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Das Deutsche Historische Museum hat dank der großzügigen Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Kulturstiftung der Länder die bedeutende „Sammlung Wolfgang Haney” erworben. Haney hatte in 30-jähriger Arbeit 15.000 Objekte zur Geschichte des Antisemitismus, zur Verfolgung und Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden, zu Konzentrationslagern und Ghettos sowie zur medialen Aufarbeitung des Nationalsozialismus nach 1945 und gegenwärtigen Formen von Rechtsextremismus zusammengetragen. Das DHM bewahrt und erhält die Sammlung damit als Ganzes und schützt sie als ein zeithistorisches Zeugnis vor einem Handel auf dem freien Markt.

Der Erwerb der Sammlung ist mit rechtlichen und ethischen Fragen zur Herkunft der Objekte verbunden, die das verbrecherische Umfeld widerspiegeln, aus dem sie stammen: Das Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin untersucht die komplexe Objektgeschichte der Sammlung deshalb in Kooperation mit dem Museum in zwei Forschungsvorhaben, deren Ergebnisse in die Konzeption der neuen Ständigen Ausstellung des Deutschen Historischen Museums einfließen werden. Das DHM ist darüber hinaus eine Kooperation mit den Arolsen Archives eingegangen, die als Nachfolger des Suchdienstes des Internationalen Roten Kreuzes große Kompetenz bei der Ermittlung von Opfern der NS-Verfolgung mitbringen.

Reste von Thorarollen, die aus geplünderten Synagogen in Osteuropa stammen und von deutschen Soldaten als Packpapier missbraucht wurden, sind ebenfalls offensichtliches Raubgut. Sie wurden in einer weiteren Kooperation von der Claims Conference hinsichtlich des religionsgesetzlich gebotenen Umgangs geprüft und dem Museum als Leihgabe zur historischen Aufklärung übergeben.

Raphael Gross, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum: „Im Zuge der Neukonzeption unserer Ständigen Ausstellung ist es dem DHM ein wichtiges Anliegen, sich in einem bedeutsameren Rahmen als bisher mit der Geschichte und Gegenwart von Antisemitismus auseinanderzusetzen. Hierfür legt die Sammlung Wolfgang Haneys einen wesentlichen Grundstein. Ihre Erforschung wird uns und unseren Besucherinnen und Besuchern zu einem tieferen Verständnis darüber verhelfen, wie alltagsprägend antisemitische Einstellungen, Bilder und Hasspropaganda seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland und anderen europäischen Ländern waren.“

Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien: „Die Sammlung Haney enthält historisch einzigartige Zeugnisse, die auf beklemmende Weise nationalsozialistische Menschheitsverbrechen und die schrittweise Eskalation des rassistischen Terrorsystems nachzeichnen. Die Sammlung ist so ein wertvolles Konvolut zur Erforschung des Antisemitismus, der uns auch aktuell wieder herausfordert. Wenn wir aus den Erfahrungen der Vergangenheit für die Gegenwart und die Zukunft lernen, ist dies auch Ausdruck unserer Wertschätzung und Sorge für die Demokratie. Auch dafür leistet die Sammlung Haney einen wertvollen Beitrag.“

Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung: „Antisemitismus ist eine Geißel, der die gesamte Gesellschaft entschlossen entgegentreten muss. Die Erforschung der Sammlung Wolfgang Haney kann uns wertvolle Erkenntnisse über die Entstehung und Verbreitung des Antisemitismus liefern. Diese Erkenntnisse sind die Grundlage, um Antisemitismus wirksam zu bekämpfen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt nachhaltig zu stärken. Wir alle müssen dafür sorgen, dass Antisemitismus keinen Platz in unserem Land hat: Die Zivilgesellschaft, Sicherheitsbehörden und andere staatliche Stellen, aber ganz entscheidend auch die Wissenschaft.”

Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Die von Wolfgang Haney zusammengetragene Sammlung dokumentiert auf einzigartige Weise die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Mit dem jahrzehntelangen Zusammentragen der Objekte leistete Haney eine Pionierarbeit zur Aufklärung von Verbrechen des Nationalsozialismus und der Judenverfolgung. Kein Museum oder Archiv hat in vergleichbarer Weise solche Objekte zusammengetragen. Dank der Erwerbung durch das Deutsche Historische Museum und dem geplanten Forschungsvorhaben mit der TU Berlin kann die Sammlung nun umfassend erforscht und mithilfe von Publikationen und Ausstellungen bekannt gemacht werden.“

Zur „Sammlung Wolfgang Haney”:

Wolfgang Haney (1924-2017) baute seine Sammlung bewusst in Erinnerung an die NS-Verfolgung seiner Familie auf. Seine jüdische Mutter arbeitete in der Blindenwerkstatt Otto Weidt und überlebte ab 1943 in einem Versteck im Wald. Sein Vater musste bei der Organisation Todt Zwangsarbeit leisten. Haney selbst half Jüdinnen und Juden dabei, sich zu verstecken. Von Anfang an hatte er das Ziel, diese massenhaft verbreiteten Zeugnisse des Hasses und der Verfolgung – darunter Postkarten, Plakate, Flugschriften, Nippes, Münzen, Lebensmittelkarten, Dokumente, Fotografien und Filme – später Museen und Archiven als Mittel der Aufklärung zur Verfügung zu stellen. Durch seine Initiative kam ab den 1990er Jahren eine Reihe von Ausstellungen und Publikationen zustande, die ganz oder zu wesentlichen Teilen auf seiner Sammlung beruhten.

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