Berliner Mittwochsgesellschaft im Deutschen Historischen Museum
Fortsetzung des Begleitprogramms zur Ausstellung „Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert“ bis 2. April 2025
Am 5. März um 18:30 Uhr mit Susanne Lachenicht und Iwan-Michelangelo D’Aprile
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Das Deutsche Historische Museum lädt in Kooperation mit der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte noch bis zum 2. April 2025 zur eintrittsfreien Diskussionsreihe „Berliner Mittwochsgesellschaft“ in den Pei-Bau ein. Begleitend zur aktuellen Wechselausstellung „Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert“ lässt das DHM das historische Format der Mittwochsgesellschaften an drei weiteren Abenden wiederaufleben. Wie zur Zeit der Aufklärung steht der Austausch über gesellschaftspolitische Themen der Epoche im Fokus. Dabei rücken insbesondere die Fortschritte, Ambivalenzen und Widersprüche der Aufklärung in den Blick, die unsere Gesellschaft bis heute prägen. Es moderieren Kai-Michael Sprenger, Direktor der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte, und Julia Voss, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deutschen Historischen Museums.
Zur Halbzeit der Veranstaltungsreihe diskutieren am Mittwoch, den 5. März 2025 um 18.30 Uhr die Historikerin Susanne Lachenicht und der Literaturwissenschaftler und Historiker Iwan-Michelangelo D’Aprile über das Thema: „Wie spricht man mit? Demokratisierungsprozesse in und durch Revolutionen“.
Der bekannte Freiheitsruf der Französischen Revolution – „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ – mündete nicht in der Befreiung aller. Auch eine breite Solidaritätsbewegung mit gesellschaftlich Marginalisierten blieb aus. In welchem Verhältnis stehen also Emanzipation und Gewalt in den Revolutionen des 18. Jahrhunderts? Warum mussten und müssen Mitspracherecht und Gleichstellung erkämpft werden und inwiefern spielt Gewalt dabei eine Rolle? Lassen sich hier Anknüpfungspunkte zu heutigen Protestbewegungen finden? Susanne Lachenicht und Iwan Michelangelo D’Aprile gehen diesen Fragen nach und betrachten dabei nicht nur die Französische, sondern auch die Haitianische Revolution.
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei. Eine Anmeldung ist online im Ticketshop oder vor Ort an der Museumskasse erforderlich.
Kommende Termine der Diskussionsreihe „Berliner Mittwochsgesellschaft“:
Mittwoch, 5. März 2025 um 18.30 Uhr
Wie spricht man mit? Demokratisierungsprozesse in und durch Revolutionen
mit Iwan-Michelangelo D’Aprile und Susanne Lachenicht
Moderation: Kai-Michael Sprenger und Julia Voss
„Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“: Der Freiheitsruf der Französischen Revolution mündete nicht in der Befreiung aller und auch nicht in einer einheitlichen Solidaritätsbewegung mit gesellschaftlich Marginalisierten; bei den Menschenrechten waren nicht alle mitgemeint. In welchem Verhältnis stehen Emanzipation und Gewalt in den Revolutionen des 18. Jahrhunderts? Warum mussten und müssen Mitspracherecht und Gleichstellung erkämpft werden und inwiefern spielt Gewalt dabei eine Rolle? Lassen sich hier Anknüpfungspunkte zu heutigen Protestbewegungen finden?
Mittwoch, 19. März 2025 um 18.30 Uhr
Wie teilt man Gewalten? Republik und Rechtsstaatlichkeit in und seit der Aufklärung
mit Gertrude Lübbe-Wolff, Anette Meyer und Kolja Möller
Moderation: Kai-Michael Sprenger und Julia Voss
Die Forderung nach Gewaltenteilung ist ein Erbe der Aufklärung und die Bedingung einer Republik: Montesquieu formulierte die „ewige Erfahrung, dass jeder, der Macht hat, ihrem Missbrauch geneigt ist“ und plädierte für eine Verfassung, die dem Volk mehr politische Freiheit ermöglichen sollte; Rousseau formulierte die Idee eines Gesellschaftsvertrags, durch den Regierungen im Sinne des Gemeinwohls handeln. Doch wie funktioniert das in der Praxis? Wie und wann wurde Rechtsstaatlichkeit etabliert und weiterentwickelt? Und welche Rolle spielt(e) dabei die Verfassung?
Mittwoch, 2. April 2025 um 18.30 Uhr
Was bleibt? Zum Erbe der Aufklärung(spraxis)
mit Corine Pelluchon und Barbara-Stollberg Rilinger
Moderation: Kai-Michael Sprenger und Julia Voss
Die Menschenrechte wurden im 18. Jahrhundert formuliert, doch an der Umsetzung für alle scheiterte der auf dem Papier formulierte Universalismus. Diese Ambivalenz und die verschiedenen Facetten der Epoche scheinen bis zu uns ins 21. Jahrhundert durch und werfen Fragen auf: Wie steht Aufklärung in heutigen politischen Diskursen da? Was macht das Erbe der Aufklärungs(-praxis) aus? Wenn wir Aufklärung als einen Prozess sehen, der bis in die Gegenwart wirkt, wie können wir eine „neue Aufklärung“ denken?
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Eine Anmeldung ist online im
Ticketshop oder vor Ort an der Museumskasse erforderlich. In einem Buchungsvorgang können maximal zwei Plätze gebucht werden.
Das gesamte Begleitprogramm kann auf dem DHM-Soundcloud-Kanal und auf dem DHM-Spotify Kanal nachgehört werden.
Zur Ausstellung „Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert“:
„Was ist Aufklärung?“, fragte der Berliner Pfarrer Johann Friedrich Zöllner 1783 in einem Beitrag für die Berlinische Monatsschrift. Diese griff die Frage auf und stellte sie ihren Leserinnen und Lesern. Damit begann eine Debatte um diesen Begriff, der die Philosophiegeschichte prägen sollte und unter anderem Moses Mendelssohn und Immanuel Kant zu ihren berühmten Antworten anregte. Das Deutsche Historische Museum nimmt die Frage nach dem Wesen der Aufklärung in einer umfangreichen Ausstellung auf und stellt zugleich weitere „Fragen an das 18. Jahrhundert“, die aus ihr hervorgehen.
In aktuellen gesellschaftspolitischen Diskussionen werden die universalen Werte der Aufklärung oft zitiert oder in ihrer Reichweite hinterfragt. Zugleich prägen die Widersprüche dieser Epoche das heutige Denken und Handeln. Die Ausstellung schafft einen historischen Rahmen für die Debatten unserer Zeit: Sie konzentriert sich auf die zentralen Auseinandersetzungen der Epoche und beleuchtet ihre Ambivalenzen, indem sie die Ideen der Aufklärung nicht als homogenes Fortschrittsprojekt präsentiert, sondern die Konflikte um Konzepte und Forderungen sichtbar macht. Dabei wird deutlich, dass damalige Vorstellungen von Gleichberechtigung oder Toleranz unseren heutigen Vorstellungen nicht entsprechen und oft in der Praxis nicht eingelöst wurden. Die Suche nach Wissen und der neuen Wissenschaft, Fragen nach der Religion, Gleichheit und Freiheit der Menschen und Forderungen nach bürgerlichen Rechten bis hin zu Merkantilismus und Weltbürgertum – diese Themen des sogenannten „langen 18. Jahrhunderts“ nimmt die Ausstellung in einer internationalen Perspektive in den Blick.

Berliner Mittwochsgesellschaft
© Grafik VISUAL SPACE AGENCY & STUDIO BENS
In Kooperation mit: