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Am Klavier: Anna Vavilkina
Zu Gast: Enis Dinç

Im Dezember 1926 eröffnet am Anhalter Bahnhof der prachtvolle Phoebus-Palast, wo sich heute das Deutschlandhaus mit dem Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung befindet. Auf dem Programm steht Joe Mays großangelegtes Drama Dagfin, das sich um einen Mord in einem Schweizer Winterkurort dreht. Lydia (Marcella Albani) und ihr Geliebter, der Skilehrer Dagfin (Paul Richter), verdächtigen sich gegenseitig, Lydias Ex-Mann ermordet zu haben. Dagfin lenkt den Verdacht auf sich selbst, indem er flieht. Damit beginnen die Verwicklungen erst richtig. „Das ist ein Film, der die Nerven packt, der vollgeladen ist mit Spannung, der packende Schicksale mit fesselnder, einbohrender Beredsamkeit erzählt. Vom starken Effekt bis zum feinsten Valeur hat May nichts ausgelassen, um den Zuschauer in den Bann seines Films zu zwingen.“ (Hans Wollenberg, Lichtbild-Bühne, 21.12.1926) Eine wichtige Rolle spielt der türkische General Sabi Bey (Paul Wegener), der im Krieg an Massakern an den Armeniern beteiligt war und an dem sich der junge Armenier Assairan (Ernst Deutsch) rächen will. Über Wegener, der im Weimarer Kino öfter Asiaten verkörperte, schreibt die Berliner Volks-Zeitung: „Ein Golemmensch, losrasend in seiner Wut und jäh versteinernd zu dämonischer Undurchdringlichkeit.“ (22.12.1926) (ps)

Wir zeigen die neue Restaurierung des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum (Frankfurt am Main).

Anna Vavilkina ist Pianistin und Organistin. Sie begleitet regelmäßig Stummfilme an der historischen Kinoorgel im Kino Babylon in Berlin.

Enis Dinç ist Stipendiat der Gerda Henkel Stiftung an der Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“. Er forscht zur Kulturgeschichte des Kinos im Osmanischen Reich und zum deutsch-türkischen Film.

Dagfin