Aufklärung ausstellen

Eröffnungsrede von Liliane Weissberg

18. Oktober 2024

Am 18. Oktober 2024 wurde die Ausstellung „Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert“ feierlich im Deutschen Historischen Museum eröffnet. Die Eröffnungsrede von Kuratorin Liliane Weissberg veröffentlichen wir auf dem Blog.

Sehr geehrte Staatsministerin Roth, lieber Raphael Gross, meine Damen und Herren,

der französische Historiker Antoine Lilti beginnt seine Studie über das Erbe der Aufklärung mit einem Rückblick auf das Attentat auf die Journalisten der französischen satirischen Zeitschrift Charlie Hebdo im Januar 2015. Kurz nach diesem Anschlag erschienen auf Pariser Hauswänden Graffiti-Zeichnungen, die das Porträt Voltaires zeigten mit den Worten: „Je suis Charlie/Ich bin Charlie”. Viele Beschriftungen zitierten darüber hinaus eine Maxime, die diesem Philosophen oft zugeschrieben wird, aber leider nicht nachweisbar ist: „Ich bin mit dem, was Sie sagen, nicht einverstanden, aber ich werde bis zum Tod dafür kämpfen, dass Sie das Recht haben, es zu sagen“.[1] Toleranz und Redefreiheit wurden in dieser bewegten Zeit gefordert, und diese Forderungen auf einen Vertreter der Aufklärung zurückgeführt.

               Toleranz und Redefreiheit sind sicherlich nicht die einzigen Begriffe, die wir heute mit der Aufklärung in Beziehung bringen. Wir berufen uns auf die Emanzipation des Individuums, fordern die Gleichheit der Menschen und ihre politische Selbstbestimmung, unterstützen die allgemeinen Menschenrechte. Wir verbinden mit der Aufklärung das Postulat einer objektiven wissenschaftlichen Forschung, deren Resultate das menschliche Leben verbessern sollen, wünschen uns allgemein zugängliche Bildungsangebote, aber auch öffentliche Räumen und Medien, die Meinungsaustausch und Diskussionen ermöglichen. Dass all dies bereits damals zur Debatte stand und diese Forderungen bis heute nur sehr zögerlich – wenn überhaupt – eingelöst wurden, hat sicherlich wenig mit deren Berechtigung zu tun.

               „Aufklärung“ ist zu einem Gemeinplatz geworden, der allzu leicht angerufen wird. Aber die Philosophen und Wissenschaftler der Zeit formulierten ihre Gedanken oft widersprüchlich, und vor allem wurden sie kaum je in der Praxis umgesetzt. Nehmen wir die viel gerühmte Toleranz als Beispiel. Der preußische König Friedrich II., einst Gastgeber Voltaires auf seinem Potsdamer Schloss Sanssouci, proklamierte religiöse Toleranz; jeder solle, so schrieb er tatsächlich, nach seiner Façon selig werden. Dabei häuften sich zu seiner Amtszeit die Edikte, welche die Rechte der Juden Berlins und Brandenburgs einschränken sollten. Immanuel Kant forderte die Emanzipation des Individuums als selbstständiges, mündiges Wesen. Dass Frauen in diesem Emanzipationsprozess ausgeschlossen wurden, war in Kants Schriften ebenso deutlich zu sehen wie in den frühen Erklärungen der Menschenrechte während der Französischen Revolution. Als Thomas Jefferson zur Feder griff um die Unabhängigkeitserklärung der Vereinten Staaten zu formulieren, bestand er auf der Gleichheit aller Menschen. Dass er jedoch in dieser neuen Republik, die sich als Kolonie vom Mutterland befreien konnte, auch Herr über Hunderten von Sklaven blieb, schien ihm mit seiner Erklärung vereinbar.

               Die Aufklärung als Epoche des sogenannten langen achtzehnten Jahrhunderts wie auch als Sammelbegriff philosophischer Ideen ist voller Widersprüche und Probleme; viele ihrer Vertreter wollten eine neue Welt entwerfen und scheiterten dabei. Wir können es heute auf verschiedene Weise erklären. Neue Ideen schienen mit alten Vorurteilen in Konflikt zu treten oder aber mit ökonomischen Interessen. Für viele Philosophen des 20. und 21. Jahrhunderts bildete die Aufklärung mit all ihren Ambivalenzen den Beginn dessen, was wir heute als Moderne bezeichnen können.

