Die nationale Frage ist für ein Volk, dessen Sprache und Kultur über Jahrhunderte unterdrückt wurden, von zentraler Bedeutung. Zu Beginn der 1930er Jahre entstehen erstmals Filmaufnahmen aus einer spezifisch sorbischen Perspektive, die nicht-sorbischen Filmschaffenden bis dahin verschlossen geblieben war.
1968 präsentiert die ideologisch gefärbte Dokumentation Wnučki Łužičanow – Die Enkel der Lusitzer die Sorben als nationale Minderheit und als „Volk mit eigener Sprache und Kultur“ – und zugleich als Teil der „neuen Menschengemeinschaft“.
Erst 1989 kann ein DEFA-Film – als einziger nur in einer sorbischen Fassung produziert – den Turnverband Sokoł als bedeutendste demokratische Organisation der Sorben in der Weimarer Republik vorstellen. Neben der Leibesertüchtigung diente der Verband der Förderung des sorbischen nationalen Gedankens und des Panslawismus – beides in der DDR nicht erwünscht. Deshalb
wurde auch Johannes Hempels Porträt des Malers und Schriftsteller Měrćin Nowak-Njechorński, eine für das sorbische Nationalbewusstsein bis heute zentrale Persönlichkeit, deutlich zensiert. (grl)
Oberlausitz
R: Vladimír Zmeškal, 14’ · stumm
Wnučki Łužičanow – Die Enkel der Lusitzer
R: Armin Georgi, B: Jurij Koch, Armin Georgi, K: Claus Neumann, 17‘
Sokoł - P.S. ke kapitlej našich stawiznow
R: Toni Bruk, B: Alfons Wićaz, Toni Bruk, K: Michael Börner, 35‘ · sorbische Fassung mit englischen Untertiteln
Měrćin Nowak-Njechorński – Maler seines Volkes
R: Johannes (Jan) Hempel, B: Jan Johannes Hempel, Jurij Krawža-Krause, K: Ernst Hirsch, Werner Baensch, 29‘