Multaka – Museum als Hoffnungsträger
Am 20. Juni ist Weltflüchtlingstag, weltweit wird mit Aktionen auf die Not der mehr als 65 Millionen Menschen, die derzeit auf der Flucht sind, gedacht. Für das Deutsche Historische Museum ist es ein Anlass, um das Projekt „Multaka: Treffpunkt Museum – Geflüchtete als Guides in Berliner Museen“ und mit ihm Bashar Almahfoud, einen der ganz besonderen Museumsguides, vorzustellen.
Mit dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015 wurden in zahlreichen Kultureinrichtungen und Museen Willkommens-Projekte für Geflüchtete eingerichtet. Zu ihnen zählt „Multaka: Treffpunkt Museum – Geflüchtete als Guides in Berliner Museen“. Von den Staatlichen Museen zu Berlin / Stiftung Preußischer Kulturbesitz initiiert, führen Geflüchtete und Migranten Neuankommende aus Syrien und dem Irak durch das Deutsche Historische Museum, das Pergamonmuseum mit dem Museum für Islamische Kunst und dem Vorderasiatischen Museum oder durch das Bode-Museum mit der Skulpturensammlung und dem Museum für Byzantinische Kunst. Die Bezeichnung „Multaka“ stammt aus dem Arabischen und bedeutet so viel wie „Treffpunkt“. Der Begriff beschreibt somit das Ziel des Projekts: Einen Treffpunkt und eine Möglichkeit des Austauschs für Neuankommende mit ihren unterschiedlichen kulturellen und historischen Erfahrungen zu schaffen.
Diplom-Ingenieur und Museumsguide
„Für mich ist Multaka wie eine Botschaft – sie versammelt die Menschen und zeigt ihnen die deutsche Geschichte oder das eigene Kulturerbe in den anderen Museen“, sagt Bashar Almahfoud, einer der 25 Multaka-Guides. Er ist seit Beginn des Projekts vor eineinhalb Jahren dabei und führt mehrmals im Monat bis zu 30 Personen durch die Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums auf Arabisch, Englisch und Deutsch. Vor rund zweieinhalb Jahren ist Bashar mit einem regulären Visum nach Berlin gekommen, um seine Doktorarbeit in Architektur und Energiemanagement zu schreiben. Unter der Woche arbeitet er in einer internationalen Firma als Diplom-Ingenieur, am Wochenende führt er Geschichtsinteressierte durch das Museum. Für seine Arbeit als Multaka-Guide absolvierte er im Vorfeld inhaltliche und didaktische Trainings.
Für ihn ist es eine Herzensangelegenheit, Menschen aus Syrien, Irak aber auch aus Deutschland und anderen europäischen Ländern die deutsche Geschichte zu vermitteln. Mehr noch als der Austausch über die eigene Geschichte, der zum Beispiel im Mittelpunkt der Multaka-Führungen des Pergamonmuseums steht, liegt Bashar die Vermittlung der Geschichte der neuen Wahlheimat am Herzen: „Wenn man in einem Land lebt, dann muss man die Geschichte dieses Landes kennen. Daraus kann man nicht nur etwas über die Gesellschaft erfahren, sondern auch sein eigenes Leben reflektieren.“
Deutschlands Zerstörung nach dem Zweiten Weltkrieg als Hoffnung
Beeindruckt zeigt sich Bashar Almahfoud von dem Ausstellungsbereich des Deutschen Historischen Museums, der sich dem Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg widmet. Trotz der Dokumentation von Leid und Kampf ums tägliche Überleben in der Nachkriegszeit, symbolisiert dieser Ausstellungsteil für Bashar Almahfoud Hoffnung: Hoffnung, dass die eigene Heimat irgendwann wieder aufgebaut wird und wieder lebenswert ist. „Ich möchte mich immer auf die positiven Seiten konzentrieren. Es ist vielleicht so, dass Besucherinnen und Besucher der Multaka-Führung den Krieg erlebt haben, deswegen möchte ich mich auf die Zeit nach dem Krieg konzentrieren. Sie müssen immer Hoffnung haben“, sagt der Multaka-Guide. Ob sich seine Hoffnung auf andere Geflüchtete langfristig überträgt, kann Bashar Almahfoud nicht sagen. Während der Treffpunkt-Führung findet aber immer der Austausch statt, den das im vergangenen Sommer von Kulturstaatsministerin Monika Grütters ausgezeichnete Projekt zum Ziel hatte.