               Somit ist es für uns heute wichtig, zweierlei zu verstehen. Zum einen, dass viele der Forderungen, die im achtzehnten Jahrhundert formuliert wurden, auch für uns gelten müssen, wenn wir in einem demokratischen Land leben wollen. Zum anderen aber, dass gerade auch die Probleme jener Zeit unser Denken und Handeln heute bestimmen. Diese Thesen sind kein kleines Programm für eine Ausstellung, bei der es bereits als eine Quadratur des Kreises erscheinen mag, philosophische Fragen visuell und hörbar darzustellen. Für ein Museum, das sich der historischen Urteilskraft widmet, wird diese Aufgabe aber gerade zur Verpflichtung.

               Wir bieten Ihnen heute keine Feier der Aufklärung, sondern eine Ausstellung von etwa 400 einzigartigen Objekten, die nicht nur unsere Thesen verdeutlichen sollen, sondern auch Geschichten erzählen. Vielleicht versetzen sie Sie sogar ins Staunen.  Aber unsere Ausstellung soll keine Wunderkammer sein und auch kein Panorama des achtzehnten Jahrhunderts, und der Gedanke an eine Vollständigkeit liegt uns fern. Es wird sicherlich Persönlichkeiten, Ereignisse, Objekte geben, die Sie hier erwarten, aber vermissen werden. Und obwohl gerade die Enzyklopädie eine Erfindung dieser Zeit ist, sehen wir die Reihenfolge der Sektionen, in denen die Ausstellung gezeigt wird, nicht als eine geordnete Folge, sondern als mögliche Konstellationen. Wir haben uns von dem Prinzip eines Kaleidoskops leiten lassen. Zwischen einzelnen Sektionen werden Sie Verbindungen feststellen oder herstellen können; das Ausstellungsdesign legt Sichtachsen frei.

               Mein anfänglicher Hinweis auf Voltaire und die Pariser Graffiti war nicht zufällig gewählt. Die Ausstellung wird zwar im Deutschen Historischen Museum gezeigt, konzentriert sich aber nicht nur auf die damaligen deutschen Staaten. Aufklärung war ein globales Projekt. Philosophen und Wissenschaftler, die heute als Aufklärer gelten, schrieben und forschten vor allem in Europa, aber ihre Gedankenwelt war ohne die Forschungsreisen dieser Zeit, ohne die Lektüre übersetzter Schriften, ohne den weitreichenden Briefverkehr, die internationalen Handelswege und letztendlich auch die koloniale Politik undenkbar. Damit erfüllt das Deutsche Historische Museum jedoch gerade seine zentrale Aufgabe, die deutsche Geschichte in einem europäischen Kontext zu sehen, par excellence. Die außereuropäischen Beziehungen europäischer Intellektueller prägen gerade die Idee „Europa“ in dieser Zeit.

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               Folgen Sie mir bitte bei einem sehr kurzen Durchgang durch die Ausstellungsräume:

               Unsere Frage „Was ist Aufklärung?“ ist gleichfalls Titel eines bekannten Aufsatzes von Immanuel Kant, der 1794 in der Berlinischen Monatsschrift veröffentlicht wurde. „Sapere aude!“ erklärte er dort, „Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!”.[2] Dieser Aufsatz Kants, dessen 300. Geburtstag wir dieses Jahr feiern, steht auch zu Beginn unserer Ausstellung. Wenn Sie diese betreten, werden Sie zunächst drei Bilder sehen, die den Begriff kommentieren sollen. Der deutsche Begriff, und dies zeigt die Illustration von Daniel Chodowiecki deutlich, stammt aus der Wetterkunde. Die Wolken lichten sich und geben der aufgehenden Sonne Raum. In England konzentrierten sich viele Vertreter auf ökonomische Schriften und die praktische Anwendung der neuen Wissenschaften. In Frankreich setzt sich der Begriff Lumières von einer alten Bildtradition ab, die sowohl mit der katholischen Kirche wie der Darstellung politischer Macht in Beziehung trat.

