Grundlagenforschung SBZ/DDR
Die systematische Erforschung des Kunst- und Kulturgutentzuges in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR ist nach wie vor ein Desiderat der Provenienzforschung. Kaum erforscht sind auch die Abläufe, Strukturen, Netzwerke und Akteure der Enteignungen. Das Deutsche Historische Museum hat einen Schwerpunkt auf den Entzugskontext SBZ und DDR gelegt wie auf die Fragen zu den Hintergründen und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Grundlagenforschung.
In Kooperation mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (DZK) konnten bereits zwei Forschungsprojekte realisiert werden.
Das 1952 gegründete Museum für Deutsche Geschichte (MfDG) hatte als das bedeutendste Geschichtsmuseum der DDR eine herausgehobene Stellung und erweist sich daher als ein besonders ergiebiger Forschungsgegenstand. Vor allem in der Aufbauphase des MfDG in den 1950er- und 1960er-Jahren erhielt das Museum zahlreiche Objekte aus diversen Quellen überwiesen, übergeben oder übereignet. Verlagerungen von Kulturgut und die daran beteiligten Institutionen der DDR lassen sich daher besonders gut erforschen. Untersucht werden können die für diesen Forschungsbereich spezifischen Kontexte des Eigentumsentzugs – beispielsweise Enteignungen von Schloss- und Gutsbesitzern im Rahmen der Bodenreform in der SBZ oder die Beschlagnahmung von Eigentum sogenannter Republikflüchtiger in der DDR. Die Erkenntnisse der durchgeführten Grundlagenforschungsprojekte zum MfDG sind auch für andere Museen in ganz Deutschland von Nutzen, da wertvolle Rückschlüsse auf die eigene Sammlung gezogen werden können.