Im Gespräch mit dem Kinderbeirat
Eröffnung der Kinderausstellung „Rein ins Gemälde!”
Redaktion | 7. Juni 2024
Am 1. Juni 2024 wurde die erste Kinderausstellung „Rein ins Gemälde! Eine Zeitreise für Kinder” im Deutschen Historischen Museum (DHM) eröffnet. Bei der feierlichen Eröffnung sprachen die Kuratorinnen Petra Larass und Stephanie Neuner sowie Präsident Raphael Gross mit Colin, Željka, Linda und Vincent vom Kinderbeirat.
Petra Larass: Unser Titel „Rein ins Gemälde!“ ist Programm: Unsere Zeitreise beginnt gleich am Eingang der Ausstellung mit einem beherzten Schritt durch einen riesigen Bilderrahmen. Wir lassen die Gegenwart hinter uns und folgen rätselhaften Schattenfiguren aus einer vergangenen Zeit! Wer sind sie? Wohin locken sie uns? In der Ausstellung laden euch diese Figuren ein, an ihrem Leben vor 500 Jahren teilzunehmen. Eine Patrizierin berichtet über die Gesellschaft ihrer Zeit, ein Reiter freut sich auf einen Turnierkampf mit Musik, ein Kaufmannssohn aus Lissabon ist zu Besuch in der Stadt und berichtet von Handwerk und Handel und schließlich erzählt ein Hirte vom Leben der Menschen mit der Natur. Alle Besucher*innen können in der Ausstellung selbständig und intuitiv diese Themen des Bildes und ca. 60 Objekte der damaligen Zeit mit vielen Interaktionen erforschen.
Viele der Ideen, die wir hier in der Ausstellung umgesetzt haben, haben wir mit euch, dem Kinderbeirat „die Klugen Zauberdrachen“ entwickelt. Liebe Željka, möchtest du unserem Publikum ein, zwei Ideen verraten, die du in der Ausstellung wiedergefunden hast, die ihr mit eingebracht habt?
Željka: Wir haben zum Beispiel am Anfang ein Leporello gemacht: Diese Idee findet ihr auch in der Ausstellung wieder, nämlich im Werkstattraum. Außerdem kann man ganz viele Sachen anfassen, wie zum Beispiel die Stoffe der Kleidung von damals, die sich hinter den Büchern verstecken.
Petra Larass: Vincent, hast du vielleicht noch ein paar Ideen?
Vincent: Wir haben gemalt und Sachen gebastelt.
Petra Larass: Es gibt eine Sache, die mich total überrascht hat: Ihr habt im Depot Inventarkarten entdeckt und für einen Moment war das viel spannender als die Objekte selbst.
Vincent: Wir haben Karten bekommen, auf denen Nummern zu dem Objekt standen. Es gab zum Beispiel ein frühes Spielzeug. Eine kleine Rassel, mit der Kinder früher gespielt haben.
Petra Larass: Und findet sich dieses Objekt auch wirklich in der Ausstellung?
Vincent: Ja, dieses Objekt befindet sich in der Ausstellung und ist in einer Vitrine zu sehen.
Stephanie Neuner: Lasst uns nochmal gemeinsam in die Inhalte von dem Bild hineingehen. Mit unserem Titel „Rein ins Gemälde!” versprechen wir vor allem euch Kindern, aber auch den Erwachsenen, eine spannende Zeitreise. Wohin geht denn diese Zeitreise? Sie geht in die Gesellschaft des 16. Jahrhunderts und diese sieht man auf dem „Augsburger Monatsbild“. Wir sehen sie in Interaktion und Kommunikation, in der Natur, bei Jagd und Spiel, bei einem Fest, mal in einer vornehmen patrizischen Stube oder beim Turnierspiel auf dem arkadengesäumten Platz. Aber was ist das eigentlich für eine Zeit im 16. Jahrhundert, in die wir dort blicken? Es ist eine Zeit, die im Umbruch begriffen ist und trotzdem eine sehr konfliktbehaftete und auch gewaltvolle Zeit war. Aber es ist auch eine Zeit der Zukunftszugewandtheit, es ist eine Zeit des Aufbruchs.
In einem Gespräch mit euch, liebe Zauberdrachen, da haben wir über die Stimmung in dem Bild gesprochen und ihr habt gesagt, das Bild sei fröhlich und positiv. Ich habe euch daraufhin erklärt, dass es in dieser Zeit viele Kriege und Konflikte gab. Und ihr meintet, dass die Menschen das damals gemalt haben, weil sie eine tiefe Sehnsucht nach Frieden hatten. Und jemand von euch hat gesagt, dass das heute im Grunde immer noch so sei.