               Die Aufklärung ist allerdings nicht nur das Zeitalter des Lichts, sondern auch der Vernunft, wie es Kant in seinen Kritiken verdeutlichen sollte. Sie werden zunächst nicht nur einige der Protagonisten kennenlernen, die uns fortan durch die Ausstellung begleiten werden, sondern auch einige ihrer Definitionen und Stellungnahmen zur Vernunft. Auch hier bestand bei den Denkern der Zeit durchaus keine Einigkeit. Ist die Vernunft von den Emotionen unabhängig, sind diese ebenso wichtig? Und gab es ein dunkles Anderes der Vernunft? Diese Frage stellten Künstler wie Henri Fueseli oder Francisco Goya.

               Newton galt vielen als Vor- und Leitbild der neuen Wissenschaft; seine Optik rückte das Licht in den Mittelpunkt. Das sehende Auge wurde für die empirischen Studien zu einem zentralen Organ und Blindheit zu einem wesentlichen Forschungsthema. Neue Instrumente wurden nicht nur von Wissenschaftlern entwickelt, sondern auch von einem allgemeinen Publikum begrüßt. Dabei war nicht alles begrüßenswerter Fortschritt. Neben Erkundungen der Elektrizität treten Gebiete für die wir heute weniger Verständnis haben, wie etwa die Phrenologie, welche den Charakter eines Menschen durch eine Untersuchung des Schädels beschreiben wollte.

               All dies neue Wissen sollte wiederum geordnet werden. Die Wunderkammern der Fürsten stellten noch einzelne Dinge in ihrer Besonderheit aus. Das erste, 1753 in London gegründete Museum ging zwar aus einer Privatsammlung hervor, hatte jedoch ein anderes Ziel. Befanden sich die englischen Universitäten in Oxford oder Cambridge, so sollte das British Museum auf seine Weise lehren, indem es Objekte und Bücher sammelte und dem allgemeinen Publikum präsentierte; es zeigte mit der Magna Carta gleichzeitig die Verpflichtung des Staates seinen Bürgern gegenüber. Spätere Museumsgründungen wie die Eremitage in St. Petersburg oder der Pariser Louvre hatten andere politische Ziele, aber folgten ebenfalls Ordnungssystemen, die in einer anderen Erfindung dieser Zeit ihren Höhepunkt fanden: Der Enzyklopädie. Die englische Cyclopedia von Ephraim Chambers erschien zwar 1728 und der deutsche Zedler zwischen 1731 und 1754, aber die französische Encyclopédie, reich bebildert und auf die praktische Umsetzung des Wissens bedacht, wurde 1751–1772 mit 71.818 Eintragungen und 3.129 Illustrationen zum eigentlichen Höhepunkt dieser Unternehmen, und bald synonym mit dem Gedanken der Aufklärung selbst.

               In dieser Zeit wurde also gesammelt, sortiert, alphabetisiert, abgelegt. Ohne dieses Ordnungswesen können wir uns auch heute unser Leben nicht mehr vorstellen. Städte begannen verstärkt ein geplantes Straßenbild zu zeigen. Hospitäler und Gefängnisse erhielten Architekturen, die Kontrolle ermöglichten. Auch hier regierte das Auge. Johann Friedrich Blumenbach wiederum sammelte und katalogisierte menschliche Schädel und legte damit eine Grundlage für die Rassentheorien des neunzehnten Jahrhunderts. Harmlos waren und sind Ordnungen nie.

               Eine Ordnung der Welt mochte von Gott gegeben sein, aber Menschen sollten die Welt auch aktiv ordnen. Viele Aufklärer stellten Gott nicht in Frage, aber wollten ihre jeweilige Religion reformieren oder wandten sich gegen die Institution der Kirche. Der 1717 in England gegründeten Grand Lodge folgten viele weitere Freimaurer-Logen auch im deutschen Raum, die ethische Werte vertraten, sich außerhalb der etablierten Kirche bewegten. Das neue, nun selbstverantwortliche Individuum war dabei wie eine Pflanze zu verstehen, die sich von einem Samen zur vollen Blüte entwickeln sollte. Das entsprechende Wort hier stammte aus der Biologie: Bildung. Jeder Mensch war dabei wichtig, jeder Bildungsweg war anders und doch interessant. Das Genre der Autobiographie florierte. Mit dem Magazin zur Erfahrungsseelenkunde entstand 1773, gerade in dem Jahr, in dem die Berlinische Monatsschrift gegründet wurde, auch eine Zeitschrift einer ganz neuen Disziplin, der Psychologie.

