
Bevor Harald Reinl ab Ende der 1950er Jahre das Unterhaltungskino der Bundesrepublik mit Kassenschlagern wie der Edgar-Wallace- und Winnetou-Reihe entscheidend mitprägen sollte, schuf er eine Anzahl von heute kaum gezeigten Werken, unter denen eines wegen seiner unerbittlichen Ernsthaftigkeit heraussticht, denn durch den kargen Kreuzgang von Hinter Klostermauern weht noch der eisige Wind der Nachkriegsjahre, der sozialen wie psychischen Not.
Frisch aus dem Gefängnis entlassen, muss der spiel- und raufsüchtige Trinker Thomas Holinka feststellen, dass seine Freundin Kathrin und ihr gemeinsamer unehelicher Sohn Peter aus ihrer alten Wohnung ausquartiert wurden und keine Bleibe mehr haben. Kurzerhand schafft Thomas Fakten und zieht mit ihnen in ein scheinbar verlassenes Kloster – ohne zu wissen, dass dort bald das Leben zurückkehren wird. Welten prallen fortan aufeinander. Eine Familie, die nach allem, was geschehen ist, an keinen Gott mehr glaubt, trifft auf Ordensschwestern, die ihr Leben in den Dienst Gottes stellen. Reinl erzählt die Parabel in einem auf wenige Orte beschränkten Mix aus neorealistischem Gegenwartsbild, eruptivem Körperkino und katholisch erbaulichem Glaubensmelodram. Ein Film über Liebe, Glaube, Hoffnung in harten, oft düster beengten Bildern. (ts)
Hinter Klostermauern
- D 1952
- 35mm
- OV
-
R: Harald Reinl, B: Harald Reinl, Erich Kröhnke, K: Franz Koch, M: Giuseppe Becce, D: Frits van Dongen, Olga Tschechowa, Katharina Mayberg, Harald Holberg, Walter Janssen, Margarete Haagen, 99‘