Die Titelkartusche
Die Zierrahmen, die die umfangreichen Texte der Karte aufnehmen, ähneln mit ihren eingerollten Rändern und Ecken Papierrollen. Das deutsche Wort Kartusche kommt vom französischen cartouche, das Papprolle bedeutet. Das Motiv der Kartusche ist von der Renaissance bis zum 19. Jahrhundert als Zierrahmen für Wappen, Inschriften, Portraits benutzt worden. Auch wenn sie recht schlicht und nicht mehr wie im Barock figürlich ausgestaltet sind, hat der Kupferstecher sich die Mühe gemacht sie als Schriftrollen darzustellen. Die Titelkartusche enthält prinzipielle Informationen zum Thema, zum Autor, zum Auftraggeber und Herstellungsjahr der Karte.
Was wird dargestellt?
Es handelt sich um eine thematische Karte, die den Grenzverlauf der deutschen und französischen Territorien, von Basel bis Koblenz, entlang des Rheins hervorhebt. Die deutschen Territorien waren durch die Angriffe des französischen Revolutionsheeres während der Jahre 1792 und 1793 bedroht. Die entsprechenden Feldzüge der Franzosen und die deutschen Reaktionen sind in den drei Textkartuschen beschrieben, aber nicht bildlich dargestellt. Es geht um die ersten beiden Jahre des Ersten Koalitionskrieges zwischen dem revolutionären Frankreich und zunächst Österreich, dann auch Preußen und anderen kleineren deutschen Staaten. Der Krieg war 1794 noch lange nicht zu Ende. Erst im Frieden von Campo Formio 1797 erkannte Österreich den Rhein als Grenze Frankreichs an.
Wer hat die Karte entworfen?
Den Beruf des Kartographen gab es Ende des 18. Jahrhunderts noch nicht. Nur wenige Spezialisten wie Gerhard Mercator widmeten sich ausschließlich der Kartographie. Viele damalige Kartographen waren Wissenschaftler, Verleger oder Ingenieure. Peter Joseph Moritz Pedetti wuchs in einer italienischen Künstler- und Architektenfamilie auf. Er entwickelte früh eine zeichnerische Begabung. Mit 16 war er Zeichner im Hofbauamt Ansbach. Es folgten zahlreiche Posten als Architekt an deutschen Höfen, aber auch in Dänemark und Polen, bis Pedetti 1750 Hofbaudirektor und Hofkammerrat in Eichstätt wurde. Diesen Posten hatte er bis zu seinem Tode 1799 inne und er hinterließ zahlreiche Gebäude in der Übergangsperiode zwischen Barock und Klassizismus, die heute noch in Eichstätt an ihn erinnern. Sein Geburtstag jährt sich 2019 zum 300. Mal. Pedetti war 76 Jahre alt, als er diese Karte schuf. Um die drucktechnische Vervielfältigung und die Finanzierung kümmerte sich das Unternehmen „Homännische Erben“.
Wer hat die Karte in Auftrag gegeben?
Johann Baptist Homann war ein Nürnberger Kartograph, Verleger und Kupferstecher. Mit seinem 1702 gegründetem Verlag für „Kartographie“ wurde er der wichtigste deutsche Herausgeber für Karten, Atlanten und Globen. Als er 1724 starb, ging sein Unternehmen auf seinen Sohn über, der es an zwei Geschäftsführer vererbte mit der Auflage, es als „Homännische Erben“ weiterzuführen. Um 1760 hatte der Verlag 550 Karten im Angebot. Schon damals war es eine Spezialität des Verlags, die Karten zu datieren und den Autor zu nennen. Das Unternehmen wurde geschlossen, als sein letzter Besitzer 1848 starb. Die umfangreiche Kartensammlung der „Homännischen Erben“ blieb leider nicht erhalten.