               Dabei nahm die Pädagogik die Entwicklung des Menschen ernst und wurde zu einer Grundlagenwissenschaft, die den neuen Menschen und damit nicht zuletzt die neue Gesellschaft fördern sollte. Schulen wurden gegründet, Lehrbücher geschrieben, welche die neuen Ideen wiedergeben sollten. Doch die Strenge des Unterrichts und das Gängelband existierten weiter; schließlich brauchte der Staat weniger freie Menschen als Soldaten. Dabei wurden auch Frauen viele neue Möglichkeiten geboten. Schriftsteller richteten sich an sie als ein neues Lesepublikum und manche Frauen suchten selbstbewusst den Weg als Schriftstellerin, Künstlerin, Wissenschaftlerin. Jene, denen eine solche Selbstverwirklichung gelang, waren jedoch in der großen Minderheit. Stattdessen wurde Frauen eine besondere Naturnähe attestiert, die sie zur erziehenden und fördernden Mutterrolle prädestinierte.

               Aber der Ruf nach Gleichheit scheiterte nicht nur an den unterschiedlichen Aufgaben, die Mann und Frau zugewiesen wurden. Menschen wurden allgemein als gleich bezeichnet und ebenso als verschieden beschrieben. Worin lagen nun die Unterschiede? Manche zitierten die ökonomische Herkunft; für Johann Gottfried Herder waren Klima und Geografie entscheidend. Hier konnte noch die Pädagogik eingesetzt werden, um verschiedene Entwicklungsstufen auszugleichen. So war eine Emanzipation der Juden nach Christian Wilhelm Dohm nur durch Erziehung möglich; sie mussten sich ändern, bevor ihr politischer Status geändert werden konnte; sie mussten sich als emanzipationswürdig erweisen. Für die Sklaven, die von der afrikanischen Westküste her in die neuen amerikanischen Kolonien verschifft worden, war die Lage anders. Sklaven hatte es bereits seit Jahrhunderten gegeben, auch in Afrika selbst. Nun aber wurden ihre soziale Differenz sichtbar und an der Hautfarbe ablesbar. Man verbot ihnen das Lesen und Schreiben lernen; eine am Körper definierte Differenz konnte man dazu kaum in das pädagogische Modell der Aufklärung integrieren.

               Dabei wurde auch die Antike modern. Griechenland bot Vorbilder einer neuen polis. Die Ausgrabungen von Pompeji und Herculaneum öffneten ein Fenster in eine andere Welt, welche Bildungsreisende, vor allem aus England, entdecken sollten. Die Antike prägte auch eine neue Kunst, die sich überall in Europa verbreitete, und sich in Berlin zum Beispiel in den Tempelstrukturen eines Karl Friedrich Schinkels manifestieren sollte. Und wenn die Bildungsreise eine Luxusangelegenheit der gehobenen Klasse waren, so waren die Forschungsreisen und internationalen Netzwerke der Wissenschaftler und Philosophen die Grundbedingungen ihrer Arbeit.

               Der Mensch der Aufklärung sah sich als Kosmopolit und war noch keinem nationalen Denken verpflichtet und auch der Begriff eines Weltbürgers ging auf die Antike und auf Diogenes von Sinope zurück. Aber nicht nur Forschung und Bildung, auch der Handel verband; Grundstoffe wurden nach Europa importiert und dort verarbeitet. So wurden etwa Möbel aus importierten Mahagoni-Holz Teil der englischen Wohnkultur. Allerdings vollzog sich der Austausch nicht mit gleichberechtigten Partnern. Der Handel vieler Produkte war in den Sklavenhandel integriert, der nicht nur im Dreieck Europa/Afrika/Amerika operierte, sondern auch den asiatischen Kontinent miteinschloss. Der neue Wohlstand überall in Europa war ohne die Sklavenarbeit in den Kolonien nicht möglich.

