Ein Anfang vom Ende der DDR

Die Ausbürgerung Wolf Biermanns war auch ein Medienereignis. Einen konzentrierten Einblick vermitteln die stets kritischen, oft scharfzüngigen Beiträge aus der ZDF-Sendereihe Kennzeichen D – Deutsches aus Ost und West, die ein breites Fernsehpublikum in der Bundesrepublik und der DDR erreichten. Die hier vorgestellten Beiträge über Wolf Biermann reichen von einem heimlichen Konzert in seiner Ost-Berliner Wohnung 1971, Randbeobachtungen bei seinem Kölner Konzert 1976, bis hin zu Reaktionen nach der Ausbürgerung von Peter Huchel, Jürgen Fuchs, Stefan Heym und anderen – aber auch von der Aktuellen Kamera. Zu sehen sind außerdem versteckt aufgenommene Bilder bei einem Besuch Biermanns am Krankenbett Robert Havemanns 1982 und ein Bürgerdialog in Hamburg 1986 über Biermanns Idee für eine neue deutsche Nationalhymne im Falle einer Wiedervereinigung. Auch die Geschichte von Biermanns Streitgespräch mit dem Stasi-IM Sascha Anderson („Sascha A…“) in der Kantine des Gorki-Theaters 1991 wird erläutert. Wie unterm Brennglas erscheinen hier Erschütterung, Trauer, Verrat und keimende Hoffnung, zu allererst aber eine Haltung: der Protest gegen die Zustände.

Holger Kulick arbeitet als Journalist und Dokumentarfilmer. Er ist Redakteur des Online-Magazins Deutschland Archiv der Bundeszentrale für politische Bildung.