Diskursprogramm zur Ausstellung „documenta. Politik und Kunst“ im Deutschen Historischen Museum
Vortrag von Dorothea von Hantelmann am 27. Oktober 2021 | Vierteilige Gesprächsreihe „Die blinden Flecken der documenta“ im November
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Das Deutsche Historische Museum lädt vom 3. bis 24.November 2021 zu einer vierteiligen Gesprächsreihe im Rahmen der aktuellen Wechselausstellung „documenta. Politik und Kunst“ (noch bis 9.1.2022) ein. Zum Auftakt spricht die Kunsthistorikerin, Autorin und Kuratorin Dorothea von Hantelmann bereits am 27. Oktober 2021 um 18:30 Uhr in ihrem Vortrag „Die documenta als Dokument ihrer Zeit“ über die Geschichte und Gegenwart der wichtigsten Ausstellung für zeitgenössische Kunst und ihres expliziten Setzungsanspruchs.
Der Blick zurück auf die Geschichte der documenta zeigt die vielfältigen Wechselwirkungen von Politik und Kunst nach 1945: Seit ihrer Gründung spiegelt sie die Zeitgeschichte und den Streit um kollektive Selbstdeutungen, historische Veränderungen und gesellschaftliche Auseinandersetzungen. Sichtbar werden dadurch auch die Leerstellen: Was wurde übersehen und verschwiegen, wer übergangen und verdrängt? Welche Netzwerke griffen weiter – und wen schlossen sie aus? Wer musste wem weichen – und warum? Das Diskursprogramm zur Ausstellung geht diesen Lücken und Fragen mit Gästen aus Wissenschaft und Kunst an vier Abenden nach.
Mittwoch, 3. November 2021, 18:30 Uhr
„nicht ein einziger“: Werner Haftmanns Einladungs- und Erinnerungspolitik
Die neben Arnold Bode wichtigste Gründungsfigur der documenta war Werner Haftmann. Ab 1937 NSDAP-Mitglied und 1946 noch von italienischen Behörden als Kriegsverbrecher gesucht, entschied er ab 1955 maßgeblich, wer auf der documenta gezeigt wurde – und wer nicht. Was er über seine eigene NS-Vergangenheit verschwieg und wie er mit seiner Einladungs- auch Erinnerungspolitik betrieb, diskutieren der Historiker Carlo Gentile und die Kunsthistorikerin Vincenza Benedettino im Gespräch mit der Kuratorin der Ausstellung Julia Voss.
Mittwoch, 10. November 2021, 18:30 Uhr
Die Ermordeten und die Verdrängten: Die documenta und der NS
Auf einer frühen Einladungsliste zur documenta 1955 steht noch der Name „Rudolf Levy“; später fällt er jedoch heraus. Heute kennt ihn kaum jemand mehr, während Emil Nolde, der mehrfach in Kassel gezeigt wurde, berühmt wurde – nicht zuletzt durch die documenta. Wie selektiv bei der dortigen Rehabilitierung der vom Nationalsozialismus verfemten „Moderne“ vorgegangen wurde, wer nach 1945 wem weichen musste, um das Narrativ nicht zu stören, und wer wie zurückkehren konnte – nach Deutschland und in den Kunstbetrieb – darüber sprechen u.a. der Künstler Mischa Kuball und die Kunsthistorikerin Aya Soika mit der Kuratorin der Ausstellung Julia Voss.
Mittwoch, 17. November 2021, 18:30 Uhr
Die „Nichtkünstler“ im benachbarten Deutschland: Die documenta und der „Osten“
Der Kalte Krieg wurde auch auf der documenta ausgetragen. Am Zonenrandgebiet gelegen, wurde sie zum Leuchtturm westlicher Kulturpolitik und zum Bollwerk gegen „den Osten“. Werke, die auf der anderen Seite der deutsch-deutschen Grenze entstanden, wurden als „politisch reglementierte Kunstübung des ‚sozialistischen Realismus’“ bezeichnet und galten als unwürdig, in Kassel ausgestellt zu werden. Welche Rolle das „Ministerium für gesamtdeutsche Fragen“ dabei spielte und wie die Ostpolitik Willy Brandts auch die documenta veränderte, zeigen der Historiker Stefan Creuzberger und der Ausstellungsmacher und Autor Christoph Tannert.
Mittwoch, 24. November 2021, 18:30 Uhr
Pluralismus für einige wenige: Die documenta und der „Westen“
Hinter der kulturellen und politischen Deutungshoheit, mit der die documenta antrat, stand eine Idealisierung „des Westens“ und seiner Werte. Das Selbstbild von Freiheit und Pluralismus hinterfragten u.a. die – nicht zur documenta eingeladenen – Guerrilla Girls, die 1987 auf der d8 darauf aufmerksam machten, für wie wenige dies bei genauerer Betrachtung galt. Der Kurator der Ausstellung Lars Bang Larsen spricht u.a. mit Ayşe Güleç aus dem Artistic Team der documenta fifteen darüber, warum es lohnt, sich die historischen „weißen Flecken“ anzusehen, die zu diesem „Übersehen“ führten, und was sie für die Kunstgeschichtsschreibung bedeuten.
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist erforderlich unter: https://www.dhm.de/anmeldung-documenta/
Das Diskursprogramm kann auf dem DHM-Soundcloud-Kanal nachgehört werden. Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der DHM-Website.
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