               Die neuen Gedanken und Begriffe zirkulierten in den vielen Publikationen der Zeit. Das neue Lesepublikum entwickelte einen Lesehunger nach Büchern, Zeitungen und Zeitschriften, die weit verschickt wurden und trotz der Zensur und mit Hilfe von Raubdrucken auch für kleine Beträge erhältlich waren. Und in den Städten entstanden neue öffentliche Räume für das bürgerliche Publikum. Neben den bereits erwähnten Museen gab es Akademien und Gelehrtenvereinigungen, in denen diskutiert werden konnte, aber auch Teegesellschaften und das Kaffeehaus wurden populäre Treffpunkte. Die Zeit zeichnete sich durch eine Diskussions- und Gesprächskultur aus. Wir hoffen, das damit verbundene kritische Denken auch in die Ausstellung zu tragen, und in die Auseinandersetzung der Besucher und Besucherinnen mit den gezeigten Themen und Objekten.

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               Es wird Ihnen bei dieser kurzen Darstellung schon deutlich geworden sein, dass die einzelnen Sektionen der Ausstellung, die bestimmte Aspekte in den Blick nehmen, inhärent miteinander verbunden sind. Wir laden Sie daher ein, den vorgezeichneten Weg durch die Ausstellung zu folgen, aber durchaus auch Umwege zu nehmen und vor allem, die Ausstellung mehrmals zu besuchen. Sie werden dabei immer wieder Neues entdecken können. Auch manchen Personen werden Sie wiederholt begegnen. So erscheint Angelo Soliman, geboren Mmadi Make, ein afrikanischer Diener des Fürsten von Liechtenstein, im Kontext der Diskussion um die geforderte Gleichheit Menschen. Soliman wurde vom Fürsten geschätzt und erhielt ein gutes Gehalt. Die Mitgliederliste der Wiener Freimaurerloge Zur wahren Eintracht zeigt seinen Namen neben dem Wolfgang Amadeus Mozarts. Nach seinem Tod verlangte der österreichische Kaiser Franz I. jedoch seinen Körper; dieser wurde ausgestopft und als Exotikum in seiner naturgeschichtlichen Sammlung ausgestellt. Ein Abdruck seines Kopfes gelangte in die phrenologische Sammlung von Franz Joseph Gall; sie werden diesen in der Sektion zur Wissenschaft sehen können. Solimans Tochter hatte übrigens in den Adel eingeheiratet, ihr Sohn und Solimans Enkel war der österreichische Dichter Eduard Freiherr von Feuchtersleben.

               Ein anderes Beispiel wäre Josiah Wedgwood. Sie sehen seine englische Keramik in der Sektion zur Antike, sie stellte römische Vorbilder mit neuem Material und in einer neuen Technik her und schuf damit auch nachträgliche Souvenirs von Pompeij. Wedgwood war jedoch auch ein bedeutender Gegner des Sklavenhandels und schuf mit dem Symbol des knieenden Sklaven das weitverbreitete Zeichen der Abolitionisten in England, die unter anderem durch einen Verzicht auf den Zuckerkonsum der Sklavenhaltung entgegentreten wollten. Dies hinderte Wedgwood jedoch nicht, Sklavenhändler und -besitzer mit seinen Waren auszustatten und gerade auch an der Herstellung von Zuckerdosen zu profitieren.

               Und unser Projekt geht über die Museumsräume hinaus.

               Neben dem Besuch unserer Ausstellung möchte ich Sie auch auf die Begleitpublikationen hinweisen, die in deutscher und englischer Sprache erschienen sind, und in denen führende Philosophen und Philosophinnen und Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in größerem Detail auf die Facetten dieser Ausstellung eingehen. Gleichzeitig haben wir Interviews mit Persönlichkeiten des In- und Auslandes, die die Frage „Was ist Aufklärung?“ auf ihre Weise beantworteten und die Relevanz der in der Ausstellung behandelten Fragen für ihre eigene Arbeit erläuterten. Da wir in der Ausstellung selbst nur Ausschnitte aus diesen Interviews integrieren konnten, zeigen wir die längeren Versionen auf einer Webseite, die das DHM für diese Ausstellung bereitgestellt hat. Eine Auswahl von drei Interviews ist bereits in dem Magazin Historische Urteilskraft in der Redaktion von Oliver Schweinoch vorab erschienen.

