„Frankfurt und seine Weltoffenheit haben mich geprägt“
Mein Geschichtsstück: Die ehemalige Profi-Fußballerin und heutige Bundestrainerin der Frauen-Fußballnationalmannschaft, Steffi Jones, stellt ihr liebstes Objekt im Deutschen Historischen Museum vor.
„Mein Geschichtsstück ist ein kolorierter Kupferstich der freien Reichsstadt Frankfurt aus dem Jahre 1720. Als dieser Stadtplan entstand, war meine Heimatstadt ein wichtiges Handels- und Verkehrszentrum – genau wie heute. Wo inzwischen Wolkenkratzer in die Höhe ragen, befand sich damals eines der größten Fachwerkensembles Deutschlands.
Frankfurt hat eine multikulturelle Tradition
Doch ganz gleich, ob Hochhäuser oder Holzbauten: Gewisse Grundwerte sind in Frankfurt immer gleich geblieben. Weltoffenheit prägte die Stadt bereits in der frühen Neuzeit, als jüdische Mitbürger hier fest verwurzelt waren und Frankfurt kulturell und ökonomisch formten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen Amerikaner und Gastarbeiter in die Stadt und halfen sie wiederaufzubauen. Es ist auch dieser multikulturellen Tradition Frankfurts zu verdanken, dass ich Rassismus und Ungerechtigkeit entschieden ablehne und mich für Respekt, Toleranz und ein friedliches Zusammenleben engagiere.
Weltmeisterfeier auf dem Römer
Genau diese Werte haben mich während meiner Fußballkarriere ständig begleitet. Auch sie hat in Frankfurt begonnen – genauer gesagt beim SV Bonames. Dort habe ich lange Jahre in den männlichen Jugendmannschaften gespielt und Disziplin, Spielfreude sowie wahren Teamgeist kennengelernt. Mein damaliges Durchsetzungsvermögen legte den Grundstein für meine späteren fußballerischen Erfolge, die ich zum großen Teil in Frankfurt feiern durfte. Besonders gern erinnere ich mich an den Champions-League-Sieg 2006 mit dem 1. FFC im heimischen Frankfurter Volksbank Stadion sowie an den Gewinn der Weltmeisterschaften 2003 und 2007, die wir auf dem Frankfurter Römer bejubeln konnten. Schon als kleines Mädchen habe ich davon geträumt, einmal dort oben zu stehen und gefeiert zu werden.
Das alte Frankfurt kehrt zurück
Nach alledem, was ich in der Stadt erlebt habe, ist es kein Wunder, dass ich mich zu Hause fühle, sobald ich die Frankfurter Skyline erblicke. Ich habe die Glastürme einfach ins Herz geschlossen. Vermutlich werden sie bald Konkurrenz bekommen: Ein Teil des mittelalterlichen Stadtkerns, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, wird derzeit originalgetreu wieder aufgebaut. Ich kann kaum abwarten, bis das alte Frankfurt mit seiner großartigen Geschichte zurückkehrt.“