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Im Rahmen der Ausstellung „Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert“ hat das Deutsche Historische Museum eine Schenkung von Dr. Edna Brocke, Judaistin und Großnichte der politischen Theoretikerin Hannah Arendt, erhalten. Die Schenkung umfasst Presse-, Audio- und Filmmaterial sowie zahlreiche Gegenstände aus dem persönlichen Besitz Hannah Arendts, darunter Autorenausgaben ihrer Schriften, Urkunden und Auszeichnungen, eine Kamera, Fotografien, Briefe, Kunstwerke und Schmuck.

Raphael Gross, Präsident des Deutschen Historischen Museums, zeigt sich sehr erfreut über die Schenkung und betont ihre Bedeutung: „Die großzügige Schenkung von Dr. Edna Brocke bedeutet einen ganz außerordentlichen Glücksfall und Gewinn für unser Haus. Sie bereichert die Bestände des Deutschen Historischen Museums um wertvolle Zeugnisse einer der wichtigsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts.“

Einige der Schenkungsobjekte sind zentrale Exponate der Wechselausstellung „Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert“. Die erstmals in einem Museum gezeigten persönlichen Gegenstände – darunter Hannah Arendts elegantes Pelzcape, ihre Aktentasche mit Monogramm oder ihr Zigarettenetui – zeugen von Arendts ausgeprägtem Stilbewusstsein und eröffnen den Besucherinnern und Besuchern auch einen persönlichen Zugang zur politischen Theoretikerin. Die Objekte werden in der Schau von einem 2019 produzierten Interview mit Edna Brocke flankiert, in dem sie ihr Verhältnis zu Hannah Arendt thematisiert.
Eine Besonderheit der Schenkung ist die Minoxkamera von Hannah Arendt, die zusammen mit Originalnegativen und bisher nicht publizierten Fotoabzügen aus der Schenkung im Zentrum eines eigenen Ausstellungskapitels steht. Zwischen 1961 und 1975 blieb Arendts handliche Kamera eine treue Begleiterin zu Hause und auf Reisen, mit der sie Freunde und Verwandte in Israel, New York und Europa fotografierte.

Edna Brocke
Dr. Edna Brocke, geb. Fuerst, wurde 1943 in Jerusalem geboren. Ihre Eltern, Käte (geb. Lewin) und Ernst Fuerst (ein Cousin Hannah Arendts), waren 1934 aus Deutschland nach Palästina geflohen. Nach ihrem Militärdienst in der Israelischen Armee studierte sie Politikwissenschaft, Anglistik und Judaistik an der Hebräischen Universität Jerusalem. 1955 traf sie in Israel erstmals ihre Großtante Hannah Arendt, die sie während des Eichmann-Prozesses mehrfach in den Gerichtssaal mitnahm. Edna Brocke zog 1968 nach Deutschland und leitete von 1988 bis 2011 die Begegnungsstätte Alte Synagoge Essen. Brocke ist Mitbegründerin und
-herausgeberin der Zeitschrift Kirche und Israel. Sie erhielt zwei Ehrenpromotionen für ihr Werk auf den Gebieten der Theologie und 2002 die Buber-Rosenzweig-Medaille. Von 1956 bis 1975 stand Edna Brocke mit ihrer Großtante in einem vertrauten Briefwechsel. Sie trafen sich in Israel und besuchten sich gegenseitig in Deutschland und New York.

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Aufgrund der aktuellen Präventionsmaßnahmen zur Eindämmung des sogenannten Coronavirus ist die Ausstellung „Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert“ für den Publikumsverkehr aktuell nicht zugänglich. Auf der Webseite des Deutschen Historischen Museums ist ein erster Blick in die Ausstellung möglich. Die in Kooperation mit dem rbbKultur erstellten Hörcollagen laden ein, einen ersten Eindruck von Hannah Arendts Leben und Wirken zu gewinnen. Sukzessive erweitert das Deutsche Historische Museum während der Schließzeit die digitalen Angebote zur Ausstellung auf der Webseite, den Sozialen Medien und dem DHM-Blog.