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Abschied

Abschied basiert auf dem autobiographischen Roman des Lyrikers und DDR-Kulturfunktionärs Johannes R. Becher, der in der DDR als Staatsdichter hofiert wurde. Becher hatte das Buch 1940 in Moskau geschrieben, auch als persönlichen Versuch einer Selbstbesinnung inmitten der schwierigen Bedingungen des sowjetischen Exils.

Drehbuchautor Günter Kunert und Regisseur Egon Günther lösten sich weitgehend von den autobiographischen Elementen und trennten scharf zwischen der autobiographisch-authentischen Figur und ihrer Film-Erfindung: sie fokussierten konsequent auf die Entwicklung eines jungen Mannes im kaiserlichen Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg. Der Gymnasiast Hans Gastl, einziger Sohn eines Münchener Oberstaatsanwalts, rebelliert – gegen den erzkonservativen, überstrengen Vater, die bigotte Mutter und eine kaisertreue Umgebung. Er durchlebt eine leidenschaftliche Liebesbeziehung, scheitert mit einem Selbstmordversuch, verweigert schließlich die Teilnahme am Krieg und träumt vom Anderswerden.

Abschied war als Gedenkfilm für den „deutschen Nationaldichter“ (Walter Ulbricht) gedacht. Die SED-Parteiführung sah allerdings sein Bild beschädigt. Im Gewand eines Historienfilms jedoch wurde Abschied als Plädoyer für das Ringen um Selbstverständnis und um Identitätsstiftung von Jugendlichen verstanden. Eine expressive Bildsprache, eine ungewöhnliche Schauspielerführung und eine rasante Montage trugen außerdem dazu bei, dass der Film in der DDR-Öffentlichkeit „kleingehalten“ und nur in Filmklubs und Sonderveranstaltungen gezeigt wurde. (ga)