Kinder, Bildung und Wissensvermittlung spielen eine wichtige Rolle im Œuvre Nestlers. In diesem Programm treffen Kinderperspektiven auf einen Filmemacher, der im Sinne von Sokrates die Jugend verderben will. Damit ist gemeint, dass er das zeigt, was andere verstecken. So ist Die Hasen fangen und braten den Jäger ein spielerischer Aufruf zum Widerstand und Gefährliches Wissen eine dialektische und christlich geprägte Analyse der Gefahr, die vom Wissen ausgeht, zum Beispiel von der Erfindung von Massenvernichtungswaffen. Der Film erzählt eine Geschichte der gewaltvollen Ungleichheit mit Hilfe von Holztafeln Dürers, Grünewalds und Baldungs.
In Hiroshima ist diese Gefahr längst grausame Wirklichkeit. Schwedische Kinder lesen Berichte überlebender Kinder der Atombombenangriffe auf Japan. Die Zeichnungen dieser Überlebenden sind wichtige, einzigartige Dokumente des Kriegsverbrechens und Mahnung an eine Zukunft. Der Schwenk über die am frühen Morgen noch leeren Holztische in einer Dorfschule im Berner Oberland in Aufsätze verweist in diesem Sinne auf mehr als ein ethnografisches Interesse an Bildung. Vielmehr zeigt Nestler auf, dass wer an eine mögliche bessere Welt glaubt, bei den Kleinsten beginnen sollte. Obwohl Bildung Gefahren birgt, bleibt sie entscheidend, um Krieg und Unterdrückung abzuwenden. (ph)
Alexander Scholz ist Festivalleiter der Duisburger Filmwoche.
Aufsätze
R/B: Peter Nestler in Zusammenarbeit mit Kurt Ulrich und Marianne Beutler, K: Kurt Ulrich, Peter Nestler, 10'
Die Hasen fangen und braten den Jäger
R: Peter Nestler, K: Lennart Bång, Kenneth Jacobsson, 7’
Gefährliches Wissen
R/B/S: Peter Nestler, K: Peter Nestler, Göran Lettstrand, Lennart Bång, 30’
Hiroshima
R/B/K/S: Peter Nestler, 4’