- D 1944
- 35mm
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R: Werner Klingler, B: Wilhelm Krug, Georg Zoch, K: Georg Bruckbauer, D: Heinrich George, Heinz Klingenberg, Ernst Legal, Renée Strobrawa, 91’
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Blass vor Neid auf die „unerhört raffinierte und wirkungsvolle Propaganda-Tendenz“ des MGM-Erfolgsfilms Mrs. Miniver (1942), führte Propagandaminister Joseph Goebbels den „deutschen Produktionschefs“ William Wylers Drama über das Kriegsschicksal einer britischen Familie vor, damit sie lernen, „wie es gemacht werden muss.“ (Tagebucheintrag Goebbels, 8.7.1943) Werner Klinglers ‚Durchhaltefilm‘ Die Degenhardts ist das Ergebnis, gewissermaßen ein Tobis-Remake, in dem aber auch ein altbekanntes Handlungsmuster aus einem Klassiker der Weimarer Stummfilmzeit aufgegriffen wird. Ähnlich wie dem Portier in F. W. Murnaus Der letzte Mann (1924) wird Vater Degenhardt (Heinrich George) die lang ersehnte Beförderung verweigert. Arbeitslos geworden, verheimlicht der stolze Patriarch seiner Familie die beschämende Realität durch das Fingieren seines nun gegenstandslos gewordenen Beamtenalltags.
Nur sehr wenige Filme der NS-Zeit spielen in der Gegenwart und als Einziger bindet Die Degenhardts die jüngste Kriegsvergangenheit einschließlich der Zerstörung nationalen Kulturerbes durch alliierte Luftangriffe mit in den Film ein. Zu sehen sind die 1942 ausgebrannte Lübecker Marienkirche samt der berühmten ‚Buxtehude-Orgel‘ und dem mittelalterlichen ‚Totentanz‘-Zyklus von Bernt Notke. Scharade und danse macabre: Passende Metaphern für einen Spielfilm, der Deutschland als ‚Kulturnation‘ und die Zivilbevölkerung als Opfer verklärt, aber zugleich auch die Sterbestunde der NS-Propagandamaschinerie mit einzuläuten scheint. (ed)