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               Es ist mir nun zum Schluss wichtig, Dank zu sagen. Zunächst gilt dieser Dank natürlich Raphael Gross für sein großes Vertrauen, sowie der Unterstützung von Ulrike Kretzschmar als Leiterin der Wechselausstellungen und dem wissenschaftlichen Beirat und Fachbeirat des Museums. Ausstellungen sind Teamarbeit. Ich danke der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Saro Gorgis, der Projektassistentin Harriet Merrow, der studentischen Mitarbeiterin Nina Markert und Wolfgang Cortjaens, der stellvertretend für die Sammlungsleiter im Team mitwirkte, und besonders Dorlis Blume, die als Projektleiterin große Geduld für meine Ideen zeigte und immer wieder – und bisweilen auch vergeblich – versuchte, mich auf dem Boden zu halten. Hans Hagemeister und Marie-Luise Uhle, unterstützt von den studentischen Mitarbeitern Johannes Karger und Jelle Spieker konnten das Konzept in Architektur umsetzen und ich möchte an dieser Stelle auch den Restauratorinnen unter der Leitung von Martina Homolka, sowie den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Spandauer Werkstätten unter der Leitung von Lisa Berchtold danken, die hinter den Kulissen des Museums arbeiten, aber ohne die keine Ausstellung möglich ist.

               Das die Ausstellung begleitende öffentliche Programm wurde von Stephanie von Steinsdorff mit Unterstützung von Nike Thurn gestaltet. Brigitte Vogel-Janotta und ihr Team, vor allem Crawford Matthews und Lilja Ruben-Vowe, leiteten das von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Projekt „Aufklärung NOW“, welches in die Ausstellung integriert wurde und auch ausführlicher auf unserer Webseite vertreten ist. Verena Günther bemühte sich darum, dass unsere Ausstellung inklusiv ist, und war auch für das Kinderheft verantwortlich. Die Registrar Nicole Schmidt hat den bisweilen komplizierten Leihverkehr ermöglicht; Ilka Linz die Herstellung der Begleitbände geleitet, die beim Hirmer Verlag erschienen, und Dorit Aurich übersah das Lektorat für den Katalog und die Ausstellung selbst. Die grafische Gestaltung lag in den Händen von Julia Volkmar und dem Studio Bens. Felice Fornabaio hat mit der Assistenz von Sina Aghazadehsaeini die Videointerviews bearbeitet, wiederum von Peter Schützhold für die Webseite vorbereitet wurden, ebenso die Videos des „More Story“, die Sie ebenfalls auf der Webseite finden werden. Nathanael Kuck stellte den Audioguide her. Mein Dank gilt gleichfalls Nicola Schnell und Stephan Adam von der Kommunikationsabteilung. Daniela Lange und Alexandra de Léon waren für die Pressearbeit verantwortlich.

               Kuratoren und Kuratorinnen anderer Museen in Deutschland, Österreich, Belgien, Großbritannien, Frankreich, der Schweiz und den Vereinigten Staaten haben mir und unserem Team einen ausführlichen Blick in ihre Sammlungen und damit Entdeckungen ermöglicht. Einige von ihnen, wie auch einige der Katalogautoren und Katalogautorinnen und Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen sind unserer Einladung zur Ausstellungseröffnung gefolgt und haben einen bisweilen sehr weiten Weg auf sich genommen, um hier und heute dabei zu sein. Auch dafür Dank. Ich hoffe, dass die Ausstellung sie, wie alle anderen Besucher und Besucherinnen ansprechen, bewegen, und vor allem auch engagieren wird.


[1] Siehe Antoine Lilti, L’héritage des Lumières. Ambivalences de la modernité (Paris: Seuil/Gallimard, 2019), 7 Übersetzung von mir).

[2] Immanuel Kant, “Zur Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?” Berlinische Monatsschrift 2, 12 (1784): 481-494; hier 481.