Das Meer als Heimat und Erinnerung
Unergründlich, unberechenbar und abgrundtief. So gewaltig sind die Meere, so schön und furchterregend. Sie prägten das Weltbild, versenkten Landmassen, trockneten aus und als ob ihnen das Formen der Erde nicht genügt hätte, nahmen sie Einfluss auf die Geschichte. Sie veränderten die Welt und machten sie zu der, die wir heute kennen. Aus Meeren wurden Weiden und aus Bergen wurden Inseln. Ihr Tun ist beständig und kennt kein Ende.
In der pannonischen Tiefebene kennt jeder die Geschichte vom längst verschwundenen Meer, das die Ebene einst zum Meeresgrund machte. Diese Geschichte bleibt für uns, die Pannonier, nicht nur eine Geschichte, für uns ist sie eine Erinnerung und eine Sehnsucht. Die Geschichte des pannonischen Meeres erregt nur selten die Aufmerksamkeit der serbischen Öffentlichkeit, doch für uns kommt dieses Meer der Heimat gleich. Es ist dasselbe Meer, auf dessen Grund wir wohnen, dasselbe in dessen Tiefen wir schreiten. Sein Rauschen reicht bis in die Gegenwart hinein. Aus fernen Gezeiten kommen seine Wellen zugerollt. Das Meer so fern und doch so nah, nur durch die Zeit getrennt. Sein Rufen ist bekannt, tief in uns verankert und wir tragen sein Vermächtnis. Wenn wir unsere fruchtbaren Felder und die grünen Täler äugen, rufen wir die Erinnerung an das verschwundene Meer wach. Sobald wir unseren Blick auf die Inselberge heben, erblicken wir die Wellen und die Sonne, wie sie die Meeresoberfläche durchdringt und die Tiefen erleuchten lässt. Wir spüren den feinen Sand der Banater Sandwüste unter unseren Füßen. Wir schließen unsere Augen, fühlen die Frische der See und atmen ihre kühle Luft ein. Wir lassen uns von den Meeresströmungen einfach treiben und folgen den Winden.
Die Erinnerung prägt uns, bleibt beständig, gewaltig, wie das Meer selbst. Die See hinterließ uns fruchtbare Weiten, und die Sehnsucht zu fernen Gezeiten.
Dieser Beitrag wurde im Rahmen der Blogparade #DHMMeer von Dušan Eginger Stojšin verfasst.