Wie zwei junge Menschen einander kennenlernen, sich ihre Gefühle und Körper anvertrauen, davon erzählt Das Mädchen Nanami auf zauberhaft zurückhaltende Weise, die Erinnerungsfetzen und dokumentarisch anmutende Passagen mit assoziativen Montagen und Klängen vereint. Der unerfahrene, einsame Goldschmied Shun trifft auf die in sich ruhende Nanami, die als Nacktmodell arbeitet und sich in einem Klub vor Gästen auspeitschen lässt. Den heimlichen Höhepunkt bildet die Vorführung eines Amateurfilms über die erste Liebe, in dem die Schwarzweißbilder auf einmal farbig werden.
Im Archiv des Werkstattkinos finden sich neben ostasiatischen Kung-Fu- und Monsterfilmen auch seltene deutsche Synchronfassungen japanischer Sex & Crime-Dramen der 1960er Jahre, die zugleich Genreformeln bedienen und künstlerische Experimente wagen. Das Mädchen Nanami ist dagegen in einer untertitelten Originalfassung überliefert. Der etwas ratlose Kritiker des Zürcher Tages-Anzeigers fand, dass dieser „merkwürdige Film (…) Kitsch und Sentimentalitäten auftischt, in falscher Poesie macht und unerschrocken mit der Pornographie liebäugelt.“ (16.1.1970) Und doch besitzt der Film für ihn eine „große Schönheit“ und Momente von „erstaunlicher Frische und Unmittelbarkeit“. (ps)
Kariera
R: Helena Amiradżibi-Stawińska, 10‘
Hatsukoi: Jigoku-hen
R: Susumu Hani, K: Yûji Okumura, M: Tôru Takemitsu, Akio Yashiro, D: Akio Takahashi, Kuniko Ishii, Haruo Asanu, Kazuko Fukuda, 108‘