verfolgungsbedingte Entzüge von Kulturgut und Entzugskontexte in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR. Aufgrund der Übernahme der Sammlungen des Museums für Deutsche Geschichte der DDR 1990 hat das DHM heute auf diesem Gebiet einen besonderen Schwerpunkt und deshalb dazu die einzige unbefristete Forschungsstelle in einem deutschen Museum. Diese besondere Sammlungsgeschichte ist auch der Grund für die Relevanz der Grundlagenforschung zu Netzwerken und Verfahrensweisen in SBZ und DDR, die Ergebnisse bieten auch anderen deutschen Museen die Grundlagen bei Objektrecherchen.
Ein weiteres Spezifikum ist der Charakter als kulturhistorische Sammlung, weshalb die Bestandsforschung zum Nationalsozialismus wie auch zu SBZ/DDR nicht nur mit kunsthistorischen Unikaten, sondern größtenteils mit Objekten serieller Produktion konfrontiert ist. Deren Spuren der Vergangenheit lassen sich deutlich schwerer verfolgen.
Aus der Sammlungsgeschichte wie auch aus dem Charakter des Bestands ergibt sich die größere Wahrscheinlichkeit von sogenannten Doppelentzügen – Erstentzug im Nationalsozialismus, weiterer Entzug in SBZ/DDR –, auf die das Team der Provenienzforschung mit zunehmendem Detailwissen zu den Objekten zukünftig vermutlich vermehrt stoßen wird und die eine besondere Herausforderung für die Provenienzforschung am DHM sind.