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Als soziales Wesen verspürt der Mensch einen inneren Drang nach Austausch und Vernetzung mit anderen. Kommunikation zählt also zu seinen wichtigsten Grundbedürfnissen. Das Wort selbst stammt aus dem Lateinischen communicatio, was Mitteilung bedeutet und meint das Aussenden und Empfangen von Mitteilungen, was die Grundlage für jegliche Verständigung innerhalb der menschlichen Gesellschaft ist. Die Entwicklung in Kultur und Technik steuert dabei in welchem Umfang und auf welchen Wegen Kommunikation stattfinden kann. Der Dialog mit anderen wird gebraucht, um das eigene Leben, aber auch um vor allem das Leben miteinander zu organisieren. Das schließt die Befriedigung weiterer Grundbedürfnisse wie Nahrung, Obdach und die Partnersuche ebenso ein, wie das Aufstellen von Leitprinzipien für das gesellschaftliche Zusammenleben und Vereinbarungen für die friedliche Koexistenz.

Heute findet ein Großteil der Kommunikation über das Mobiltelefon statt. Für die DHM-Bibliothek ein Grund, die Geschichte der Kommunikation über elektronische Geräte etwas genauer und auch ihren Bestand auf besondere Telefonbücher hin zu untersuchen.

Bereits 1861 stellte der deutsche Physiker und Lehrer Philipp Reis (1834 – 1874) sein Telephon, ein Apparat, mit der man Sprache mittels elektrischen Stroms übertragen konnte, dem Physikalischen Verein in Frankfurt am Main vor. Leider überzeugte dieses Gerät aufgrund der massiven Schwankungen bei der Übertragung der Töne nicht. Um dem Verdacht zuvorzukommen, dass die gesendete und empfangene Botschaft im Vorfeld abgesprochen sein könnte, sendete er den spontanen Satz, welcher Titel der Ausstellung ist: Das Pferd frisst keinen Gurkensalat. Heute gilt der in Schottland gebürtige Audiologe Alexander Graham Bell (1847-1922) als Erfinder des Telefons. Er erhielt am 14. Februar 1876 in Boston das Patent auf seine Apparatur. 1881 ging mit 48 Teilnehmern das erste Telefonnetz in Deutschland in Betrieb. Ein Anschluss kostete damals ganze 200 Mark pro Jahr, weswegen zu den ersten Nutzern vor allem Firmen sowie Industrielle und Unternehmer gehörten, die sich diesen leisten konnten. Wegen der hohen Kosten für Anschluss, Nutzungs- und Anrufgebühr blieb das Telefon noch bis in die 1980er weiterhin ein Luxusgut. Erst ab da wurde das Telefon in 97% der westdeutschen Haushalte zum Alltagsgegenstand. Viele Bürger*innen der ehemaligen DDR mussten sogar bis nach der Wiedervereinigung 1991 auf einen eigenen Anschluss warten. 1992 revolutionierte das Mobilfunknetz die gesamte Telekommunikation. Mit seinen vielen Funktionen, die weit über die normale Telefonie hinausgehen, ist das Smartphone heute aus dem Alltag der Menschen nicht mehr wegzudenken.

Zu den außergewöhnlichsten Telefonbüchern der Bibliothekssammlung gehören verschiedene Verzeichnisse aus der Zeit des Nationalsozialismus. So z.B. das im Jahr 2022 erworbene Fernsprechverzeichnis Stabsamt Generalfeldmaschall Göring oder das aus dem April 1944 stammende Telefonbuch für die Verwaltung des Obersalzbergs, dem intimen Rückzugsort Adolf Hitlers im Berchtesgadener Land. Aber auch die wechselvolle deutsche Geschichte nach der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten kann über Objekte aus der DHM-Bibliothek in Telefonbüchern dokumentiert werden. So wird mit der letzten Ausgabe des Berliner Fernsprechbuchs für den ostdeutschen Teil der Stadt Berlin von 1989 und der relativ dünnen Broschüre zu den städtischen Vorwahlnummern für die Neuen Bundesländer aus dem Jahr 1991, die Wiedervereinigung von West- und Ostdeutschland auch nummerisch belegt.

Idee und Auswahl: Charlotte Lenz

Exponateliste

Aus der DHM-Bibliothek:

Chappe, Claude: Beschreibung und Abbildung des Telegraphen oder der neuerfundenen Fernschreibemaschine in Paris
Augsburg: Johann Georg Bullmann, 1795 | R 09/1225                                                        

Die Geschichte und Entwickelung des elektrischen Fernsprechwesens, 2. vermehrte und ergänzte Auflage
Berlin: Julius Springer, 1880 | 59/1458<2>                                                          

Hersen, C. und Hartz, R.: Die Fernsprechtechnik der Gegenwart
Braunschweig: Friedrich Vieweg und Sohn, 1910 | R 2021/141                                              

Deutsches Reich - Chef des Nachrichtenwesens: Der Armeefernsprecher F.2
[Berlin], 1918 | M 13/277 -3,F2         

Stabsamt Ministerpräsident Generalfeldmarschall Göring: Fernsprechverzeichnis
Berlin, [um 1940] | R 2022/130                                                                                                  

Fernsprech-Verzeichnis der Verwaltung Obersalzberg – Ausgabe April
o.A., 1944 | RZA 7773 -1944, April                  

Reichspostdirektion: Olympia-Fernsprech-Verzeichnis
Berlin, 1936 | G 3404                                                                                                                    

Senatsverwaltung für Post- und Fernmeldewesen: Amtliches Fernsprechbuch für Berlin – Ausgabe Dezember 1945
Berlin: Staatsdruckerei, 1945 | R 87/1595                                                        

Deutsche Post, Bezirksdirektion Berlin: Fernsprechbuch für die Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik – Ausgabe August 1989
Berlin, 1989 | ZA 7174 -1989                                                           

Fernmeldetechnischen Zentralamt Darmstadt: Vorwahlnummern – national - international ; amtl. Verz. d. Ortsnetzkennzahlen (AVON) - Sonderdruck
Darmstadt, 1991 | Z 7555 -1991, Sdr.                            

                                                    

Aus der Fotografischen Sammlung des DHM:

Telefonistin | BA 90/2674

Soldat beim Montieren von Feldtelefonleitungen | 82/1045/032/197/022

Fernsprechvermittlungsstelle im Führerhauptquartier Werwolf | Hoffmann 48400-241