Grenzübergreifende Umweltbewegung
Eine neue Wacht am Rhein
Der deutsche Liedermacher Walter Mossman hat im Oktober 1974 eine Variation zur Wacht am Rhein (Link) geschrieben unter dem Pseudonym Joss Fritz. Dieser war ein Bauernführer, der im 16. Jahrhundert gegen die Unterdrückung der Landbevölkerung gekämpft hat.
Walter Mossmann hat das Lied auf dem besetzten Platz in Marckolsheim gesungen und sagte dazu: "Ende September 1974, während der Platzbesetzung gegen ein deutsches Bleichemiewerk im elsässischen Marckolsheim, hat der französische Schullehrer Jean Gilg ein Transparent in den Schlamm gepflanzt: "Deutsche und Franzosen gemeinsam: Die Wacht am Rhein“.
Das heißt er hat ganz bewusst den Titel der informellen deutschen Nationalhymne aus dem Ersten Weltkrieg aufgegriffen und mit einer vollkommen neuen, entgegengesetzten Bedeutung versehen: Deutsche und Franzosen machen sich nicht mehr kriegerisch den Besitz des Rheinstroms streitig, sondern schließen sich zusammen, um die gemeinsame Region am Oberrhein gegen die neuartigen, grenzüberschreitenden Gefahren wie Radioaktivität und die Emissionen der Chemie-Industrie zu schützen – eine in der Tat "Andere Wacht am Rhein“.
Vom ersten Tag an hat sich die oberrheinische Umweltbewegung der 70er Jahre als die historische Antwort auf das Menschheits-Verbrechen des Ersten Weltkriegs verstanden.
„Die Wacht am Rhein“ von Walter Mossmann
1. Strophe und Refrain 1.Strophe
Im Elsass und in Baden
war lange große Not
da schossen wir für unsre Herrn
im Krieg einander tot.
Jetzt kämpfen wir für uns selber
in Wyhl und Marckolsheim
wir halten hier gemeinsam
eine andere Wacht am Rhein.
Auf welcher Seite stehst du?
He! Hier wird ein Platz besetzt.
Hier schützen wir uns vor dem Dreck
nicht morgen, sondern JETZT!