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Mehr als 60 Filme hat der Dokumentarfilmemacher Peter Nestler im Laufe von mehr als 60 Jahren geschaffen. Unbequeme, poetische Filme, in denen er sich in verschiedene Themengebiete wie Krieg, Arbeitsverhältnisse, Ausbeutung und Strukturwandel, die Zerstörung der Natur durch industrielle Eingriffe, Antisemitismus, Antiziganismus und (Neo-)Faschismus begibt. Dabei ist ein präziser, kunstloser, von einprägsamen Worten begleiteter Stil entstanden.

Der kürzlich verstorbene Filmemacher Jean-Marie Straub bezeichnete Nestler einst als „nicht versöhnten Filmemacher“. Schon in den 1960er Jahren haftete Nestlers Filmen etwas Aus-der-Zeit-Gefallenes an, denn sie besitzen eine auf die äußere Wirklichkeit gerichtete Klarheit, die im Kino und im auf individualisierte, dramatisierte Geschichten gerichteten Dokumentarfilmmodus von TV-Anstalten wie ein Fremdkörper wirkt. Nestler selbst zitierte einmal Bertolt Brecht im Zusammenhang mit seiner eigenen Arbeit: „Die Wahrheit herauszugraben unter dem Schutt des Selbstverständlichen, das Einzelne auffallend zu verknüpfen mit dem Allgemeinen, im großen Prozess das Besondere festzuhalten, das ist die Kunst der Realisten.“

Peter Nestler wurde 1937 in Freiburg im Breisgau geboren. Als junger Mann heuerte er auf Frachtschiffen an, lernte in Übersee die Folgen des Kolonialismus kennen – eine für sein politisch-gesellschaftliches Selbstverständnis prägende Erfahrung. Sein Kunststudium in München finanzierte er durch Arbeit auf dem Bau oder als Darsteller in Unterhaltungsfilmen. Anfang der 1960er Jahre drehte er erste kurze Dokumentarfilme, die von Orten und Landschaften handeln, in die sich die Geschichte und der Mensch eingeschrieben haben. Aufträge von öffentlichrechtlichen Fernsehsendern folgten, bis ihm nach Von Griechenland (1965) vorgeworfen wurde, der Film sei „kommunistische Propaganda“ – was einem Arbeitsverbot in Deutschland gleichkam. Nestler ging daraufhin ins Arbeits-Exil nach Schweden, der Heimat seiner Mutter. Viele der dort entstandenen Filme drehen sich um Arbeit und Geschichte, auch die deutsche Geschichte wirkt weiter in den Filmen. Sie entstanden meist in enger Zusammenarbeit mit seiner Frau Zsóka; er hinter der Kamera, sie mit dem Mikrophon in der Hand. Erst seit den 1990er Jahren kann Nestler wieder regelmäßig in Deutschland arbeiten, bis heute.

Die von Frederik Lang und Patrick Holzapfel kuratierte Werkschau Nicht versöhnt. Der Dokumentarfilmemacher Peter Nestler präsentiert Nestlers OEuvre erstmals in diesem Umfang in Deutschland. Sie wird vom Hauptstadtkulturfonds gefördert und findet in Kooperation mit der Deutschen Kinemathek statt. Wir freuen uns, dass Peter Nestler nach Berlin reisen und bei den ersten Veranstaltungen der Reihe unser Gast sein wird.

Ausführliche Angaben zur Filmreihe finden Sie auf unserer Webseite.

Wir freuen uns über eine Berichterstattung und stellen Ihnen auf Anfrage gerne Bildmaterial zur Verfügung.