Die Beschreibung der Feldzüge
Eines der Hauptmerkmale der Rheinkarte sind die umfangreichen Feldzugbeschreibungen des Jahres 1792 und 1793. Diese nehmen etwa die Hälfte des Dokuments ein.
Die Karte vereint in ihrem außergewöhnlich großen Format eine zeichnerisch räumliche Darstellung mehrerer Regionen mit Textinformationen, wie man sie eher in einem Buch oder einer Zeitschrift erwarten würde. Nur durch einen Text schien es dem Autor oder dem Verleger der Karte möglich zu sein, die komplexe Abfolge der Angriffe und Gegenangriffe darzustellen.
Die geographische Darstellung ermöglicht es dem Betrachter die Hauptorte der kriegerischen Auseinandersetzungen räumlich zu verorten und miteinander in Beziehung zu setzen.
Diese ungewöhnliche Kombination von Landkarte und großen Textkartuschen zu aktuellen Entwicklungen, erklärt sicher auch, dass der Verleger die Darstellung des Rheins als „ganz neu“ anpries.
Was wird in den Texten beschrieben?
Die historische Erzählung fängt mit der Kriegserklärung Frankreichs gegen Österreich am 20. April 1792 und den ersten Konsequenzen an:
„[...] Unordnung und Emigration auf allen Seiten, u. Deutschland ist das auswärtige Frankreich geworden [...]“. Dann werden die Truppen aufgezählt, die von den kleineren deutschen Territorien aufgestellt wurden, die auf der Karte eingezeichnet sind: Kurpfalz, Hessen-Kassel, Breisgau. In Worms kamen die französischen Emigranten an. Es folgt eine Aufzählung der Eroberungen: General Custine erobert mit 18 000 Mann zunächst Speyer, dann Worms, schließlich Mainz (20. Oktober 1792) (Link) und Frankfurt (22. Oktober 1792).
Beschreibung der Rückeroberung Frankfurts
Am 2. Dezember 1792 befreiten preußische und hessische Truppen Frankfurt von der sechs Wochen langen Besetzung der französischen Revolutionsarmeen.
In der zweiten Textkartusche, auf der Höhe des Einrisses, kann der aufmerksame Betrachter die Beschreibung der Rückeroberung nachlesen:
[...] Der Angriff war um 9 Uhr Morgens. Nach einer heftigen Canonade wurden in 1 1/2 Stunden die Thore geoefnet. Es entstand ein hitziges Gefecht. Ein Haufen Linien Truppen warf endlich die Waffen weg, u. rief auf den K. von Preußen Vive le Roi: Pardon… An Toden blieben 400. Gen: Helden nebst 1200 Mann u. 65 Officiers wurden gefangen. Die Hessen verloren 150 Mann und 3 Officiers u. 8. Mann wurden verwundet. [...]
Der Kriegsberichterstatter bemüht sich in wenigen Zeilen, die Truppenbewegungen zusammenzufassen und die Zahl der Verletzten und Toten anzugeben: Die französischen Truppen baten den preußischen König um Gnade, getötet wurden 400 Soldaten, 1200 Soldaten und 65 Offiziere wurden gefangen genommen. 150 hessische Soldaten wurden getötet, 3 Offiziere und 8 Soldaten oder jeder 8. Soldat wurden verwundet.
Die Zahl von 150 gefallenen Hessen stimmt allerdings nicht überein mit den 82 gefallenen hessischen Soldaten, deren Namen auf dem „Hessendenkmal“ von 1793 verewigt wurden. Dieses Frankfurter Denkmal wurde vom preußischen König Friedrich Wilhelm II. gestiftet und vom Architekten Carl Gotthardt Langhans entworfen. Auf dem Denkmal wurden zum ersten Mal auch die Namen der „einfachen Soldaten“ festgehalten. Es wurde an der Stelle aufgestellt, wo sie gefallen sind, daher ist es auch eines der ersten Beispiele der im 19. Jahrhundert immer häufiger errichteten Kriegerdenkmäler.
Für den preußischen König, der sich somit auch selbst ein Denkmal setzte, war es der erste Sieg gegen die französische Revolutionsarmee durch einen Zusammenschluss mit einem anderen deutschen Heer.