Kardinal Richelieus Testament
Die natürlichen Grenzen Frankreichs?
Frankreichs Grenzen waren schon im 17. Jahrhundert durch Meere und Gebirge geschützt – außer im Osten. Geographisch bot sich der Rhein als Ostgrenze an. Lange sah die Geschichtsforschung die erste Erwähnung des Rheins als „natürliche Grenze Frankreichs“ in Richelieus politischem Testament.
Der Anspruch auf die Rheingrenze erschien auf französischer Seite ab 1792 während der Revolutionskriege wieder. Mittlerweile distanziert sich die Forschung von der Idee eines ständigen französischen Strebens zur Rheingrenze. Vor allem während der NS-Zeit hatten deutsche Historiker den Franzosen diese Absicht unterstellt.
Ein Streben nach der Rheingrenze konnte bei Richelieu bisher nicht nachgewiesen werden. Trotzdem nahm das französische Sicherheitsbedürfnis einen wichtigen Platz in den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden ein. Vor seinem Tod hatte Richelieu die Botschafter beauftragt, zu gewährleisten, dass Wege zur Rheinbrücke nach Breisach freigehalten werden müssen. Frankreich sollte Städte auf dem Weg nach Breisach besitzen, wie Saverne oder Schlettstadt. Auf diese Weise sollten Versorgungskorridore für Truppen freigehalten werden, um schnell den Rhein zu erreichen und so Pläne der Habsburger durchkreuzen zu können.