Ich bei Tag und Du bei Nacht
Ich bei Tag und Du bei Nacht
D 1932, R: Ludwig Berger, P: Erich Pommer, B: Hans Székely, Robert Liebmann, K: Friedel Behn-Grund, M: Werner R. Heymann, Texte: Robert Gilbert, D: Käthe von Nagy, Willy Fritsch, Julius Falkenstein, Friedrich Gnaß, 98‘ · DCP
SA 16.12. um 21 Uhr
„Wenn ich sonntags in mein Kino geh“, trällert Käthe von Nagy film- und fritschverliebt, und bald trällert das Publikum mit (auch samstags). Mit Ich bei Tag und Du bei Nacht erreicht die Ufa-Tonfilmoperette einen Höhepunkt an Eleganz und Witz: Mitten in der Wirtschaftskrise, als Millionen Deutsche unter Arbeitslosigkeit und Armut leiden, gelingt es Ludwig Berger, Märchen und Gegenwartsbild in Einklang zu bringen und über die Rolle des Kinos und die Möglichkeiten des Tonfilms zu reflektieren. Sein Film frönt dem Lebensmut erhaltenden Eskapismus – und ironisiert ihn zugleich dort, wo er in sentimentalem Kitsch ersäuft. Alles dreht sich um die wunderbare Käthe von Nagy und um Willy Fritsch, sie Maniküre, er Nachtkellner, beide nicht auf den Mund gefallen. In einer Welt voller falscher Fassaden verfluchen sie einander zuerst, dann lieben, dann verkennen sie sich – und schließlich gehen sie gemeinsam ins Kino.
Als Ich bei Tag und Du bei Nacht Ende 1932 herauskommt, wankt die Republik schon seit langem unter den Angriffen ihrer Feinde, vorneweg der Eigentümer der Ufa, der deutschnationale Parteichef Alfred Hugenberg. So gesehen, erwies sich die von liberalem, ja fast libertärem Geist beseelte Gruppe um den Produzenten Erich Pommer als „kulturbolschewistische Renommierzelle der Ufa“, wie Rudolf Arnheim augenzwinkernd und mit Blick auf die parodistisch-satirischen Züge des Films meinte: „Dank für die Liebesszene zwischen historischem potsdamer Mobiliar, die in dem bemerkenswerten Satz gipfelte: ‚Wer kann schon in Sanssouci Flöte spielen?‘ Man besuche diesen Film in Begleitung junger Mädchen.“ (Die Weltbühne, 6.12.1932). (ps)