Der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg
Charles de Gaulle bereitete seine sechstägige Deutschlandreise im September 1962 besonders gut vor, da er wusste, dass die von Adenauer angestrebte Westbindung in Deutschland umstritten war. Er schrieb seine 14 Reden selbst und trug sechs deutsche Übersetzungen frei vor.
Charles de Gaulle wandte sich in seiner Rede vom 9. September 1962 in Ludwigsburg an die junge Generation. Es sollte der Höhepunkt seiner umjubelten Reise werden.
Sie alle beglückwünsche ich! Ich beglückwünsche Sie zunächst, jung zu sein. Man braucht ja nur die Flamme in Ihren Augen zu beobachten, die Kraft Ihrer Kundgebungen zu hören, bei einem jeden von Ihnen die persönliche Leidenschaftlichkeit und in Ihrer Gruppe den gemeinsamen Aufschwung mitzuerleben, um überzeugt zu sein, dass diese Begeisterung Sie zu den Meistern des Lebens und der Zukunft auserkoren hat.
Ich beglückwünsche Sie ferner, junge Deutsche zu sein, das heißt Kinder eines großen Volkes. Jawohl, eines großen Volkes, das manchmal, im Laufe seiner Geschichte, große Fehler begangen hat. Ein Volk, das aber auch der Welt fruchtbare geistige, wissenschaftliche, künstlerische und philosophische Werke gespendet und sie um unzählige Erzeugnisse seiner Erfindungskraft, seiner Technik und seiner Arbeit bereichert hat; ein Volk, das in seinem friedlichen Werk, wie auch in den Leiden des Krieges, wahre Schätze an Mut, Disziplin und Organisation entfaltet hat.
Das französische Volk weiß das voll zu würdigen, da es auch weiß, was es heißt, unternehmens- und schaffensfreudig zu sein, zu geben und zu leiden.
Auszug der Ansprache von Staatspräsident Charles de Gaulle