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Julia Wallmüller

Lenz

George Moorse war in den ersten Jahren der Regiestar des LCB und drehte nach In-Side-Out noch drei abendfüllende Spielfilme für die Filmabteilung. Lenz ist die letzte Zusammenarbeit und zugleich deren Höhepunkt. Basierend auf der gleichnamigen Novelle von Georg Büchner erzählt der Film vom Leben des Sturm-und-Drang-Schriftstellers Jakob Michael Reinhold Lenz (1751–1792), der sich infolge eines psychischen Zusammenbruchs in die Obhut des Pfarrers Oberlin begibt. In der Narration durchaus werkgetreu, finden Moorse und sein Kameramann Gérard Vandenberg halluzinatorische Bilder für den mentalen Zustand der Hauptfigur: Das gleißende Licht in der verschneiten Landschaft brennt förmlich in den Augen. Lange, statische und extreme kurze Einstellungen wechseln sich ab, dazu immer wieder fahrige Kamerabewegungen und bedrohlich wirkende Zeitlupen- und Zeitraffer-Effekte. Beim jungen Publikum, das nach den hochfliegenden Hoffnungen von 1968 in eine Depression geraten war, fand Michael Königs Darstellung des aus der Gesellschaft herausgefallenen Jünglings Lenz großen Anklang. Peter W. Jansen sah darin sogar „einen kaschierten Drogenfilm über einen ausgeflippten Typ, der von einer Heroinpanik in die nächste fällt“ (Die Zeit, 28.5.1971). (fl)