Friday, 30. September 2022, 07.00 pm
Lernen können ja alle Leute: L und l heißt Liebe
- BRD 1988
- 16mm
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R: Heide Breitel, K: Gisela Tuchtenhagen, 93‘
- Tickets
Eins und eins zusammenzählen, einmal Gelerntes wieder hervorholen und neu verknüpfen. Die Arbeit am Gedächtnis braucht viel Zuwendung, gerade bei Menschen mit geistiger und körperlicher Beeinträchtigung. Darum geht es beim Modellversuch Elbe-Werkstätten, einem Bildungsprogramm von Christel Manske, das Behinderten die Möglichkeit gibt, Lesen und Schreiben zu lernen - und diese Arbeit benötigt viel Zeit. Wie der Heimkinder-Zyklus ist Lernen können ja alle Leute die Langzeitbeobachtung eines Pilotprojektes, das Lehrende und Lernende auf einer anstrengenden, aber lohnenden Reise begleitet und sich gegen die Marktlogiken einer auf Profit ausgerichteten Gesellschaft stellt: So wie es keine schlechten Schüler gibt, gibt es nur den falschen Produktionszwang, der selbst diese Menschenkinder zu Akkord- und Fließbandarbeit nötigt.
Vor- und Abspann der dreiteiligen Mini-Serie, deren erster Teil gezeigt wird, muten mit ihren 80er-Jahre-Synthesizer-Klängen wie eine Daily Soap an und stellen die Protagonistinnen jeweils noch einmal namentlich vor – und mit ihren Bedürfnissen und Begehren in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit. Dabei geht es um die innere Bewegung und nicht deren äußere Erscheinung, die sich in der sensiblen Suchbewegung der Kamera ausdrückt. (fib)