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Zu Gast: Angelina Maccarone

 

Ob Mausi als lesbisch rauskommt, ist zunächst einmal nicht die Frage dieses Films, sondern ob sie zum Spielen nach draußen kommt. Inwieweit eine lesbisch lebende Frau angesichts der gesellschaftlichen Erwartungshaltung weiterhin „mitspielen“ muss, erkundet das Debüt von Angelina Maccarone (Co-Regie: Alexander Scherer) in komödiantischer Form. Präzise werden die westfälische Familie und das heimatliche Dorf dabei beobachtet, wieweit sie mit der Selbstermächtigung der in die Großstadt geflohenen Tochter umzugehen bereit sind, ebenso liefern auch der urbane lesbische Freundinnenkreis und sein Erwartungsdruck einer Identitätsbekundung Stoff für Pointen.

Maccarones Treatment, im Medienstudiengang der Hamburger Universität entwickelt und von der später in die Kritik geratenen NDR-Redakteurin Doris Heinze gegen jede bürokratische Logik gefördert, wurde zur Grundlage für diesen wegweisenden Coming-Out-Film, der am 7. Juni 1995 in der ARD-Reihe Wilde Herzen zur Prime Time vergleichsweise große Beachtung finden konnte. Die Komödienform, hier in der derben Variante einer Provinz-Posse, wird als subversives Mittel eingesetzt, um den normativen Druck auf einen persönlichen Selbstfindungsprozess infrage zu stellen. In der spielerischen und hintergründig komplexen Konstruktion des Stoffs zeigt sich Maccarones auch in späteren Filmen wahrnehmbarer Respekt vor einem Publikum, das sie weder belehren noch konfrontativ herausfordern möchte. (jk)