Es gibt unterschiedliche Themenbereiche in der Ausstellung Natur, Musik und Spiel, Handel und Handwerk sowie die Gesellschaft im 16. Jahrhundert. Jetzt möchte ich euch fragen, welches Thema gefällt euch besonders gut?
Željka: Mir gefällt das Thema Natur besonders gut, weil mir die Natur generell sehr gut gefällt.
Linda: Ich finde das Thema Gesellschaft ziemlich interessant, weil sich vieles verändert hat. Manche Leute handeln jetzt in Gebäuden und früher haben sie es vielleicht draußen gemacht.
Vincent: Mich interessiert, wie früher gehandelt wurde, denn früher gab es noch nicht so viele Sachen, mit denen gehandelt wurde. Heute gehen wir in den Supermarkt, kaufen Sachen ein und früher wurde mit Fleisch, Kräutern und Gemüse gehandelt. Man hat jemandem Fleisch gegeben und derjenige hat ihm oder ihr Gemüse gegeben.
Colin: Mich haben ziemlich alle Themen interessiert – der Handel hängt eigentlich mit jedem anderen Thema zusammen. In der Natur finden wir Sachen, mit denen die Gesellschaft dann handelt und deshalb interessieren mich alle Themen.
Stephanie Neuner: Colin, ich möchte dich gleich noch was fragen. Ich weiß, dass du absoluter Experte für das Thema Restaurierung bist. Es gibt heute nämlich zwei Premieren. Wir zeigen die erste Kinderausstellung am DHM und das Augsburger Monatsbild – erstmalig nach einem sehr aufwendigen Prozess der Restaurierung und in einem neuen Rahmen. Colin, kannst du uns erzählen, was die Restaurierung mit dem Bild gemacht hat. Das war ja ziemlich kaputt, als es ins Museum kam, oder?
Colin: Das Bild war ziemlich zerstört und kaputt. Die Restaurierung hat versucht, das Bild wieder in einen ordentlichen Zustand zu bringen, indem sie eine Schicht abgemacht haben, die damals als Schutz aufgebracht wurde. Da war viel Farbe abgebröckelt und die musste man natürlich wieder rankriegen. Dafür hat man eine bestimmte Technik genutzt, die mit ganz kleinen Strichelchen, das Bild wieder alt aussehen lassen hat. Die Technik heißt Tratteggio.
Stephanie Neuner: Vielen Dank, Colin! Verrätst du uns wo man in der Ausstellung etwas über die Restaurierung erfahren kann?
Colin: In der Ausstellung gibt es eine Werkstatt. Da kann man viel über die Restaurierung erfahren. Es gibt ja auch nicht nur ein „Augsburger Monatsbild“ – es sind mehrere. Die anderen Monatsbilder kann man dort sehen, aber nicht als Original. Ich weiß gar nicht, ob die anderen drei restauriert wurden oder in der Sammlung sind.
Raphael Gross: Doch, zum Glück haben wir die anderen Monatsbilder auch. Aber das Augsburger Monatsbild Januar, Februar, März haben wir als erstes im restaurierten Zustand zeigen wollen. In der alten Dauerausstellung war der Gemäldezyklus auch schon zu sehen.
Colin: Gut zu wissen.
Stephanie Neuner: Okay, Zauberdrachen, ich habe noch eine Frage: Welches Objekt gefällt euch in der Ausstellung am besten?
Željka: Mir gefällt in der Ausstellung alles, was auf dem Tisch von der Patrizierin steht. Und das Buch über die Kräuter.
Linda: Mir gefällt das Besteck, das aus Metall und Elfenbein besteht. Ich finde es cool, dass Menschen mit so wertvollen Dingen gegessen haben.
Vincent: Mir hat an der Ausstellung am meisten die Ritterrüstung gefallen.
Colin: Ich habe zwei Lieblingsobjekte, nämlich das Schachbrett, das sieht ziemlich schön aus. Und die Babyrassel, da ist ein Bärenzahn unten dran. Ich frage mich jedes Mal, welches Baby mit so einer Rassel spielt.
Petra Larass: Seit punktgenau drei Jahren, also seit dem 1. Juni 2021, arbeiten wir mit den Zauberdrachen zusammen. Ich kann mich erinnern, dass wir gemeinsam sehr viele Mitarbeiter*innen im DHM besucht haben. Zum Beispiel die Menschen im…
Vincent: Wir waren im Depot, in der Werkstatt und auch in der Restaurierung.
Petra Larass: Was hat euch dabei am meisten überrascht?
Linda: Mich hat überrascht, wie viele Leute an der Ausstellung arbeiten. Es stecken ganz, ganz viele Menschen dahinter. Das finde ich einfach nur spannend!